War Weihnachten wieder schön und gelungen? In Gemeinschaft von Familie und Freunden, in Harmonie und Eintracht?
Jedes Jahr aufs Neue wird sie wach, diese Sehnsucht, mit sich und anderen eins zu sein, auszukommen und einander zu verstehen. Dabei ist erlebte Gemeinschaft, Anteilnahme und Zuwendung nicht nur der Kern von Weihnachten, sondern ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. Der Wunsch dazuzugehören und Teil einer Gemeinschaft zu sein, wird von vielen geteilt. Dabei kommt es ja vor allem darauf an, zu welcher Gemeinschaft Menschen gehören, welche Werte gelten und Regeln dort herrschen. Ein Kennzeichen unserer freien Welt ist ja auch die Möglichkeit, eine Wahl treffen zu können. Parteien und Vereine, aber auch Kirche und Glaube können wir frei nach Vorlieben und Interessen wählen.
Derzeit ist unser Land der Ort der Wahl und das Ziel von vielen Menschen, die ihre Heimat verloren haben, weil dort Zerstörung herrscht und Zukunft nicht mehr möglich ist. Und da ist es auch so anziehend, dass bei uns diese Willkommenskultur herrscht, die Menschen in Not so offen und freundlich begegnet. Weil hier Freiheit herrscht und die Würde der Menschen geachtet wird, wollen so viele hier dazugehören. Es stimmt, dazuzugehören, ist ein menschliches Grundbedürfnis. Schon unsere Jugendlichen, die Kinder und Konfis wollen zu einer Clique gehören und brauchen einen Freundeskreis, in dem nicht Anpassungsdruck herrscht, sondern Anerkennung geübt wird. Weil das schon immer so war, dass Menschen Gemeinschaft brauchen, hören wir heute davon, dass wir zu einer Gemeinschaft gehören, in der diese Werte und Regeln gelten, die helfen und schützen. Hören wir heute an diesem 1. Sonntag nach dem Weihnachtsfest, dass wir zu einer Gemeinschaft gehören, die Freude und Erfüllung bringt, weil Gott selbst sie geschaffen hat und in ihr anwesend ist. Diese Tatsache ist der Predigttext, wie er geschrieben steht im 1. Brief des Johannes, im 1. Kapitel, in den Versen 1 bis 4:
(Lesung des Predigttextes)
Gemeinschaft mit Jesus. Verbundenheit untereinander in der Erinnerung an Jesus. An sein Leben, an das, was nicht nur in den Evangelien erzählt, sondern in der ganzen biblischen Tradition bewahrt wird. Das ist keine alte überholte Botschaft, die niemand mehr interessiert, sondern tatsächlich die Grundlage unserer Welt und Gesellschaft. Erinnerung an die biblische Tradition. Und die wird in der Tat von der Kirche immer wieder verkündet. Nicht nur zur Weihnachtszeit. Kirche ist der Erinnerung an das verpflichtet, „was wir gehört und gesehen haben, was wir mit betrachtet haben“, nämlich Erinnerung an das Leben Jesu, an die ganze biblische Tradition. Das ist die Grundlage unserer Gesellschaft und Welt. Derzeit machen ja diese sogenannten Verteidiger des christlichen Abendlandes auf sich aufmerksam. Aber da ist ja jetzt in aller Deutlichkeit erkannt, dass diese Gruppierung nicht unsere Werte verteidigt, sondern sie verrät. Und es ist ein gutes Zeichen, dass deren Anhänger mit Widerstand rechen müssen und ihre Anzahl schrumpft. Vor allem hier im Westen. Da haben doch viele erkannt, dass Pegida und andere keine Lösungen, sondern Schuldige suchen. Dass nicht Ängste aufgenommen werden, sondern Hass geschürt wird.
Gemeinschaft mit Christus ist anders. Das ist Erinnerung an die biblische Tradition, die die Würde der Menschen bewahrt. Da werden Menschen eben nicht abgewertet aufgrund von Glaube, Herkunft, Religion und Tradition, sondern werden geachtet. Da werden Menschen nicht an ihrem Aussehen, sondern an ihrem Verhalten gemessen. Dass Menschen frei sind, dass Gesetze für alle gelten, dass Mann und Frau gleichberechtigt sind, sind unsere Werte, auf denen unser Land gründet. Und es sind diese Werte, die nicht Gegenstand einer Diskussion sein können, sondern die eingefordert und verteidigt werden müssen. Gegen alle, die sie bestreiten. Diese Werte sind der Grund, warum eben so viele Menschen auch anderer Religion hier bei uns Zuflucht suchen und eben nicht auf ihre reichen arabischen Nachbarn hoffen. Und vielleicht strahlen dann diese Erfahrungen der Freiheit und Bewahrung der Würde auch auf die Heimatländer der Flüchtlinge aus, damit auch dort wieder Zukunft und Aufbau möglich werden. Diese Gemeinschaft, die Freiheit lässt und Würde bewahrt, ist gestiftet durch die Worte der Bibel. Das hat Jesus in seinem Leben verkörpert. Die Würde des Lebens. In dieser Gemeinschaft ist Jesus präsent ist. Das ist Kirche. Aber eine Kirche, die eben nicht ausschließt und trennt, sondern offen, selbstsicher und ihrer Werte gewiss ist. Da brauchen wir auch nicht ängstlich auf andere Religionen zu schielen, die sich ausbreiten, sondern uns einfach nur an unsere biblische Tradition erinnern. Immer wieder.
Unser Glaube und unsere Botschaft von Nächstenliebe und Freiheit sind doch anziehend und überzeugend. Da kann Kirche auch immer wieder Orientierung geben. „Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir.“ Die Botschaft für die Welt. Gerade zu Weihnachten wieder besonders gehört. In der Presse wurden Weihnachtspredigten und Botschaften aufmerksam verfolgt und gehört. Und es stimmt, auf Kirche wird dann gehört, wenn sie eine Botschaft hat, die biblisch begründet sich mit der Wirklichkeit auseinandersetzt und sie dadurch verändert. Durch die Erinnerung an Jesus. An das, was wir gehört und gesehen haben. An das, was geschrieben ist. Deshalb gelten in der christlichen Gemeinschaft Gebote, die von der Liebe zu den Menschen geleitet werden und sich nicht in bloßen Vorschriften erschöpfen. Lebensweise und- Vorstellungen der Menschen können verschieden sein, aber die Liebe zu den Menschen, die Liebe zum Leben, die soll erkannt werden und bleiben.
„Wir verkünden euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und erschienen ist.“ Die Verkündigung des ewigen Lebens hat nicht nur mit einer zukünftigen Hoffnung zu tun, sondern mit der Gewissheit, dass jedes Leben einzigartig und ewig wertvoll ist. Das ist es, was Gott wichtig ist. Dafür steht unsere Gemeinschaft ein. Natürlich hat das Folgen. Dann ist Kirche eine Gemeinschaft, in der es menschlich und versöhnlich zugeht. Und solche eine Gemeinschaft macht dann auch Werbung für Gott, Glaube und Religion. Deshalb bewahrheitet sich Glaubwürdigkeit von Gemeinde und Kirche auch in unserem Umgang miteinander. Eine Gemeinschaft, in der der einzelne eben nicht unterdrückt wird oder untergeht, sondern persönlich wichtig bleibt. Und deshalb verteidigt Kirche auch das Recht der Menschen auf Freiheit. Auch auf Andersartigkeit. Das ist nichts anderes als Orientierung an der ganzen Fülle der biblischen Botschaft. Deshalb behaupten wir auch nicht irgendeine höhere himmlische Wahrheit, sondern sind in Wahrheit am Menschen interessiert. Denn darum geht es unserem Gott. Wir haben Gemeinschaft mit Gott. Bleibt das aber nicht nur eine Behauptung? Nein!
Diese Gemeinschaft ereignet sich in der Erinnerung an die biblische Geschichte. Da sind und werden wir ein Teil davon. In dieser Erinnerung werden wir auch immer wieder diese Gegenwart und Nähe Gottes spüren. Dann, wenn wir Ermutigung, Kraft und neue Hoffnung brauchen. Durch die Erinnerung, dass für Gott unser Leben ewig wertvoll ist. Durch das Bekenntnis Gottes zum Leben, das auf ewig nie verloren sein wird. Weder das eigene noch der Menschen, die uns wichtig sind und nahestehen.
War Weihnachten wieder gut und gelungen? Vor allem mit denen, die Ihnen nahestehen und wichtig sind? Hoffentlich. Aber auch das muss sich nicht immer sich so erfüllen. So ist es, unser Leben. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig. Wichtig ist, dass unsere Gemeinschaft mit Gott bleibt. In Ewigkeit.