“Das tut zu meinem Gedächtnis …”
"Ein Pesach ist es dem Herrn ..."
Predigttext: 2, Mose / Exodus 12,1.3-4.6-7.11-14 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)
1 Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron in Ägyptenland:
2 Dieser Monat soll bei euch der erste Monat sein, und von ihm an sollt ihr die Monate des Jahres zählen.
3 Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus.
4 Wenn aber in einem Hause für ein Lamm zu wenige sind, so nehme er's mit seinem Nachbarn, der seinem Hause am nächsten wohnt, bis es so viele sind, dass sie das Lamm aufessen können.
5 Ihr sollt aber ein solches Lamm nehmen, an dem kein Fehler ist, ein männliches Tier, ein Jahr alt. Von den Schafen und Ziegen sollt ihr's nehmen
6 und sollt es verwahren bis zum vierzehnten Tag des Monats. Da soll es die ganze Versammlung der Gemeinde Israel schlachten gegen Abend.
7 Und sie sollen von seinem Blut nehmen und beide Pfosten an der Tür und den Türsturz damit bestreichen an den Häusern, in denen sie's essen,
8 und sollen das Fleisch essen in derselben Nacht, am Feuer gebraten, und ungesäuertes Brot dazu und sollen es mit bitteren Kräutern essen.
9 Ihr sollt es weder roh essen noch mit Wasser gekocht, sondern am Feuer gebraten mit Kopf, Schenkeln und inneren Teilen.
10 Und ihr sollt nichts davon übrig lassen bis zum Morgen; wenn aber etwas übrig bleibt bis zum Morgen, sollt ihr's mit Feuer verbrennen.
11 So sollt ihr's aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt es in Eile essen; es ist des HERRN Passa.
12 Denn ich will in derselben Nacht durch Ägyptenland gehen und alle Erstgeburt schlagen in Ägyptenland unter Mensch und Vieh und will Strafgericht halten über alle Götter der Ägypter. Ich bin der HERR.
13 Dann aber soll das Blut euer Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid: Wo ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen, und die Plage soll euch nicht widerfahren, die das Verderben bringt, wenn ich Ägyptenland schlage.
14 Ihr sollt diesen Tag als Gedenktag haben und sollt ihn feiern als ein Fest für den HERRN, ihr und alle eure Nachkommen, als ewige Ordnung.
Von Gründonnerstag bis Ostern, an den drei letzten Tagen der heiligen Woche, feiern wir das Geheimnis unserer Erlösung im Leiden, Sterben und der Auferweckung Jesu.
Am letzten Abend mit den Jüngern – „in der Nacht, da er verraten wurde“ – hat Jesus uns sein Mahl gestiftet, in einem festen Ritus und Memorial: „das tut zu meinem Gedächtnis“. Dies geschah im Zusammenhang mit der Begehung der Passah-Nacht Israels, wie es die drei synoptischen Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas bezeugen. Warum verschweigt dies der vierte Evangelist ? Weil er bereits in Johannes 6 in der großen Rede von Jesus als dem Brot des Lebens die Bedeutung des Abendmahls entfaltet hat. Er füllt das Geschehen des letzten Abends mit Jesu Abschiedsreden Kapitel 13-17 , endend mit dem „hohepriesterlichen Gebet“.
Nach Lukas 22,15 stellt Jesus selbst sein Mahl in den Zusammenhang mit der Passa-Nacht, kurz vor den Stiftungsworten sagt er: „Mich hat herzlich verlangt, dies Passalamm mit euch zu essen, ehe ich leide“.
Was feiert Israel in der Nacht des Pesach? „Go down Moses, tell old Pharao – let my people go!“ Mose ging zu Ägyptens Pharao, zunächst mit der Bitte, laß uns ein Stück weit in die Wüste ziehen, um mit unserem Gott Jahwe ein Fest zu feiern. Das war ein Vorwand, von vorn herein ging es Mose um die Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens. Der König weigert sich. Aber es war die Nacht zwischen der neunten und der zehnten Plage, und nun droht Mose mit der Tötung aller Erstgeborenen der Ägypter.
Dies geschieht dann in jener unheimlichen Nacht, nur die Häuser der Israeliten werden verschont, an deren Türpfosten auf Geheiß Jahwes das Blut der geschlachteten Passalämmer angebracht wurde-nicht als ein magisches Abwehrmittel, sondern als Zeichen für das ausziehende Israel: Euer Gott schützt und befreit euch!
Dieses dramatische Befreiungsgeschehen begeht das Volk Israel seither jedes Jahr in der Nacht der Pesach-Feier, durch alle Wechselfälle seiner tragischen Geschichte hindurch , das Exil in Babylon, die Zerstörungen Jerusalems durch Nebukadnezar und später durch die Römer, die den Tempel verbrannten, sodaß von da an keine Pesach-Lämmer mehr geschlachtet wurden, aber die Befreiungsnacht umso sehnsüchtiger begangen wurde, schließlich mit einem freien Platz für den Propheten Elia, dessen Wiederkehr erwartet und darum der Abend beschlossen wurde mit dem Ruf „Nächstes Jahr in Jerusalem!“
Und wie feiern die Juden heute ihre Pesach-Nacht – nach der Shoah, dem Holokaust , im Schatten des neuen Antisemitismus, der junge Juden nach Israel auswandern läßt, wo sie endlich sicher sind?
Das Existenzrecht des Staates Israel gehört zum Selbstverständnis unseres deutschen Staates, trotz aller Fehler durch die Politik Nethanjahus und die schlimme Unterdrückung der Palästinenser.
Gründonnerstag-Abend: Mit Jesu Gebet in Gethsemane stehen wir an der Seite aller Leidenden auf Erden und fragen nach dem Warum. Als Christen besinnen wir uns darauf, daß durch die Person Jesu unsere Abendmahlsfeier und Israels Pesach-Feier eng miteinander verflochten sind .
Ein Vergleich unserer Abendmahlsliturgie mit der Liturgie der Passa-Nacht lohnt sich. Das Brot und der Kelch stammen aus der Pesach-Feier als sichtbar-rituelle Elemente. D
kommen zu den vier Passah-Bechern, an die der Abendmahlsbericht erinnert, noch einige andere Elemente wie bittere Kräuter, ein Lammknochen und ein Ei, jeder junge Israeli kennt ihre Bedeutung.
Während bei uns lange bezweifelt wurde, ob Kinder von 10 Jahren schon die Bedeutung des Abendmahls erfassen können, bekommt ein Kind am Seder-Abend eine Hauptrolle, nämlich im Frage- und Antwortspiel der sogenannten Pesach-Haggdah, wo nach festgelegter Ordnung („Seder“) die Bedeutung der einzelnen Speisen erfragt wird. (Ich habe das Buch in einer schönen Ausgabe in Hebräisch und Deutsch aus Israel mitgebracht). Z
Beispiel: Warum essen wir Mazzen, ungesäuertes Brot an diesem Abend? Weil in der Nacht des Auszugs der Brotteig keine Zeit hatte zu „gehen“, so mußten es unsere Väter in Hast und Eile essen, um danach vor den Ägyptern zu fliehen. – Und warum essen wir bittere Kräuter? Weil unsere Sklavenzeit so bitter war in Ägypten!
Um ein Gefühl zu bekommen für die ursprüngliche intime Nähe des Abendmahls mit dem jüdischen Pesach-Mahl, kann man am Gründonnertagabend beide Liturgien zusammenfügen, indem man im Gemeindehaus um einen Tisch sitzt, die bitteren Kräuter und die anderen Elemente des Passamahls als Vorspeise, und dann das Abendmahl – mit Mazzen als Brot – als Höhepunkt und „Geheimnis des Glaubens“.
Dazwischen könnten Worte wie diese aus der Pesach-Haggadah ihren Platz finden : Dies ist das Brot des Elends, das unsere Väter im Lande Ägypten gegessen haben. Jeder, der hungrig, komme und esse! Jeder, der in Not, komme und feire mit uns das Pesachfest! Dieses Jahr – noch hier; im künftigen – im Lande Israel! Dieses Jahr – noch Sklaven; im künftigen – freie Menschen!
Am besten an dieser Predigt gefällt mir die Beschreibung, wie den jüdischen Kindern in Frage und Antwort der Sinn des Passahfestes nahe gebracht und eingeübt wird. Das ist eine gute Anregung für die Vermittlung des christlichen Abendmahles in der Kinder-, Konfirmanden- und Jugendarbeit. Gut gelungen ist auch der Hinweis auf die enge Verbindung zwischen Passahfest und Abendmahl, was schon Jesus seinerzeit aufgegriffen hat und von der christlichen Gemeinde in einer eigenständigen Tradition fortgeführt wurde, wobei ich eine stärkere Akzentuierung des christologischen Charakters des Abendmahles begrüßen würde.