Predigt

„Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut …“ – Erntedank 2018

Die Anderen sind gut und richtig, weil Gott sie geschaffen hat - liebevoll mit der Schöpfung umgehen

Predigttext1. Timotheus 4, 4-5 (mit Exegese)
Kirche / Ort:Trinitatiskirche Aue / Karlsruhe-Durlach
Datum:07.10.2018
Kirchenjahr:19. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pfarrerin Kira Busch-Wagner

Predigttext: 1. Timotheus 4, 4-5 (Übersetzung nach Martin Luther)

Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.

Hinführung zum Predigttext

Der Predigtabschnitt zu Erntedank im IV. Perikopenjahr dürfte der kürzeste der ganzen deutschsprachigen Ordnung sein. Vielleicht fällt die Erarbeitung manchen schwer, weil es so selbstverständlich zu sein scheint: „Was Gott geschaffen hat, ist gut“. Gottes Gut-sein und das Gut-sein seiner Schöpfung entsprechen unmittelbar einander. Im Kontext des Timotheusbriefes und seiner Welt ein klares Plädoyer wider die Verachtung der geschöpflichen Welt. Keineswegs ein veraltetes Thema!

Lässt sich anders unser Umgang mit der Welt verstehen, als dass sich überall eine Art von (Vulgär-?)Platonismus breit gemacht hat. Eine Haltung, Welt und Dinge, ja, Lebewesen jeglicher Art als belanglos zu erachten? Wie anders ist der verbrauchende, Raubbau treibende Umgang mit unserer Welt zu verstehen? Ein Raubbau, welcher eben nicht ehrfurchtsvoll genießt und liebt? Nicht schützt und bewahrt, um zu erhalten?

Anders als Augustin sich in platonischer Tradition das gedacht hat, muss in der Folge des Timotheusbriefes das Genießen sich durchaus auf die geschöpfliche Welt beziehen und nicht allein auf das Ewige. Anders als Augustin sich das gedacht hat, darf und kann die Schöpfung Gottes nicht dem reinen (be-)nutzen überlassen bleiben. Die Verachtung der physischen Welt, der Sexualität, der Speisen, des Genusses, gegen die der Timotheusbrief sich wendet, mag einmal voller religiöser Askese, in philosophisch feiner Distanzierung gedacht gewesen sein. Doch deren dunkle Seite ist voller Gewalt und Zerstörung.

Da lässt sich der biblische Abschnitt zum Erntedankfest durchaus als Beitrag lesen zu den furchtbaren und vielfachen Fällen von Missbrauch und sexualisierter Gewalt in den Kirchen. Hätte man doch jeher eigene und fremde Sexualität in ihren verschiedenen Gestalten verstehen können als gute Schöpfung, die es mit Danksagung zu empfangen galt!

Hätte man doch der Vitalität von Kindern und Jugendlichen gerade in christlichen Heimen und Erziehungseinrichtungen Dankbarkeit entgegengebracht, ihren seelischen Nöten Respekt. Anstatt Eigensinn, Vitalität, Lebensmut und Besonderheiten mit Gewalt, Drogen und Drohung niederzuhalten und zu zerstören.

All das hat seinen Grund natürlich nicht ausschließlich, aber eben doch sehr stark eben in jener Geisteshaltung, der der Brief an Timotheus kräftig widerspricht. Statt ihrer fragt der Brief nach einem Zusammenwirken der Menschen mit Gottes Handeln durch das Gebet. Durch preisendes, segnendes Gebet, welches die Dinge nicht nur im Licht Gottes stehen sieht, sondern sie aktiv dorthinein stellt.

Der Predigtabschnitt kommt in seiner Behauptung allerdings auch an seine Grenzen. Gibt es nicht auch Vieles, was nicht gut ist? Wer entscheidet darüber, was zur guten Schöpfung gehört und was ihr widerspricht? Ist Homosexualität Teil der Schöpfung? Oder Widernatur? Darüber besteht keineswegs Einigkeit. In den 70er Jahren wurde unter dem Deckmantel liberalen Umgangs mit kindlicher und jugendlicher Sexualität Gewalt verschleiert. Was hätte auf guten Wegen zu besserer Sicht der Dinge geholfen? Gebet aber, Heiligung der Welt, gehört zu den Stärken der Schwachen, macht tätig und mitwirkend an Gottes Schöpfung.

Lieder:

„Wir pflügen und wir streuen“ (EG 508) „Lobe den Herren“ (EG 316) „Lobe den Herrn, meine Seele“ (Neuen Lieder Nr 68

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Heinz Janssen
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