Bestes Vorbild

Mehr Einfluss sollen sie gewinnen: Jesus und alle Friedensboten

Predigttext: Jesaja 50,4-9
Kirche / Ort: Lübek
Datum: 25.03.2018
Kirchenjahr: Palmsonntag (6. Sonntag der Passionzeit)
Autor/in: Pastor em. Heinz Rußmann

Predigttext: Jesaja 50,4-9 (Übersetzung nach Martin Luther)

4 Gott der HERR hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Alle Morgen weckt er mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören.
5 Gott der HERR hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück.
6 Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.
7 Aber Gott der HERR hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden. Darum hab ich mein Angesicht hart gemacht wie einen Kieselstein; denn ich weiß, dass ich nicht zuschanden werde.
8 Er ist nahe, der mich gerecht spricht; wer will mit mir rechten? Lasst uns zusammen vortreten! Wer will mein Recht anfechten? Der komme her zu mir!
9 Siehe, Gott der HERR hilft mir; wer will mich verdammen? Siehe, sie alle werden wie Kleider zerfallen, die die Motten fressen.

Kurze exegetische (I.) und homiletische (II.) Überlegungen zum Predigttext

I. Der Prophet Deuterojesaja , die zentrale Figur des Textes , ist mit Trost- und und Ermutigungs -Predigten  durch Babylon gewandert und hat die  verschleppten  Israeliten getröstet und ihnen die Hoffnung auf baldige Heimkehr nach Israel verkündet. Das  erfüllte sich einige Jahre später durch den Perser-König Kyros.  Der Prophet  hat auch gepredigt vom Gottesknecht, der sein Leben hingibt für sein Volk als stellvertretnde Sühne für deren Sünden  Wichtig ist, dass es wohl keinen Menschern im Alten Testament gibt, der sosehr als Vorläufer Jesu angesehen werden kann  , wie der Knecht Gottes bei Deuterojesaja.  Der ist wohl gleichzeitig  der Prophet Deuterojesaja. Von den verschiedenen, vermuteten  Rollen des Propheten ist die Würdigung von Gerhard von Rad im zweiten Band seiner Theologie des AT  wohl am differenziertesten.

II. Der Predigttext am Sonntag Palmarum legt nahe, dass man den Gottesknecht bei Jesaja parallelisiert mit Jesus. Der Knecht Gottes -wie auch Jesus -wollen mit ihrem Friedens-  Geist heute einziehen in unsere jeweilige Heimatstadt, in unser Herz  und in unsere     In  Zeiten einer gewissen Jesus-Vegessenheit, können wir nicht eindringlich genug von Jesus predigen und für ihn werben.   Eine aktuelle Hilfe ist auch die Jesus-Rede vom Politiker Engholm s.u.  Er sieht  Jesus auch als Vorbild  für Politiker, Wirtschaftsleute und Kulturträger und die Elite und alle.

 

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Am Sonntag  Palmsonntag denken wir an den Einzug Jesu in Jerusalem  vor dem Karfreitag im Jahr 33.  Jesus wurde  zuerst mit Jubel und Palmwedeln begrüßt  in Jerusalem. Große Erwartungen auf Befreiung der Israeliten von der römischen  Knechtsherrschaft wurden ihm entgegen getragen, dann wurde er gekreuzigt. Ein Historiker hat behauptet, dass zur selben Zeit, als Jesus als Friedensbote auf der einen Seite in Jerusalems einzog,  auch Pontius Pilatus mit seinen brutalen Kriegsknechten von der anderen Seite in Jerusalem einmarschierte.

Bis heute geht es darum, dass Jesus und alle Friedensboten mehr Einfluss gewinnen sollen als die  Kriegstreiber. Dazu brauchen wir Vorbilder. Im Predigttext aus dem Buch des zweiten  Propheten Jesaja, der Deuterojesaja genannt wird, geht es um die Friedensbotschaft eines von Person  unbekannten Propheten.  Er ist aber der bedeutendste Vorläufer Jesu im Alten Testament. Seine Botschaft ist bei Jesaja Kapitel 40 bis 55 aufgezeichnet.

Die Israeliten waren damals nach Babylon verschleppt worden und führten ein Sklavendasein. Da trat ein Prophet auf in Babylon und verkündete dem verzweifelten Gottesvolk die baldige Rückkehr in die Heimat.  Am Horizont der Geschichte war nämlich der Eroberer und Perserkönig Kyros aufgetaucht.  Dass er bis Babylon gelangen wird  und die Juden befreit, ahnte keiner.  Nur Deuterojesaja hatte von Gott selbst die Eingebung der Befreiung. Also ging er durch Babylon und verkündete im Aufrag Gottes nicht ohne Anfeindungen unentwegt die  baldige Befreiung. Nach den Gottesknechtsliedern besonders in Jesaja Kapitel 53 opferte er sogar sein Leben für die Sünden  seines Volkes vor Gott.

Mit seinem Leben als Verkündiger der Hoffnung und als aufopferungsvoller Knecht Gottes war er der größte Vorläufer Jesu im Alten Testament. Er verbindet das Alte und Neue Testament und zeigt den Geist des Gottessohns Jesu schon im Alten Testament. Davon handelt auch der Predigttext. Mit freien Worten zitiert  heißt es dort: Der Knecht Gottes redet mit den Müden, Leidenden, Mutlosen  zur rechten Zeit. Er ist Gott voll gehorsam. Er weicht nicht zurück vor den Aufgaben und Problemen und der Feindschaft gegenüber seinem  Prophetenamt. Er lässt zu, dass die Feinde Gottes ihn schlagen. Er weiß aber auch um Gottes Hilfe, dass er nicht zuschanden wird.

Durch diese Parallelen zu Jesus  ist der Text heute sehr aktuell: Verbreitet ist in diesen Jahrzehnten eine gewisse Christus-Vergessenheit. Die Menschen sind eigentlich verbreitet noch religiös im weiteren Sinn. „Irgendwie glauben wir doch alle an überirdische Wesen“, sagte mir vor kurzem ein Zeitgenosse.  Esoterik, Horoskope, esoterische Heilkunde, Homöopathie mit Globuli  sind verbreitet. In der Kirche wird überall von Gott gepredigt. In etlichen  Predigten aber fehlt leider Jesus Christus, oder wird leider nur am Rande erwähnt.

Jesus als Teil des dreieinigen Gottes, als Schöpfungsmittler, der die Evolution mit Liebe programmiert hat, als Sohn Gottes, als unser Vorbild, Freund und Bruder, den man täglich fragen kann, was würdest Du, Jesus, mir raten, was würdest Du tun? Jesus, der sein Leben als Sühne für unsere Verfehlungen gegeben hat, Jesus,  dem wir nachfolgen, all das kommt in unserem Glauben leider heute weniger vor als früher. Das sollten wir um Gottes Willen dringend verbessern und mehr von Jesus sprechen. Seine Worte in der Bibel lesen und in uns aufnehmen, ihm nachfolgen  und ihn verkündigen, damit  die frühere Begeisterung schon bei Kindergarten-Kindern und Jugendlichen wieder erneuert wird.

Unvergesslich hat dazu Björn Engholm vor wenigen Jahren etwas gesagt, was wir Christen weitergeben sollten. Wir sollten seine Worte  in unseren Gemeinde- Zeitungen  und – Briefen verbreiten, sie vortragen und  darüber diskutieren und  in Büchern für den  Religionsunterricht  Jugendlicher drucken. Als ein  entschiedener Christ, aber auch als ein kluger und erfahrener Ministerpräsident, Bundesminister für Bildung und Kanzler-Kandidat, hat er in seiner fünfzehnten religiösen Rede im Lübecker Jazzgottesdienst Folgendes gesagt:

„Es gibt kein besseres Vorbild für ethisches Handeln als Jesus. Ob es um menschliches Zusammenleben geht oder um Politik, Wirtschaft und Kultur,  nirgends findest Du ein besseres Vorbild für gelingendes Leben als Jesus. Jesus verkörpert die bedeutenden Tugenden und Werte, nach denen heute gerungen wird und die wir heute so nötig brauchen. Er steht für die zentralen Werte der Menschheit: Friedfertigkeit, Gerechtigkeit , Zuneigung , Liebe … Jesus besitzt die individuellen Tugenden: Mitmenschlichkeit, Mitempfinden, Bescheidung,  Ausgleich,  Hilfsbereitschaft,  Anstand. Er verfügt erstaunlicherweise über all jene Fähigkeiten, die heutzutage auch in der Wirtschaft erwartet werden. Er ist ein Macher, handelt statt nur zu reden, setzt sich nachhaltig ein und ist dabei hocheffizienter als alle Menschen bisher in der Geschichte. Er ist also nicht nur ein spiritueller Wegweiser, sondern überragend zeitloses Vorbild für weises Denken, für tatkräftiges Handeln und Gutes zu tun zugunsten der Menschheit. Ich glaube, ein überzeugenderes Vorbild lässt sich in unserer Geschichte nicht finden! Also täten die Menschen und besonders die Eliten gut daran, sich an ihm zu orientieren und ihn als Vorbild zu nehmen, ihm, wo immer es geht als Vorbild nachzufolgen! Keine so großen Wunder wie er vollbringen, aber doch viele kleine Wunder in der Nachfolge durch gutes Tun. Und das jeden Tag immer wieder! Wir wollen die Hoffnung auf Gottes Reich nicht aufgeben!“

Es geht immer wieder darum, dass Gott durch Jesus in unsere Stadt und unsere Welt einzieht. Noch mehr geht es darum, dass Jesus als Gottes Sohn in unser Herz und in unseren Sinn einzieht und dort wirken kann. Er ist dann nicht nur unser Vorbild. Als unser Freund und Bruder gibt er uns Energie, Gutes und Gemeinnütziges zu tun und  für ihn zu werben.

 

 

 

 

 

 

 

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