Predigt

Da ist noch mehr

Heilgabend - Die verborgene Seite der Weihnachtsgeschichte

PredigttextJohannes 7,28-29
Kirche / Ort:Ev. Kirche / Weinheim-Lützelsachsen
Datum:24.12.2012
Kirchenjahr:Christvesper
Autor:Pfarrer Hartmut Friedrich

Predigttext: Johannes 7,28-29 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

28 Da erhob Jesus, während er im Tempel lehrte, seine Stimme und rief: Und mich kennt ihr und wisst, woher ich bin; doch aus mir selbst heraus bin ich nicht gekommen, sondern es ist ein Wahrhaftiger, der mich gesandt hat, den kennt ihr nicht; 29 ich kenne ihn; denn von ihm bin ich, und jener hat mich entsendet.

Einführung zum Predigttext

Drei Stichworte fallen besonders auf: kennen, erkennen, wissen. Viermal taucht das Verb in diesem kurzen Text auf. Wir sollen etwas erkennen. Uns wird etwas bekannt gegeben. Mit dem Stichwort „ein Wahrhaftiger“ wird der zentrale johanneische Begriff der Wahrheit eingespielt. Somit schwingt in dem Text mit, dass Jesus nicht nur von einem Wahrhaftigen gesandt ist, sondern selbst ein Wahrhaftiger, ja die Wahrheit ist. Unser Text verweist auf Joh 14,6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ Zum dritten wird hier einer gesandt, erhält einen Auftrag. Er agiert mit einer Bestimmung, die nicht aus ihm selbst kommt. Der Text spielt mit dem, was die Hörer – damals wie heute – wissen und nicht wissen. Was sie wissen oder vielleicht auch nur zu wissen meinen. Er spielt mit dem, was außen sichtbar ist, und was in einer tieferen Dimension sichtbar ist. Ein Mensch – sichtbar – ein göttlicher Auftrag bis hin zur Einheit von Vater und Sohn – als Tiefendimension. Als Predigttext für Heiligabend mit seinem besonderen „Publikum“ ohne Zweifel eine Herausforderung. Ein Kontrast auch zu der bekannten Weihnachtsgeschichte nach Lukas, dem zuvor gelesenen Evangelium (Lk 2-1-20), das bei der Predigt unmöglich ausgeblendet werden kann.

Ich nehme den Abschnitt aus dem Johannesevangelium als Tiefendimension der Weihnachtsgeschichte und binde so beide Texte spannungsvoll zusammen. Das Bild vom Eisberg mit dem sichtbaren und dem unsichtbaren Teil soll zur Illustration des Zusammenhangs beider Texte dienen. So wird herausgearbeitet, dass Weihnachten mehr ist als eine anheimelnde Geburtsgeschichte. Das Geheimnis der Weihnachtsgeschichte kommt so in den Blick und wird auch als Erklärung für die ungebrochene Anziehungskraft dieses Festes in Anspruch genommen. Das Geheimnis besteht letztlich aus der christologischen Frage: Wer ist Jesus? In welcher Verbindung steht er zum Vater? Auch wieder die Spannung: Viele möchten in Jesus gerne nur einen besonders guten Menschen sehen. Damit aber lässt sich in meinen Augen die Anziehungskraft des Weihnachtsfestes gar nicht erklären. Ich sehe hinter den hohen Besucherzahlen die Ahnung: da ist noch mehr.

Lieder:

„Tochter Zion“ (EG 13) „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ (EG 24) „O Bethlehem, du kleine Stadt“ (EG 55) „Ich steh an deiner Krippen hier“ (EG 37) „Lobt Gott, ihr Christen all gleich, in seinem höchsten Thron“ (EG 27) „Es ist ein Ros entsprungen“ (EG 30) „O, du fröhliche“ (EG 44)

Literatur:

Hartwig Thyen, Das Johannesevangelium, Handbuch zum Neuen Testament 6,, Tübingen 2005. - Klaus Wengst, Das Johannesevangelium, Theologischer Kommentar zum Neuen Testament 4, Stuttgart 2000. - Rainer Stuhlmann, Auf Bescheid warten – statt Bescheid wissen, Göttinger Predigtmeditationen 2012/11, S. 35ff. - Axel Töllner, Hinter der Krippe liegt der Tempel, Predigtmeditationen im christlich-jüdischen Dialog, Wernsbach 2012, S. 25ff.

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