Predigt

Beschlossene Sache

Trost - die uns schon heute bestimmende Wirklichkeit

PredigttextJesaja 40,1-8(9-11)
Kirche / Ort:Johanneskirche / Laufen und St. Cyriak / Sulzburg
Datum:16.12.2012
Kirchenjahr:3. Sonntag im Advent
Autor:Pfarrerin Eva Boehme

Predigttext: Jesaja 40,1-8(9-11) (Übersetzung Martin Luther, Revision 1984)

1Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott. 2 Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat doppelte Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle ihre Sünden. 3 Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! 4 Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; 5denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat's geredet. 6 Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle steine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. 7 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk! 8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich. 9Zion, du Freudenbotin, steig auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott; 10 siehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her. 11 Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.

Hinführung zum Predigttext

Hier hat ein Mensch etwas gehört, was er nicht wusste und hat es anderen Menschen zu Gehör gebracht, Menschen, die in einem Ghetto leben. Sie bewegen sich in einem elementaren Kreislauf von Essen, Lieben, Sterben. Aber keiner ist da, wo er lebt daheim. Es gibt eine fremde Macht, gegen die sich zu wehren sinnlos ist. Keiner kann weg. Fragen steigen auf. Was ist aus meinem Besitz geworden? Wie soll man Psalmen singen ohne Zion und ohne Jerusalem? Gerüchte gehen um. Schuldgefühle steigen auf. Weshalb haben wir nach dem Willen Jahwes nicht gefragt? Weshalb geglaubt, was im Gesangbuch steht und Jahwe darüber vergessen? Eine Wende ist nicht in Sicht. Wo ist Jahwe? Babylon ist stärker als er. Es gibt keine Brücke nach daheim. Dazwischen liegt die Wüste. Raus, aber wie? Da hört einer etwas. Da geht der Himmel auf. Nahrung für Hoffnung auf eine Wende. In seinen Worten kehrt Jahwe zurück zu seinem Volk.

Gattung und Aufbau des Textes, hermeneutische Überlegungen: Der Text gliedert sich in vier Teile. Der erste Aufruf (V 1.2) blickt auf Israel: Die Fronzeit ist zu Ende. Der zweite (V 3-5 ) blickt auf Jahwe: Gott (nicht die Menschen) kehrt heim. Der dritte (V 6-8) bezieht Israel in Gestalt des Propheten ein. Der Prophet soll rufen, setzt seine Einrede aber dagegen. Der vierte Aufruf (V 9-11) bezieht Israel mit ein: Jahwe kehrt heim mit seiner Herde, Israel. Gattungsgeschichtlich handelt es sich um die Vergabe von Aufträgen im himmlischen Raum. Teilgattung ist die Berufung des Propheten mit Auftragsvergabe in V 6a, Einrede des Propheten (V 6b.7), göttlich-himmlischer Zurückweisung der Einrede (V 8) und Auftragesinhalt für den Propheten (V 9-11).

Hermeneutisch ist zu berücksichtigen: Erzählt wird ein Auditionsvorgang in der himmlischen Welt. Der Prophet ist Ohrenzeuge. Die erzählten Vorgänge entspringen definitiven Beschlüssen des Königs Jahwe. Die Ausführung der Beschlüsse wird in Aufträge verwandelt. Das beschlossene Geschehen bewegt sich rein auf der Wortebene, nicht, noch nicht, auf der Geschehensebene. Das beschlossene Geschehen ist allerdings schon im Gang und sucht sich Mitwirkende an seiner Ausführung. Schlüssel zum Verständnis des Textes ist das Realitätsverständnis des Deuterojesaja: Nicht die Empirie macht die Realität eines Geschehens aus. Vielmehr ist die Realität in ihrem Kern dort erfasst, wo ein Geschehen beschlossen ist. Bei Jesaja 40 handelt es sich um die Wahrnehmung eines Geschehensablaufes in nuce. Mit dem Beschluss ist die Sache in Gang gesetzt. Die Wende, auch wenn sie noch nicht in Sicht ist, ist in Gott beschlossen.

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Heinz Janssen
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