Predigt

„Aufgeben ist kein Thema“

Nichts ist so wie es scheint

PredigttextHebräer 11,1-2; 12,1-3 (mit Exegese)
Kirche / Ort:Aurich
Datum:28.03.2021
Kirchenjahr:Palmsonntag (6. Sonntag der Passionzeit)
Autor:Pastorin Theda Frerichs

Predigttext Hebräer 11,1-2; 12,1-3 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

11,1 Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. 2 In diesem Glauben haben die Alten Gottes Zeugnis empfangen. 12,1 Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, 2 und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. 3 Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, dass ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.

Zur Predigt

Der Hebräerbrief richtet sich an eine vermutlich heidenchristliche Gemeinde, die glaubensmüde, hoffnungsmüde zu sein scheint. Die Menschen, die anscheinend in einer angefochtenen Situation leben, fragen sich: Gelten die Verheißungen Gottes uns noch? Der Verfasser ruft sie auf, durchzuhalten: „Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken“ (10,23) oder „Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat“ (10,35). In einem Aufriss der Heilsgeschichte von der Schöpfung über die Erzeltern, Mose, Könige und Propheten verläuft die Beweisführung: Wer glaubt, der kann sich auf die Verheißungen Gottes verlassen. Dafür gibt es in der Geschichte genügend Zeug*innen.

Was heißt aber Glauben? Auch darauf versucht der Verfassereine Antwort, die an Paulus (vgl. Röm 8,34f u.a.) erinnert: im Gegenüberstellen von Unsichtbarem und Sichtbarem entfaltet der Verfasser sein Bild vom Glauben als einer festen Zuversicht, einer Grundgewissheit, die auch gegen den Augenschein Anlass zur Hoffnung gibt.

Nach den Zeugen des alten Bundes kommt in 12,1-3 Jesus in den Blick. Er ist mehr als nur ein Vorbild, er ist „Anfänger und Vollender des Glaubens“. Er ist Anführer des alten und neuen Glaubens, geht den Weg voraus und hat am Ende als Hohepriester die Macht, die Seinen zur Vollendung zu führen (vgl. 7,19; 10,1.14).

Für meine Predigt habe ich auf weitere Literatur zurückgegriffen, auf die Biographie von Samuel Koch. Sie heißt bezeichnenderweise „Zwei Leben“. Er ist seit seinem Unfall in der Sendung „Wetten dass“ im Jahr 2010 querschnittsgelähmt. In den letzten Tagen habe ich ein beeindruckendes Interview mit ihm gesehen, in dem er ein Kinderbuch vorgestellt hat, das er gerade mit seiner Frau veröffentlicht hat. Durch diese Sendung bin wieder auf seinen Passionsweg aufmerksam geworden.

Möchte man alle drei Texte – Predigttext, Lesung und Biographie - miteinander verbinden, könnten diese Fragen dabei leiten: Was ist Glaube eigentlich und wie verändert er sich im Laufe eines Lebens mit Höhen und Tiefen? Wie verstehe ich meinen Lebensweg im Rückblick aus der Perspektive des Glaubens? Was trägt mich durch die Krise?Gibt es in meinem Leben diese feste Zuversicht, gibt es Hoffnung und wenn ja, welche?

Wer möchte kann auch hier, wie so oft in dieser Zeit, auch einen Blick auf die Lebensumstände seit dem Ausbrechen der Corona-Pandemie werfen. Gibt es Ereignisse, Erfahrungen, die ich gemacht habe, die meinen Glauben im Rückblick gestärkt, mein Herz gefestigt (vgl. Hebr 13,9) haben? Hier wäre auch ein Bezug zu der Lebenswelt der Konfirmand*innen möglich.

Lieder

EG 14 (Dein König kommt in niedern Hüllen) Ergänzungsheft zum EG 4 (In einer fernen Zeit gehst du nach Golgatha) EG 382 (Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr) Lebensweisen 20 (Wie sollen wir es fassen) Lebensweisen 21 (Meine engen Grenzen)

Gebet zum Kyrie

Manches Mal schaue ich zurück und denke: Hättest du damals nicht... Hättest du du doch bloß... Was wäre wenn... Gott, ich spüre dann, dass dieser Blick mich traurig macht. MeineGedanken quälen mich. War denn wirklich alles falsch? In welche Richtung soll es gehen? Herr, ich bin so niedergeschlagen. Richte mich auf durch dein Wort.

Tagesgebet

Gott, ich habe so viele Pläne gemacht für mein Leben. So viele Ideen gehen mir durch den Kopf. Ob sie diesmal gelingen? Oder muss ich sie doch wieder fallen lassen, weil es die Umstände nicht zulassen? Was hast du mit mir vor? Mit all meiner Freude, aber auch mit Angst vor Enttäuschung bin ich hier, Gott. Zeige mir den Weg, den ich gehen kann, den ich gehen soll. Lass mich mutig sein und dir vertrauen!

Neuigkeiten

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Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

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Heinz Janssen
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