„10 Gebote- die zweite!“ könnte der Titel dieses Predigttextes sein. Die zwei Steintafeln waren doch Mose schon einmal fix und fertig übergeben worden. Was war geschehen? Mose war nach dem Auszug aus Ägypten auf den Sinai gestiegen. Einen Teil des Weges hatten ihn die Ältesten des Volkes begleiten können. Doch dann musste er alleine weitergehen. Eine Wolke hatte den Berg bedeckt. Aus der Wolke heraus hatte Mose die Stimme Gottes vernommen, die 10 Gebote erfahren und die Gebotstafeln für das Volk vorbereitet. Mose war 40 Tage und 40 Nächte auf dem Berg geblieben. Zu lange für das Volk! Hatten Sie es mit der Angst zu tun bekommen? War etwa Mose etwas zugestossen? Hatte er sie verlassen? Was, wenn sie ohne Moses und Gott weitergehen müssten? Sie waren weit weg von den Fleischtöpfen Ägyptens, und das Gelobte Land war in schier unerreichbarer Ferne. Sie hatten eine Idee. Das Gold, das sie bei sich hatten, war schnell eingesammelt, und Aaron, Moses Bruder, hatte ihnen geholfen, ein Kalb daraus zu giessen. Ein für alle sichtbares Zeichen für Gott!, berührbar und erreichbar. Lange hat das neue Glück des Volkes jedoch nicht gedauert. Mose war von Gott aufgefordert worden, schnell vom Berg herab zu steigen. Gott war zornig über das Verhalten des Volkes. Auch Mose war es. Beim Volk angekommen, gab er dem Zorn Ausdruck und warf die Tafeln mit den Geboten auf den Boden, wo sie zerbrachen.
War damit alles aus? War mit den Tafeln auch der Bund, den Gott mit dem Volk geschlossen hatte und dem das Volk doch zugestimmt hatte, zerbrochen?
In den beiden Kapiteln, die direkt vor unserem Text stehen, wird davon berichtet, wie Moses mit Gott rang, wie er Fürbitte für das Volk hielt, Gott darum bat, sein Volk vor seinem Zorn zu bewahren, und Gott auf die Bitte Moses einging.
“HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue…”, rief Mose aus. Der Gottesname besagt: Gott ist für sein Volk da. So hat Gott sich Mose im brennenden Dornbusch offenbart. Doch damit nicht genug. Eigentlich müsste das Volk es schon längst wissen: „Gott ist barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue“! Mehr noch: Gott „bewahrt Tausenden Gnade“. Weil Gott genau so ist, wie er es sagt, ist mit den zerbrochenen Tafeln nicht alles aus. Der Bund mit seinem Volk ist nicht am Ende. Gott ist barmherzig. Seine Barmherzigkeit ist an keine Bedingung gebunden. Anders in der ersten Verkündung der 10 Gebote, wo die Gottesliebe menschlicherseits und das Halten der Gebote die Bedingung für die Barmherzigkeit waren: “der Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die ihn lieben und seine Gebote halten” (2. Mose 20).
Beim zweiten Anlauf (Kap. 34) finden wir diese Bedingung nicht mehr. Dennoch: keine „billige Gnade”.
Wir feiern das Reformationsfest. Wir erinnern uns: Martin Luther hat mit seinen 95 Thesen die bedingungslose Liebe Gottes neu verkündet. Wir können Gottes Gnade gewiss sein, wenn wir nur an ihn glauben. Wir müssen uns seine Gnade mit unseren Guttaten nicht verdienen Der Glaube an den gnädigen Gott ist genug, um diese seine Gnade auch wirklich zu erfahren. Das war, nach jahrelangem Ringen, Martin Luthers ganz persönliche Erfahrung gewesen. Ein befreiendes Erlebnis! Aber ist dies nicht “billige Gnade”? Die Gnade Gottes allein an unseren Glauben gebunden und nicht mehr an das Einhalten der Gebote? Martin Luther und seinen Anhängern wurde diese Frage tatsächlich entgegengehalten. Der Predigttext von heute hilft uns, in den Blick zu nehmen, wie Gottes Gnade sich selbst davor schützt, von uns Menschen zur „billigen Gnade” gemacht zu werden:
“…der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand, sondern sucht die Missetat der Väter heim an Kindern und Kindeskindern bis ins dritte und vierte Glied”. Das scheinen plötzlich ganz andere Töne zu sein! Kein allein gnädiger Gott, sondern doch auch ein strafender Gott? Ein Gott, der selbst die Kinder und Kindeskinder für die Schuld ihrer Väter und Grossväter straft? Was hat das noch mit Gnade und Barmherzigkeit zu tun? Wie passt das in das Bild vom gnädigen Gott? Diese Aussagen stehen aber keineswegs in einem Gegensatz zum gnädigen Gott. Sie helfen uns vielmehr, zu vermeiden, Gottes Gnade zu einer „billigen Gnade” zu machen. Denn gleich nach der Bewahrung der Gnade ist von der Vergebung die Rede. Vergeben wird alle Sünde. Was nicht bedeutet, dass alles ungestraft bleibt. Schuld wird weder verschwiegen noch verniedlicht, sondern beim Namen genannt, und derjenige, der schuldig geworden ist, übernimmt dafür die Verantwortung. Wenn Gott die Sünden der Eltern den Kindern und Enkeln vorhält, dann doch nicht, weil er sie dafür verantwortlich macht, sondern weil er sie an ihre Verantwortung erinnert, sie sollen dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal geschieht.
Das ist der Grund, warum in einem Land wie Deutschland die Schuld unserer Väter und Grossväter, die Schuld unserer Mütter und Grossmütter niemals verschwiegen werden darf. Wenn wir dafür einstehen, dass unsere eigene Schuld beim Namen genannt wird und wir Verantwortung für sie übernehmen, wenn wir für sie um Vergebung bitten, dann können wir gewiss sein: Der gnädige und barmherzige Gott kommt uns entgegen, immer und immer wieder, und Gott schenkt uns dank seiner Barmherzigkeit einen neuen Anfang. Das ist keine billige Gnade, sondern die Gnade des Gottes, der weiss, dass er es mit “halsstarrigen” Menschen zu tun hat, die immer und immer wieder vergessen, ihn zu lieben und seine Gebote zu halten. Martin Luther hat, vor nun fast 500 Jahren, diese Übermacht und Freiheit der Gnade Gottes unterstrichen, und hat die Kirche seiner Zeit angeklagt, aus der Gnade und der Vergebung Gottes ein Business für sich selbst gemacht zu haben.
Welchen Auftrag hat die Kirche heute, wenn es darum geht, von der Gnade Gottes zu reden? Ein Text wie der heutige bewahrt uns davor, den gnädigen Gott auf eine Art „Wohlfühlgott“ zu reduzieren, der nichts mehr von uns verlangt und unsere Schuld schweigend übergeht, der auch nicht mehr von uns erwartet, umzukehren und immer und immer wieder zu versuchen, nach seinem Willen zu leben. Einem Willen, bei dessen Befolgung es für uns auch unbequem und schwierig werden kann. Zum anderen ist es heute extrem wichtig, von der bedingungslosen Liebe und Gnade Gottes zu reden, weil die Mechanismen unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft immer gnadenloser werden und wir überall ständig beweisen müssen, wie gut und fit und überzeugend wir sind, damit wir uns von den anderen auch wirklich angenommen fühlen. In solch einer Situation ist es gut zu wissen, dass es noch eine andere Sicht der Dinge gibt: Unser Wert hängt nicht von dem ab, was wir leisten, wir sind wertvoll, weil Gott uns liebt. Gott bewahre uns in seiner Gnade.
***
“10 comandamenti- ciac la seconda!”
“Grazia a buono mercato”?
“10 comandamenti- ciac la seconda!” potrebbe essere il titolo del testo per la predicazione di oggi. Ma… Mose non aveva già ricevuto le due tavole di pietra pronte per l’uso? Che cos’era successo? Vi ricordate? Mosè, dopo l’uscita dall’Egitto, era salito sul monte Sinai. Per una parte del cammino gli anziani del popolo avevano potuto accompagnarlo. Poi aveva dovuto continuare la salita da solo e una nuvola aveva coperto il monte. Dalla nuvola Mose aveva ascoltato la voce di Dio, aveva sentito le parole dei 10 comandamenti e aveva cominciato a preparare le tavole della legge per il popolo. Mosè era rimasto 40 giorni e 40 notti là sul monte. Troppo tempo per il popolo! Avevano cominciato ad avere paura? Forse a Mosè era capitato qualche cosa di brutto? Oppure egli li aveva abbandonati. E se si, li aveva abbandonati anche il suo Dio? E se questo Dio invisibile non esistesse? Se dovessero continuare il loro cammino nel deserto senza il Dio di Mosè? Che cosa potevano fare, ormai lontani dalle pentole piene d’Egitto e la terra promessa ancora incredibilmente distante.
A questo punto ebbero un’idea. L’oro che portarono con se, venne velocemente raccolto e Aaronne, il fratello di Mosè aiutò a fare un vitello di oro fuso per adorarlo come loro Dio. Finalmente un Dio vicino, ben visibile, toccabile e raggiungibile. Un Dio semplice da trattare! Non durò tanto questa nuova felicità del popolo. Dio chiese a Mose di scendere presto dal monte per annunciare la sua ira. Non era irritato soltanto Dio, ma anche Mosè. Sceso giù ed arrivato in mezzo al popolo Mosè sfogò la sua ira e gettò le due tavole per terra dove si ruppero in mille pezzi.
E con questo tutto era finito? Insieme alle tavole si era frantumato anche il patto che Dio aveva fatto con il popolo e che il popolo aveva accolto con gioia? Nei due capitoli precedenti al nostro testo viene raccontato come Mosè ha discusso con Dio, come ha intersecco per il popolo e ha chiesto a Dio di preservare il suo popolo dall’ira e di non togliere la sua presenza in mezzo a loro. Che cosa succede? Dio esaudisce Mosè, ma mette anche in chiaro: “Farò grazia a chi vorrò fare grazia e avrò pietà di chi vorrò avere pietà”. Dio fa grazia nella sua libertà. La sua grazia non è una grazia a “buon mercato” ma libera grazia!
Ed è proprio questa grazia che viene evidenziata nel racconto della seconda donazione dei dieci comandamenti! Mosè, da solo in cima al monte, chiama Dio per nome. Il suo nome è “SIGNORE; SIGNORE, in ebraico “Adonai, Adonai”, due volte il cosiddetto tetragramma che nessun ebreo pronuncia in modo diretto.
Mosè, davanti al pruno ardente, aveva ricevuto una spiegazione del suo significato. Quel nome di Dio vuol dire che il suo Dio è quel Dio che è presente per noi. Perché dice di se stesso: Io sono, colui che sono. Io ci sono per voi! Ma non si ferma qui la spiegazione del suo nome. Il popolo già lo dovrebbe sapere e aver compreso. Dio, così viene ricordato, è “misericordioso e pietoso, lento all’ira, ricco in bontà e fedeltà, che conserva la bontà fino alla millesima generazione.” E perché Dio è proprio così come dice di essere, con le tavole frantumate non finisce tutto; il patto che Dio aveva stipulato con il suo popolo non si è spezzato. Dio mantiene il suo patto. Dio è misericordioso. E la sua misericordia non è condizionata. L’amore di Dio, infatti, è incondizionato.
Durante la prima proclamazione dei 10 comandamenti era stato detto che Dio è colui “che usa bontà, fino alla millesima generazione, verso quelli che lo amano e osservano i suoi comandamenti”. Così si legge in Esodo 20, nel versetto 6.
Nel capitolo 34, invece, questa richiesta di amare Dio e di osservare i comandamenti non viene più fatta al popolo. La misericordia è diventata, in effetti, incondizionata. La grazia, quindi, è diventata a “buon mercato”? Oggi celebriamo la festa della Riforma. Ci ricordiamo che Martin Lutero, tramite le sue 95 tesi, ha annunciato nuovamente l’amore incondizionato di Dio e che possiamo essere certi della sua grazia, se crediamo in lui, se poniamo la nostra fiducia in lui. E che non è necessario guadagnarsi la sua grazia con le nostre buone opere o, peggio ancora, acquistando delle indulgenze. La fede nel Dio misericordioso è sufficiente per sperimentare la sua grazia. Questa è stata, dopo anni di lotta, la personale esperienza di Lutero. Un fatto del tutto liberatorio!
Ma questa, così si rinfacciava anche a Lutero e ai suoi seguaci, non è una grazia “a buon mercato”, una grazia “svenduta”? Se la grazia dipende dalla fede e non più dall’osservanza dei comandamenti e dalle nostre opere? Penso che il nostro testo di oggi ci possa aiutare a vedere, come la grazia di Dio si auto-protegge per non essere trasformata, dagli uomini, in una grazia svenduta. Tornando al nostro testo possiamo constatare che dopo aver ricordato che Dio conserva la bontà, la grazia, fino alla millesima generazione, viene evidenziato ancora questo: “Dio conserva la sua bontà fino alla millesima generazione,… perdona l’iniquità, la trasgressione e il peccato ma non terrà il colpevole per innocente;.. punisce l’iniquità dei padri sopra i figli e sopra i figli dei figli, fino alla terza e alla quarta generazione!» Sembra che qui, d’un tratto, venga suonata tutta un’altra musica! Accanto al Dio misericordioso emerge un Dio che punisce! Un Dio che punisce persino i figli ed i figli dei figli per la colpa dei padri e dei nonni?! Che cosa ha a che fare questo con la sua grazia e con la sua misericordia? Come c’entra questo con l’immagine di un Dio pieno di grazia e di bontà?
Penso che queste affermazioni, guardate da più vicino, non costituiscano, però, un contrasto col Dio misericordioso. Al contrario, proprio queste affermazioni ci aiutano a evitare di fare della grazia di Dio una grazia a “buon mercato”. Perché innanzi tutto si parla del perdono. Vi è perdono per tutte le colpe. Ciò non significa che tutto rimane impunito. Punire vuol dire in questo contesto che la colpa non viene né taciuta né minimizzata, ma chiamata per nome e che chi diventa colpevole si assuma la responsabilità per ciò che ha fatto. E se Dio, quindi, ricorda ai figli ed ai nipoti i peccati dei genitori e dei nonni, non lo fa per dire che loro sono i responsabili di queste colpe, ma per ricordarli della loro specifica responsabilità di fare di tutto affinché lo stesso peccato non venga più commesso. Questa è anche la ragione per la quale in un paese come la Germania la colpa dei padri e dei nonni, la colpa delle madri e delle nonne non deve mai essere taciuta. I figli ed i nipoti hanno, infatti, il dovere di fare il possibile, affinché questi peccati non vengano più ripetuti.
Se, dunque, siamo disposti a chiamare le proprie colpe per nome e ad assumerci la responsabilità per esse, se chiediamo perdono, possiamo essere certi che il Dio misericordioso, pieno di grazia, ci viene incontro, ogni giorno, per donarci, grazie alla sua misericordia, una nuova possibilità. E questa non è grazia a “buon mercato”, ma la grazia di Dio che sa che ha a che fare con un popolo dal collo duro e con uomini e donne dal collo duro, che dimenticano facilmente di amarlo e di osservare i suoi comandamenti.
Lutero, ormai quasi 500 anni fa, ha evidenziato questa superiorità e questa libertà della grazia di Dio e ha accusato le chiese del suo tempo, ad aver fatto della grazia e del perdono di Dio un bussiness per se stessa. E qual è il compito della chiesa oggi, quando vuole e deve parlare della grazia di Dio? Penso che da un lato il nostro testo per la predicazione di oggi ci aiuti a non ridurre il Dio della grazia a un Dio del benessere, del wellness, che non chiede più niente a noi, che tace sulle nostre colpe e fa finta che non esistano, che non si aspetta più da noi di convertirci e di tentare, ogni giorno di nuovo, di vivere secondo la sua volontà. Una volontà che, se effettivamente seguita, ci può portare anche verso situazioni scomode e difficili. Dall’altra parte, però, oggi è estremamente importante parlare dell’amore e della grazia incondizionati di Dio, perché i meccanismo dell’economia e della società diventano sempre più spietati, privi di grazia. In ogni momento e dappertutto dobbiamo dimostrare quanto siamo bravi, fit e convincenti per sentirci accettati ed accolti dagli altri… e da noi stessi. In una tale situazione è salutare sapere che vi è ancora un’altra dimensione nella quale il nostro valore come persona non dipende dal nostro rendimento, dal nostro successo, ma che siamo persone di valore perché Dio ci ama in modo incondizionato. Per questo chiediamo a Dio di preservarci, oggi e domani, nella sua grazia.