Predigt

"Die Brücke ist die Liebe …"

Trauer und Hoffnung - Unterwegs ins Leben

PredigttextMatthäus 25,1-13
Kirche / Ort:Lübeck
Datum:22.11.2015
Kirchenjahr:Letzter Sonntag des Kirchenjahres
Autor:Pastor i.R. Heinz Rußmann

Predigttext: Matthäus 25,1-13 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

1 Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen. 2 Aber fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug. 3 Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit. 4 Die klugen aber nahmen Öl mit in ihren Gefäßen, samt ihren Lampen. 5 Als nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. 6 Um Mitternacht aber erhob sich lautes Rufen: Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen! 7 Da standen diese Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen fertig. 8 Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsre Lampen verlöschen. 9 Da antworteten die klugen und sprachen: Nein, sonst würde es für uns und euch nicht genug sein; geht aber zum Kaufmann und kauft für euch selbst. 10 Und als sie hingingen zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen. 11 Später kamen auch die andern Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, tu uns auf! 12 Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. 13 Darum wachet! Denn ihr wißt weder Tag noch Stunde.

Exegetiche (I.) und homiletische (II.) Gedanken zum Predigttext

I. Der Text gehört zu den drei Parusiegleichnissen in den Parusie-Reden in Kap. 23-25 des Matthäus-Evangeliums. Es geht um die Wiederkunft Christi und die Verzögerung dieses Ereignisses. Ganz klar ist es Sondergut des Matthäus. Nicht so klar und eindeutig ist für die Interpretation, ob es sich um ein Gleichnis, eine Parabel oder eine Allegorie handelt. Helmut Thielicke zum Beispiel (in: Das Bilderbuch Gottes) behandelt in der eindringlichsten und farbigsten Predigt, die mir dazu bekannt ist, den Text als eine Allegorie: Bräutigam gleich Jesus, Jungfrauen Symbol für die Gemeinde, Öl ein Zeichen unseres Glaubens, Hochzeit für das kommende Reich Gottes usw.

Exegetischer Kern des Textes ist die Warnung an alle Menschen und auch die Christen (!), das Reich Gottes nicht leichtfertig zu verfehlen. Eugen Drewermann in seinem Mt-Kommentar konzentriert den Text sogar auf die These: Es kommt alles darauf an, hier und heute richtig zu leben. Am zutreffendsten finde ich die Auslegung, dass es sich hier um eine Mischform zwischen Gleichnis, Parabel und Allegorie handelt.

II. Der Text wird nach alter Tradition am letzten Sonntag im Kirchenjahr, am Ewigkeitssonntag, gepredigt. Dieser Sonntag wird aber inzwischen total durch den Kasual-Fall bestimmt: Gedenktag für die Entschlafenen, volkstümlich: Totensonntag. In den Gemeinden wird überall der im letzten Jahr verstorbenen Gemeindeglieder gedacht. Deren Namen werden verlesen, die große Schar der Trauernden wird eingeladen und versammelt sich in diesem Gottesdienst. Der Text geht in seiner Hauptaussage an dieser Situation vorbei und ist eigentlich nicht geeignet für die Trauernden. Besonders, wenn textgemäß interpretiert wird, dass für die Hälfte der Menschen die Tür zur Ewigkeit womöglich verschlossen wird. Sehr tröstlich ist dagegen die Vorstellung, dass Jesus uns in die Ewigkeit wie zu einem Fest einlädt.

Die heutigen Vorstellungen vom Weltende im Rahmen der Evolution, wie sie z.B. Teilhard de Chardin sieht, kann ich hier nicht ausbreiten. Klar ist: Über das absolute Ende - wie über den Anfang - kann die Naturwissenschaft nichts sagen. Es ist allein Gottes Bereich. Das Zentrum ist: Wir sind Hochzeitsleute in der Vorfreude, dass Jesus am Ende bei uns sein wird. Ich möchte vorschlagen über Trauer und Trauerbewältigung zu predigen und den Trost und die Vision des himmlischen Festes zentral einzubauen.

Neuigkeiten

Aus den Quellen schöpfen

Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

Herzlich willkommen!

Neuauftritt Heidelberger Predigt-Forum mehr lesen

Alle Neuigkeiten lesen

Spenden

Die Nutzung des Heidelberger Predigt-Forums ist kostenlos. Das Redaktionsteam arbeitet ehrenamtlich. Kosten entstehen für Hosting sowie professionelle Websitepflege. Durch Ihren Obolus helfen Sie uns bei der Finanzierung.

Überweisung jetzt per paypal und flattr möglich.
Vielen Dank.
Heinz Janssen
Heidelberger Predigt-Forum