Am Sonntag Palmsonntag denken wir an den Einzug Jesu in Jerusalem vor dem Karfreitag im Jahr 33. Jesus wurde zuerst mit Jubel und Palmwedeln begrüßt in Jerusalem. Große Erwartungen auf Befreiung der Israeliten von der römischen Knechtsherrschaft wurden ihm entgegen getragen, dann wurde er gekreuzigt. Ein Historiker hat behauptet, dass zur selben Zeit, als Jesus als Friedensbote auf der einen Seite in Jerusalems einzog, auch Pontius Pilatus mit seinen brutalen Kriegsknechten von der anderen Seite in Jerusalem einmarschierte.
Bis heute geht es darum, dass Jesus und alle Friedensboten mehr Einfluss gewinnen sollen als die Kriegstreiber. Dazu brauchen wir Vorbilder. Im Predigttext aus dem Buch des zweiten Propheten Jesaja, der Deuterojesaja genannt wird, geht es um die Friedensbotschaft eines von Person unbekannten Propheten. Er ist aber der bedeutendste Vorläufer Jesu im Alten Testament. Seine Botschaft ist bei Jesaja Kapitel 40 bis 55 aufgezeichnet.
Die Israeliten waren damals nach Babylon verschleppt worden und führten ein Sklavendasein. Da trat ein Prophet auf in Babylon und verkündete dem verzweifelten Gottesvolk die baldige Rückkehr in die Heimat. Am Horizont der Geschichte war nämlich der Eroberer und Perserkönig Kyros aufgetaucht. Dass er bis Babylon gelangen wird und die Juden befreit, ahnte keiner. Nur Deuterojesaja hatte von Gott selbst die Eingebung der Befreiung. Also ging er durch Babylon und verkündete im Aufrag Gottes nicht ohne Anfeindungen unentwegt die baldige Befreiung. Nach den Gottesknechtsliedern besonders in Jesaja Kapitel 53 opferte er sogar sein Leben für die Sünden seines Volkes vor Gott.
Mit seinem Leben als Verkündiger der Hoffnung und als aufopferungsvoller Knecht Gottes war er der größte Vorläufer Jesu im Alten Testament. Er verbindet das Alte und Neue Testament und zeigt den Geist des Gottessohns Jesu schon im Alten Testament. Davon handelt auch der Predigttext. Mit freien Worten zitiert heißt es dort: Der Knecht Gottes redet mit den Müden, Leidenden, Mutlosen zur rechten Zeit. Er ist Gott voll gehorsam. Er weicht nicht zurück vor den Aufgaben und Problemen und der Feindschaft gegenüber seinem Prophetenamt. Er lässt zu, dass die Feinde Gottes ihn schlagen. Er weiß aber auch um Gottes Hilfe, dass er nicht zuschanden wird.
Durch diese Parallelen zu Jesus ist der Text heute sehr aktuell: Verbreitet ist in diesen Jahrzehnten eine gewisse Christus-Vergessenheit. Die Menschen sind eigentlich verbreitet noch religiös im weiteren Sinn. „Irgendwie glauben wir doch alle an überirdische Wesen“, sagte mir vor kurzem ein Zeitgenosse. Esoterik, Horoskope, esoterische Heilkunde, Homöopathie mit Globuli sind verbreitet. In der Kirche wird überall von Gott gepredigt. In etlichen Predigten aber fehlt leider Jesus Christus, oder wird leider nur am Rande erwähnt.
Jesus als Teil des dreieinigen Gottes, als Schöpfungsmittler, der die Evolution mit Liebe programmiert hat, als Sohn Gottes, als unser Vorbild, Freund und Bruder, den man täglich fragen kann, was würdest Du, Jesus, mir raten, was würdest Du tun? Jesus, der sein Leben als Sühne für unsere Verfehlungen gegeben hat, Jesus, dem wir nachfolgen, all das kommt in unserem Glauben leider heute weniger vor als früher. Das sollten wir um Gottes Willen dringend verbessern und mehr von Jesus sprechen. Seine Worte in der Bibel lesen und in uns aufnehmen, ihm nachfolgen und ihn verkündigen, damit die frühere Begeisterung schon bei Kindergarten-Kindern und Jugendlichen wieder erneuert wird.
Unvergesslich hat dazu Björn Engholm vor wenigen Jahren etwas gesagt, was wir Christen weitergeben sollten. Wir sollten seine Worte in unseren Gemeinde- Zeitungen und – Briefen verbreiten, sie vortragen und darüber diskutieren und in Büchern für den Religionsunterricht Jugendlicher drucken. Als ein entschiedener Christ, aber auch als ein kluger und erfahrener Ministerpräsident, Bundesminister für Bildung und Kanzler-Kandidat, hat er in seiner fünfzehnten religiösen Rede im Lübecker Jazzgottesdienst Folgendes gesagt:
„Es gibt kein besseres Vorbild für ethisches Handeln als Jesus. Ob es um menschliches Zusammenleben geht oder um Politik, Wirtschaft und Kultur, nirgends findest Du ein besseres Vorbild für gelingendes Leben als Jesus. Jesus verkörpert die bedeutenden Tugenden und Werte, nach denen heute gerungen wird und die wir heute so nötig brauchen. Er steht für die zentralen Werte der Menschheit: Friedfertigkeit, Gerechtigkeit , Zuneigung , Liebe … Jesus besitzt die individuellen Tugenden: Mitmenschlichkeit, Mitempfinden, Bescheidung, Ausgleich, Hilfsbereitschaft, Anstand. Er verfügt erstaunlicherweise über all jene Fähigkeiten, die heutzutage auch in der Wirtschaft erwartet werden. Er ist ein Macher, handelt statt nur zu reden, setzt sich nachhaltig ein und ist dabei hocheffizienter als alle Menschen bisher in der Geschichte. Er ist also nicht nur ein spiritueller Wegweiser, sondern überragend zeitloses Vorbild für weises Denken, für tatkräftiges Handeln und Gutes zu tun zugunsten der Menschheit. Ich glaube, ein überzeugenderes Vorbild lässt sich in unserer Geschichte nicht finden! Also täten die Menschen und besonders die Eliten gut daran, sich an ihm zu orientieren und ihn als Vorbild zu nehmen, ihm, wo immer es geht als Vorbild nachzufolgen! Keine so großen Wunder wie er vollbringen, aber doch viele kleine Wunder in der Nachfolge durch gutes Tun. Und das jeden Tag immer wieder! Wir wollen die Hoffnung auf Gottes Reich nicht aufgeben!“
Es geht immer wieder darum, dass Gott durch Jesus in unsere Stadt und unsere Welt einzieht. Noch mehr geht es darum, dass Jesus als Gottes Sohn in unser Herz und in unseren Sinn einzieht und dort wirken kann. Er ist dann nicht nur unser Vorbild. Als unser Freund und Bruder gibt er uns Energie, Gutes und Gemeinnütziges zu tun und für ihn zu werben.