Predigt

Berührung

Signalfläche Haut

PredigttextMarkus 1,40-45
Kirche / Ort:Schornsheim / Udenheim (Rheinhessen)
Datum:17.09.2017
Kirchenjahr:14. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pfarrer Kurt Rainer Klein

Predigttext: Markus 1, 40-45 (Übersetzung nach Martin Luther)

Die Heilung eines

AussätzigenUnd es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm:Willst du, so kannst du mich reinigen. Und es jammerte ihn und er streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm:Ich will's tun; sei rein! Und sogleich wich der Aussatz von ihm und er wurde rein. Und Jesus drohte ihm und trieb ihn alsbald von sich und sprach zu ihm: Sieh zu, dass du niemandem etwas sagst; sondern geh hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis. Er aber ging fort und fing an, viel davon zu reden und die Geschichte bekannt zu machen, sodass Jesus hinfort nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen konnte; sondern er war draußen an einsamen Orten; doch sie kamen zu ihm von allen Enden.

Vorbemerkungen zum Predigttext

In meiner Haut fühle ich mich zunächst nicht wohl, dass ich über die Heilungsgeschichte des Aussätzigen predigen soll. Nicht, dass ich Pickel bekommen habe. Es ist einfach ein Unwohlsein, das sich meiner bemächtigt wie schlechte Geister, die ich nicht gerufen habe. Doch in der intensiven Beschäftigung mit dieser Geschichte in Markus 1,40-45 wird mir zunehmend wohler in meiner Haut.

Hier in Markus 1,40-45 geht es ja auch um die Haut eines Menschen, die – in welcher Form auch immer – unrein zutage tritt. Dieser Umstand führt dazu, dass der Kranke sein Dasein isoliert von der Normalität des Alltags fristen muss (vgl. Lev. 13). Aussätzige wurden – wie der Name schon sagt – ausgesetzt. Mit ihnen wollte man – zum Selbstschutz - nichts mehr zu tun haben.

Die Haut eines Menschen ist Kontaktfläche seines Inneren mit dem Äußeren und Schutz seines Körpers und Innenlebens zugleich. Dünnhäutig sind wir leicht verletzlich. Dann fahren wie auch schneller aus der Haut. Dickhäutig treten wir vielleicht auf wie der Elefant im Porzellanladen und sind unempfindlich gegen Angriffe von Außen. Unsere Haut kann auch zur Signalfläche werden, die seelische Disharmonie offenbart.

Hier in Markus 1,40-45 begegnet ein Kranker einem Gesunden und es findet Berührung statt. Der Kranke rührt Jesus so an, dass Jesus ergrimmt. Der Gesunde rührt den Aussätzigen an, dass dieser rein wird. Die Aussätzigkeit wird überwunden. Der wieder rein Gewordene kann in die Gesellschaft zurückkehren. Berührung weckt die guten Lebensgeister, sie schenkt Mut und neues Selbstvertrauen.

Jesus will, dass der Gesundgewordene verschweigt, wer ihn geheilt hat, nicht, dass er geheilt wurde. Also soll er zum Priester gehen, der über seinen Zustand befindet und ein Opfer für seine Reinigung bringen. Stattdessen posaunt er hinaus, dass Jesus ihn geheilt hat – und macht dadurch Jesu Auftreten in Städten unmöglich (vgl. Messiasgeheimnis a.a.O.). Alles Drohen von Jesu Seite hat dies nicht verhindern können.

Die Heilungsgeschichte vom Aussätzigen ist eine Auferstehungsgeschichte: Vom Tod ist er ins Leben hinein auferstanden. Von der Abhängigkeit in die Freiheit. Von der Ohnmacht in die eigene Verantwortung. Von der Hilflosigkeit in die wiedererlangte Stärke. Von der Einsamkeit in die Gemeinschaft. Vom Ausgeschlossensein in die Geborgenheit. Von der Sprachlosigkeit in die Beredsamkeit.

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Heinz Janssen
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