Christbaumpredigt
Der Christbaum - der festliche Bruder des Baumes im Paradies
Predigttext | |
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Kirche / Ort: | Dalsheim und Wachenheim |
Datum: | 24.12.2024 |
Kirchenjahr: | Christvesper |
Autor: | Pfarrerin Dorothea Zager |
"Christbaumpredigt“ zu Heiligabend Ich nehme in einem Körbchen mit auf die Kanzel: einen kleinen Tannenbaum, eine große rote Christbaumkugel, einige Fäden Lametta, eine goldene Christbaumkette (oder anderen goldfarbenen Christbaumschmuck) einen gebastelten Stern, etwas aus Stroh Gebasteltes (z.B. Julbock) und eine echte Kerze (Streichhölzer mitnehmen!).
Liebe weihnachtliche Festgemeinde, liebe Kinder,
Wer von Euch und wer von Ihnen zuhause einen Christbaum stehen hat, der darf jetzt mal die Finger strecken … kleine Pause …
Wusstet Ihr – wussten Sie, dass unser Christbaum zuhause die allerschönste Weihnachtspredigt halten kann?
Der Christbaum ist ja zunächst ein ganz normaler Tannenbaum. Und da stellt sich die Frage: wie kommen wir Menschen eigentlich dazu, einen Baum ins Zimmer zu stellen?
Der Christbaum ist der festliche Bruder des Baumes im Paradies. An diesem Paradiesbaum hingen Früchte, von denen Gott den allerersten Menschen verboten hatte zu essen. Die beiden haben das Verbot missachtet. Und davon gegessen. Da durften sie nicht mehr in der direkten, liebenden Nähe Gottes bleiben, sondern mussten seinen schönen Garten verlassen, in dem sie so glücklich gewesen sind. Das Paradies war ihnen verloren. Und Gott war ihnen fern.
Gott gefiel diese Ferne aber nicht. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass ihm die Menschen wieder nahe sind. Seine Liebe spüren und sich gegenseitig glücklich machen. Deshalb kam er zu uns in dem kleinen Krippenkind Jesus. Ganz nah. Zum Anfassen nah. Voller Liebe und voller Wärme im Stall von Bethlehem.
Und weil mit Jesu Kommen zu uns Menschen diese unselige Geschichte vom Paradiesbaum und dem Ungehorsam der Menschen nun endlich wieder gutgemacht wurde, stellen wir einen Baum in unsere Zimmer: einen neuen Baum. Den Baum der Liebe und der Gottesnähe. Den Christbaum.
Und dass es sich tatsächlich um das gnadenbringende Ebenbild des Paradiesbaums handelt, das sehen wir an den Weihnachtskugeln! Früher waren es glanzpolierte echte Äpfel – heute sind es glitzernde Glaskugeln: Die Kugeln an unserem Christbaum erinnern uns an diese Paradiesäpfel, die Adam und Eva so viel Unglück gebracht haben – uns aber heute das größte Glück der Erde: die unerschütterliche Liebe Gottes.
Auch das Lametta, das – traditioneller Weise – am Christbaum hängt, erzählt ein Stück der Weihnachtsgeschichte.
Hängt bei Euch und bei Ihnen Lametta dran?
Es wird auch Engelshaar genannt und weist uns auf die zahlreichen Engel hin, die an und um Weihnachten ihre Botschaft verkündigen:
Ein Engel sagt Maria die Geburt ihres Sohnes an.
Ein Engel erscheint Josef und ermutigt ihn, Maria als seine Frau anzunehmen, obwohl sie auf wundersame Weise ein Baby erwartet.
Engel verkünden den Hirten auf den Feldern die Geburt des Heilands in Bethlehem und singen über allen Wolken das prächtige „Ehre sei Gott in der Höhe“.
Als die kleine Familie in Gefahr gerät, rät ein Engel Josef im Traum, mit Maria und Jesus nach Ägypten zu fliehen.
Ja sogar den drei Weisen aus dem Morgenland erscheint der Engel im Traum und bittet sie, dem König Herodes nicht zu verraten, so das Jesuskind geboren worden war.
Wer Engelshaar an seinen Weihnachtsbaum hängt, der erinnert an die himmlische Botschaft: Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
Wer Engelshaar an seinen Weihnachtsbaum hängt, verbindet damit den Wunsch, dass auch uns Himmelswesen begleiten – uns sagen, so’s lang geht, uns schützen und segnen.
Glitzernde Girlanden und goldene Kugeln stehen für die Geschenke, die die Weisen aus dem Morgenland dem Kind im Stall bringen: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Das sind ganz besondere Geschenke! Nicht für ein einfaches Kind sondern für ein ganz besonderes Kind. Und jedes der drei Geschenke ist ein Loblied auf den kleinen Jesus.
Der König, der das Gold brachte, wollte damit sagen: Du bist ab heute unser König!
Der König, der die Myrrhe brachte, wollte damit sagen: Du bist ab derjenige, der uns heilen kann, an Leib und an Seele!
Der König, der den Weihrauch brachte, wollte damit sagen: Du bist ab heute unser Priester, derjenige, der uns mit Gott verbinden kann!
Was für eine wundervolle Nachricht auch für uns! Jesus ist der, der mein Leben regieren soll: was ich sage, was ich denke, was ich tue. Ich möchte, dass seine Liebe mein Leben bestimmt.
Jesus ist der, der mich heil machen kann. Wenn ich Kummer habe, oder ein schlechtes Gewissen, wenn ich krank bin oder Schmerzen habe: er ist an meiner Seite, hilft mir durch das dunkelste Tal und macht meine Seele und meinen Körper wieder gesund.
Jesus ist der, der mich dem so unbekannten und fernen Gott näherbringen kann. Ich muss Gott nicht über den Wolken suchen. Sondern wenn ich sehe, wie Jesus gehandelt hat, gepredigt, geheilt, verziehen hat – dann sehe ich Gott, genauso, wie er wirklich ist: voller Liebe und voller Barmherzigkeit.
Da brauche ich Sie und Euch jetzt eigentlich auch gar nicht mehr fragen, warum an unserem Christbaum so viele Sterne hängen. Jeder Stern am Weihnachtsbaum, am Fenster oder der Tür erzählt von den drei Weisen aus dem Morgenland und ermutigt uns: Wenn Du Christus suchst, dann folge dem Stern! Der Stern leitet Dich dahin, wo Du Liebe findest, Vergebung Deiner Schuld und neue Hoffnung: in den Armen Gottes.
Manche Sterne sind aber nicht aus Goldpapier oder glitzernder Folie sondern aus Stroh. Das ist ja nun nicht schwer zu erraten, woran das erinnert!?
Eine Krippe voll Stroh war nach dem Lukasevangelium das erste Bett des neugeborenen Jesuskindes.
Stroh symbolisiert nicht nur, dass das Leben wehtun kann wie kratziges Stroh. Sondern es für die ärmlichen Bedingungen, in die dieses Kind zur Welt kam, wie so viele andere Kinder – vor und nach ihm – unter ärmlichsten Bedingungen zur Welt kamen und kommen werden.
333,6 Millionen Kinder auf der Welt leben in Armut. Bei uns in Deutschland sind es allein 3 Millionen – das ist jedes fünfte Kind.
Dass Jesus nicht in einem Schloss sondern in einem Stall geboren wurde und auf Stroh schlafen musste, fordert uns auf hinzusehen auf die Kinder dieser Welt. Und nicht nachzulassen, Armut zu bekämpfen, damit jedes Kind eine Chance hat auf eine Zukunft und ein menschenwürdiges Leben.
Und – was meint Ihr? – ist das allerwichtigste am Christbaum? Natürlich die Lichter! Ohne Lichter ist der Christbaum mit seiner ganzen Pracht nur halb so schön!
Wenn es nachher dunkel ist in Eurem Wohnzimmer und nur der Baum erstrahlt, dann leuchten die Lichter besonders schön. Im Glitzerschmuck des Baumes wird das Licht der Kerzen tausendfach reflektiert, Raum und Zeit bekommen einen Hauch von Geheimnis und Wunder.
Auch für unseren Glauben ist das Licht das allerwichtigste Symbol!
Zum einen sagt Jesus von sich selbst: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Dunkelheit. Er verspricht jedem und jeder von uns: wenn Du mit mir gemeinsam durch das Leben gehst, Dich an mir orientierst, dann wird Dein Herz voller Licht und Liebe sein; denn Du bist nie allein.
Zum anderen sagt Jesus aber auch zu uns: Ihr seid das Licht der Welt. Lasst Eure guten Werke vor allen Leuten leuchten, damit sie es sehen und unseren Gott im Himmel preisen.
Die Lichter am Christbaum zeigen uns also nicht nur Jesus Christus als das Licht in unserem Leben. Sondern es ruft auch uns auf: leuchtet auf! Zeigt Eure Liebe! Zeigt Eure Menschenfreundlichkeit! Zeigt, dass Ihr Christen seid! Die Menschen sollen sehen und erleben, dass wir Licht in uns tragen.
Liebe Kinder, liebe Festtagsgemeinde,
Ich wünsche Euch und Ihnen, dass Sie nachher wundervolle Stunden des Glücks in ihren Weihnachtszimmern erleben. Strahlende Kinderaugen und ernstgemeinte, liebevolle Umarmungen.
Und wenn es dann ein bisschen ruhiger geworden ist rund um den Weihnachtsjubel, dann schaut Euch Euren Christbaum noch einmal mit anderen Augen an – und hört ganz im Innern, wie er Ihnen und Euch seine Weihnachtspredigt hält.
Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen Wie glänzt er festlich, lieb und mild Als spräch' er: wollt in mir erkennen Getreuer Hoffnung stilles Bild
Zwei Engel sind hereingetreten Kein Auge hat sie kommen seh'n Sie geh'n zum Weihnachtstisch und beten Und wenden wieder sich und geh'n
Gesegnet seid, ihr alten Leute Gesegnet sei, du kleine Schar Wir bringen Gottes Segen heute Dem braunen wie dem weißen Haar
Zu guten Menschen, die sich lieben Schickt uns der Herr als Boten aus Und seid ihr treu und fromm geblieben Wir treten wieder in dies Haus
Kein Ohr hat ihren Spruch vernommen Unsichtbar jedes Menschen Blick Sind sie gegangen wie gekommen Doch Gottes Segen blieb zurück.