Predigt

Das Parfum Gottes

(Heilsame) Störung

PredigttextMarkus 14, (1-)3-9 (mit Einführung)
Kirche / Ort:Hamburg
Datum:05.04.2020
Kirchenjahr:Palmsonntag (6. Sonntag der Passionzeit)
Autor:Pastor Christoph Kühne

Predigttext: Markus 14, (1-)3-9 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

1 Es waren noch zwei Tage bis zum Passafest und den Tagen der Ungesäuerten Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List ergreifen und töten könnten. 2 Denn sie sprachen: Ja nicht bei dem Fest, damit es nicht einen Aufruhr im Volk gebe. 3 Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt. 4 Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? 5 Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. 6 Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. 7 Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. 8 Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. 9 Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.

Eigene Übersetzung (Christoph Kühne)

14,1 Es war aber das Pascha (D: entf.: und (das Fest) der ungesäuerten Brote) in zwei Tagen. Und die Hohenpriester und die Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn (D: entf: mit List) verhaften und töten könnten. 2 Sie sagten nämlich: (D: auf keinen Fall … sonst ist ein Aufruhr im Volk!) Nicht an dem Fest, damit nicht ein Aufruhr des Volkes sei.

3 Als er war in Bethanien in dem Haus Simons des Leprösen, als er (zu Tische) lag, kam eine Frau, habend ein Alabastergefäß mit teurem (wohlriechenden) Öl von echter (D: N entf: Narde); als sie das Alabastergefäß (D: und sie zerbrach) zerrieben / zerschlagen hatte, goss sie es auf seinen Kopf. 4 (D: Aber seine Jünger ärgerten sich und sagten: Zu was …) Es waren aber einige, die das nicht ertrugen, zu sich: Zu was - diese Verschwendung von Öl geworden? 5 Denn es hätte können dieses Öl verkaufen für 300 Denare und gegeben den Armen; und sie schnaubten sie (die Frau) an. 6 Aber Jesus sprach: Lasst sie! Was bietet ihr ihr für Beschwerde? Ein schönes Werk hat sie an mir getan. 7 Jederzeit nämlich die Armen habt ihr mit euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr (Sinaiticus: ihnen entf) ihnen (Vat: jederzeit) gut tun, mich aber habt ihr nicht allezeit. 8 Was sie hatte/konnte, hat (D: sie!) getan: vorweggenommen zu salben meinen Körper zum Begräbnis.

9 Amen aber ich sage euch, Wo verkündigt werden wird das (Vat, Sin, D: dieses) Evangelium in aller Welt, wird auch, was diese (Frau) getan hat, gesagt werden zu ihrem Gedächtnis.

Erste Gedanken beim Lesen des Textes

Jesus ist realistisch. Was hat im Leben Vorrang? Was ist JETZT wichtig? Die Geschichte von Maria und Martha fällt mir ein - aber auch mein eigenes Leben und Tun: Ich versuche mehrere Dinge auf einmal zu erledigen - und werde manchem (Menschen) nicht gerecht. Ein unwohles Gefühl stellt sich bei mir ein.

Beim zweiten Lesen „entdecke“ ich den aussätzigen Simon. „Normalerweise“ hat sich Jesus den Armen und Kranken zugewandt. Hier ist es anders. Jesus steht im Mittelpunkt. Ist das der „echte“ Jesus, oder hat der Evangelist hier eine Jesusverklärung komponiert?

Fest steht, dass er Kontakt zu einem „Aussätzigen“, einem Leprakranken hat. Und der hat sogar einen Namen. Warum hat die (wichtige) Frau keinen Namen? ist Simon ein Freund? Ein Jünger?

Und dann ist da noch die Frau, die der Auslöser der „Dramatik“ ist. Sie wird mit dieser Geschichte „geadelt“: „Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat.“ Die Namenlose hat einen Lebendigen gesalbt. Ab jetzt ist Jesus der „Christus“, der Gesalbte, der Messias.

Anmerkungen zum Text

Die meisten Änderung hat cod. D (Bezae Cantabr. V.VI) vorgenommen: 14,1 lehnt er sich an Mt 26,2 an. Im Gegensatz zu Mk eröffnet bei Mt Jesus selbst seinen Jüngern den Todesbeschluss am Passafest. Mit Mt betont er die List der „Hohenpriester und Schriftgelehrten“ (so Lk). Mt nennt an dieser Stelle Kaiphas, bei dem sich die Gelehrten versammeln. Und dieses Gremium empfiehlt die Verhaftung nicht am Festtag. Lk betont ihre Furcht vor dem Volk.

Die Erzählung von der Salbung in Bethanien ist von Mt (26,6-13) und Mk (14,3-9) überliefert. Joh verlegt die Salbung in das Haus des auferweckten Lazarus statt Simons, des Leprösen, und lässt Martha bedienen und Maria die Salbung vornehmen (Joh 12,1-8).

Mk sieht Jesus im Haus Simons, eines (geheilten?) Leprakranken, im Kreise der Freunde beim Essen liegen. Nach einiger Zeit kommt eine Frau mit einem Alabastergefäß mit myrhon, einem wohlriechendem Salböl. Mk setzt ein hebräisches Lehnwort (nerd - 3x nur im CC) dazu: (indische) Narde, die echt sei und teuer! Er beschreibt das Zerbrechen des Gefäßes, um den Inhalt auf den Kopf Jesu zu gießen.

Einige der Anwesenden ertragen diese Szene nicht - Mt spricht von DEN Jüngern -: „Wozu ist diese Verschwendung gut?“ Man hätte 300 Denare für diese Narde bekommen. 1 Denar ist 1 Tagelohn, 300 Denare wären demnach fast ein Jahresgehalt. Mk betont schließlich einen Wutausbruch von Anwesenden über die Frau: „Und sie fuhren sie an“. Sofort stellt sich Jesus vor die Frau: Lasst sie in Ruhe! Erschlagt sie nicht! Die folgenden Worte sind bei Mk und Mt (fast) gleich: Die Frau hätte ein „schönes Werk“ getan. „Jederzeit habt ihr doch die Armen unter euch - mich aber habt ihr nicht immer.“ Mk betont, dass man den Armen immer helfen könne.

Der abschließende und zielführende Amen-Text ist bei Mk und Mt (fast) identisch: Dieser Vorfall wird in das Gedächtnis des Evangeliums von Jesus eingehen.

Lieder

"Tut mir auf die schöne Pforte" (EG 166) "O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens" (416)

Literatur

Paul Tillich, Das neue Sein, 3. Aufl. 1959, 52ff, Heilige Verschwendung

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Heinz Janssen
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