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PredigttextSprüche 16,1-9
Kirche / Ort:St. Petrikirche / 14943 Luckenwalde
Datum:01.01.2013
Kirchenjahr:Neujahrstag
Autor:Pfarrer em. Dr. Ulrich Kappes

Predigttext: Sprüche 16,1-9 (Übersetztung nach Martin Luther, Revision 1984)

1Der Mensch setzt sich's wohl vor im Herzen; aber vom HERRN kommt, was die Zunge reden wird. 2 Einen jeglichen dünken seine Wege rein; aber der HERR prüft die Geister. 3 Befiehl dem HERRN deine Werke, so wird dein Vorhaben gelingen. 4 Der HERR macht alles zu seinem Zweck, auch den Gottlosen für den bösen Tag. 5 Ein stolzes Herz ist dem HERRN ein Greuel und wird gewiß nicht ungestraft bleiben. 6 Durch Güte und Treue wird Missetat gesühnt, und durch die Furcht des HERRN meidet man das Böse. 7 Wenn eines Menschen Wege dem HERRN wohlgefallen, so läßt er auch seine Feinde mit ihm Frieden machen. 8 Besser wenig mit Gerechtigkeit als viel Einkommen mit Unrecht. 9 Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.

Zum Predigttext

Einmal innerhalb von sechs Jahren ist nach der Perikopenordnung von 1978 ein Text aus dem „Buch der Sprüche“ Predigtvorlage. Ausgewählt wurde dafür Kap. 16, 1 – 9, das dem Neujahrstag zugeordnet wurde. Vorher gehörte die Perikope zum 17. Sonntag nach Trinitatis. Man wird daher das Buch der Sprüche nicht als unbedingten Favorit der Liturgischen Konferenz ansehen können. Dass diese stiefmütterliche Behandlung 1978 wiederholt wurde, erstaunt. Schreibt doch Rüdiger Lux (Predigtmeditation z. St., in: GPM 55 (2000/2001), 70 – 78, S. 70, A. 2) über das 1970 grandiose Buch Gerhard von Rads, „Weisheit in Israel“: „Es bietet eine Fülle von Anregungen für Alltagsseelsorge und Wirklichkeitserschließungen, die durch ein ganzes Jahr tragen könnten“. Als ich selbst meine inneren Widerstände gegenüber der - aufs Erste - trockenen Lektüre überwand, sprachen mich die Worte stark an. Ich wählte vier Verse aus. Damit folgte ich den „Ermahnungen an den Prediger“ durch Rüdiger Lux: „Der Predigttext legt die Freiheit, sich auf einen der neun Einzelsprüche zu konzentrieren.“ Gut, ich nahm etwas mehr.

Otto Plöger weist darauf hin, dass es nach Kap. 25 Hiskia war, der eine Weisheitsschule am Königshof gründete. Diese Weisheitssammlung sei zwar eine Schule für die Erziehung zukünftiger Beamter gewesen, wende sich aber dessen ungeachtet einem Leben zu, wie es von jedermann gelebt werde. (Otto Plöger, Sprüche Salomos, Neukirchen – Vluyn, 1984, S. XXI) Die Predigt versucht, diese Linie weiter zu verfolgen – es handelt sich um eine Weisheit auch für den schlichtesten Predigthörer.Gewiss wird der Mensch hier anders als in Römer 7 gesehen: „Die Eigenbeurteilung seines Tuns ist beim Menschen durchweg positiv“. (Plöger, a.a.O., S.189) Unabhängig davon handelt es sich nicht um Selbstgerechtigkeit. Die tiefe Abhängigkeit des Menschen von Gott sehe ich in Vers 1 in seltener Weise ausgedrückt. Lux schreibt in der Exegese des Wortes „Herz“, dass „dieses Herz nicht als Organ aufgewühlter Emotionen, sondern als Ort nüchterner Quelle widersprüchlicher Gesinnungen“ verstanden werde. „Das Herz kommt hier als Willenszentrum in den Blick.“ (a.a.O., S. 72) Unbestreitbar mag das allgemein gelten. In dem vorliegenden Text und der starken Betonung der Herzensselbständigkeit (hebräisch: ma´arke leb, „Überlegungen des Herzens“, KBL, 3.Aufl., 582b) sowie der konträren Position zu adonaj, der seine Worte (also das Gegenteil von dem, was die „ma´arke leb“ im Menschen hervorrufen) auf die Zunge legt, kann ich dem nicht folgen.

Im Schlussteil der Predigt erinnere ich an den Jubilar Richard Sennett. – „Weisheit“ ist im biblischen Sinn nicht eine Punkt - für - Punkt Auseinandersetzung, sondern die Darlegung einer grundlegenden Glaubenshaltung. Es ist keine Antwort auf Sennetts Problematik, sondern nur eine grundsätzliche Standortbestimmung.

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Heinz Janssen
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