Predigt

„Das Leben ist nicht fair“

Vom Sinn angesichts der Sinnlosigkeit

PredigttextHiob 2,1-13 (mit Einführung)
Kirche / Ort:58675 Hemer
Datum:26.02.2023
Kirchenjahr:Invokavit (1. Sonntag der Passionszeit)
Autor:Professor Dr. Lars Klinnert

Predigttext: Hiob 2,1-13 (Übersetzung nach Matrtin Luther, Revision 2017)

1 Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den HERRN traten, dass auch der Satan mit ihnen kam und vor den HERRN trat. 2 Da sprach der HERR zu dem Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen. 3 Der HERR sprach zu dem Satan: Hast du acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist seinesgleichen auf Erden nicht, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse und hält noch fest an seiner Frömmigkeit; du aber hast mich bewogen, ihn ohne Grund zu verderben. 4 Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Haut für Haut! Und alles, was ein Mann hat, lässt er für sein Leben. 5 Aber strecke deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an: Was gilt’s, er wird dir ins Angesicht fluchen! 6 Der HERR sprach zu dem Satan: Siehe da, er sei in deiner Hand, doch schone sein Leben! 7 Da ging der Satan hinaus vom Angesicht des HERRN und schlug Hiob mit bösen Geschwüren von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel. 8 Und er nahm eine Scherbe und schabte sich und saß in der Asche. 9 Und seine Frau sprach zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb! 10 Er aber sprach zu ihr: Du redest, wie die törichten Frauen reden. Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? In diesem allen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen.

11 Als aber die drei Freunde Hiobs all das Unglück hörten, das über ihn gekommen war, kamen sie, ein jeder aus seinem Ort: Elifas von Teman, Bildad von Schuach und Zofar von Naama. Denn sie wurden eins, dass sie kämen, ihn zu beklagen und zu trösten. 12 Und als sie ihre Augen aufhoben von ferne, erkannten sie ihn nicht und erhoben ihre Stimme und weinten, und ein jeder zerriss sein Kleid, und sie warfen Staub gen Himmel auf ihr Haupt 13 und saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und redeten nichts mit ihm; denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.

Einführung

Dem gottesfürchtigen und rechtschaffenen Hiob widerfährt eine radikale Infragestellung alles bisherigen Lebensglücks – und doch hält er an seinem Gottvertrauen auch noch in dessen scheinbarer Widerlegung fest. Können wir krisenhaften Lebensereignissen, welche alle unsere Vorstellungen eines gelingenden Lebens durchkreuzen, einen spirituellen, religiösen oder theologischen Sinn abgewinnen? Dass Glück und Unglück gleichermaßen von der Macht Gottes umfangen sind, wie Hiob beinahe trotzig bekennt, bedeutet keineswegs, dass sie sich zu einem spannungsfreien Lebensganzen zusammenfügen ließen. Jenseits des unvermeidlichen Scheiterns umfassender Gelingenskonzepte lässt sich jedoch in elementaren Vollzügen von Menschlichkeit und Mitmenschlichkeit fragmentarische Lebensfülle entdecken, die unsere widersprüchliche Erfahrung transparent macht für ihre verheißene Vollendung und Erlösung durch Gottes Gnade.

Lieder

EG 325 Sollt ich meinem Gott nicht singen

EG 398 In dir ist Freude

EG 649 (RWL) Wer kann dich, Herr, verstehen

EG 673 (RWL) Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt

Quellen

Herbert Grönemeyer: Der Weg, Musik und Text: Herbert Grönemeyer, Produktion: Alex Silva / Herbert Grönemeyer, ℗ + © 2002 Grönland.

Lars Klinnert: Mehr als eine „Menschenrechtsprofession“ ... „Gelingendes Leben“ als ethische Grundkategorie Sozialer Arbeit, in: Bernd Beuscher / Hildegard Mogge-Grotjahn (Hg.): Spiritualität interdisziplinär. Entdeckungen im Kontext von Bildung, Sozialer Arbeit und Diakonie (Religionspädagogik 2), Berlin 2014, 211–236.

Lars Klinnert: Invokavit (1. Sonntag in der Passionszeit), 26. Februar 2023, Hiob 2,1–13. Vom Sinn jenseits des Sinns, in: Deutsches Pfarrerinnen- und Pfarrerblatt 1 / 2023 (123), 57 f.

Barbara Schmitz: Was ist ein lebenswertes Leben? Philosophische und biographische Zugänge, Ditzingen 2022.

Gunda Schneider-Flume: Leben ist kostbar. Wider die Tyrannei des gelingenden Lebens, Göttingen 32008.

Neuigkeiten

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Heinz Janssen
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