Predigt

„Du zeigst mir den Weg zum Leben…“

Lob Gottes lässt die Spekulation verstummen

PredigttextPsam 16 (mit Einführung)
Kirche / Ort:Hohenwettersbach b. Karlsruhe
Datum:15.09.2024
Kirchenjahr:16. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pfarrerin Kira Busch-Wagner

Predigttext: Palm 16 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

1 Ein güldenes Kleinod Davids. Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich. 2 Ich habe gesagt zu dem HERRN: Du bist ja der Herr! Ich weiß von keinem Gut außer dir. 3 An den Heiligen, die auf Erden sind, an den Herrlichen hab ich all mein Gefallen. 4 Aber jene, die einem andern nachlaufen, werden viel Herzeleid haben. Ich will das Blut ihrer Trankopfer nicht opfern noch ihren Namen in meinem Munde führen. 5 Der HERR ist mein Gut und mein Teil; du hältst mein Los in deinen Händen! 6 Das Los ist mir gefallen auf liebliches Land; mir ist ein schönes Erbteil geworden. 7 Ich lobe den HERRN, der mich beraten hat; auch mahnt mich mein Herz des Nachts. 8 Ich habe den HERRN allezeit vor Augen; er steht mir zur Rechten, so wanke ich nicht. 9 Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich; auch mein Leib wird sicher wohnen. 10 Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe. 11 Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.

Einführung in den Predigttext

Die unterschiedlichen Übersetzungen des Psalms bezeugen bereits die unterschiedlichen theologischen Entscheidungen. Daher schreibt insbesondere im Blick auf die Verse 9 und 10 Alexander Deeg:

„Dabei stellt sich nun die Frage, welche Hoffnung sich in dieser Vertrauensbekundung artikuliert. Geht es darum dass Gott seinen Getreuen niemals (mehr) dem Tod übergeben wird? Oder geht es darum dass Gott jetzt, und solange der Beter sich in Gottes Gegenwart befindet, ein Schutz und Schirm sein wird? Dann wäre es der kultische Moment, der sich im Erleben des Beters gleichsam zur Ewigkeit dehnt.“ (403).

Es bietet sich an, der Gemeinde mehrere Übersetzungen zur Verfügung zu stellen, insbesondere wenn ohnehin ein Liedblatt benutzt wird (s.u. bei den Vorschlägen zur Liturgie).

Die unglaubliche Weite der unterschiedlicher Zugänge zu Tod, Auferweckung und Auferstehung in den biblischen Schriften ist unserer Welt viel näher als gemeinhin unterstellt wird. Wie in jeder durchschnittlichen Gemeinde reichen die Vorstellungen von einem endgültigen Tod nach dem Leben bis zu sehr komplexen Vorstellungen von „Himmel“, Ewigkeit, postmortalen Chronologien (1Kor 15) und Metaphern (1Kor,35ff). Der 16. Psalm berührt auch jene Grenzen, die der biblische Glaube nicht überschreitet in Richtung Totenkult.

Wie vertraut die einzelne Gottesdienstgemeinde ist mit biblischem und jüdischem Gedankengut ist wahrscheinlich nicht immer abzusehen.

Ausgerechnet in diesen Tagen um den 16. Sonntag nach Trinitatis jähren sich Gedenkfeiern in Erinnerung an jüdische Tote, Ermordete und an Menschen, deren Tod man befürchten muss.

Durch einen Attentatsversuch in München kürzlich wurde jener Tag noch einmal deutlicher ins allgemeine Gedächtnis gerufen, als bei den fröhlichen, heiteren, luftigen olympischen Spielen von München 1972, den ersten deutschen Nachkriegsspielen, die so anders sein sollten als Berlin 1936, so voller Völkerverständigung, Vielfalt, Freude, als da mittendrin Terroristen israelische Sportler ermordeten, als Geiseln nahmen und Todesgefahr aussetzten bis alle Geiseln und Täter im Inferno von Fürstenfeldbruck starben.

Und in wenigen Wochen jährt sich am 7. Oktober der Überfall der Hamas auf israelische Orte entlang des Gazastreifens und auf die Feiernden beim Supernova-Musikfestival. Das Schicksal vieler Geiseln ist immer noch ungewiss. Viele sind tot. Bei ihrer Bestattung wurde wohl in vielen Fällen der 16. Psalm gelesen.

Trauernde und unmittelbar Betroffene sollten in die Fürbitte aufgenommen werden. Und auch all die Menschen, die infolge des Terrorüberfalls in Israel und im Gazastreifen starben oder in Lebensgefahr gerieten.

Literatur

Alexander Deeg, Andreas Schüle, Die neuen alttestamentlichen Perikopentexte. Exegetische und homiletisch-liturgische Zugänge. Leipzig 2018 (402-406).

Zur Liturgie

EG 272 Ich lobe meinen Gott ...

So nicht: Trankopfer von Blut Aus dem Elften Gesang der Odysse

… Aber nun eilt' ich, und zog das geschliffene Schwert von der Hüfte, 25 Eine Grube zu graben, von einer Ell' ins Gevierte. Hierum gossen wir rings Sühnopfer für alle Toten: Erst von Honig und Milch, von süßem Weine das zweite, Und das dritte von Wasser, mit weißem Mehle bestreuet. Dann gelobt' ich flehend den Luftgebilden der Toten, 30 Wann ich gen Ithaka käm, eine Kuh, unfruchtbar und fehllos, In dem Palaste zu opfern, und köstliches Gut zu verbrennen, Und für Teiresias noch besonders den stattlichsten Widder Unserer ganzen Herde, von schwarzer Farbe, zu schlachten. Und nachdem ich flehend die Schar der Toten gesühnet, 35 Nahm ich die Schaf', und zerschnitt die Gurgeln über der Grube; Schwarz entströmte das Blut: und aus dem Erebos kamen Viele Seelen herauf der abgeschiedenen Toten. Jüngling' und Bräute kamen, und kummerbeladene Greise, Und aufblühende Mädchen, im jungen Grame verloren. 40 Viele kamen auch, von ehernen Lanzen verwundet, Kriegerschlagene Männer, mit blutbesudelter Rüstung. Dicht umdrängten sie alle von allen Seiten die Grube Mit graunvollem Geschrei; und bleiches Entsetzen ergriff mich. Nun befahl ich, und trieb aufs äußerste meine Gefährten, 45 Beide liegenden Schafe, vom grausamen Erze getötet, Abzuziehn und ins Feuer zu werfen, und anzubeten Aïdes' schreckliche Macht und die strenge Persephoneia. Aber ich eilt', und zog das geschliffene Schwert von der Hüfte, Setzte mich hin, und ließ die Luftgebilde der Toten 50 Sich dem Blute nicht nahn, bevor ich Teiresias fragte.

Die freie digitale Bibliothek Homer Odyssee Quelle: www.digbib.org/Homer_8JHvChr/De_Odyssee Erstellt am 27.07.2006 Übersetzung von Johann Heinrich Voß.

Abgerufen: 10.09.2024, 20.32 Uhr Psalm 16 Übersetzung Martin Buber/ Franz Rosenzweig

[1] Ein Sühngedicht Dawids. Behüte mich, Gott, denn an dir berge ich mich![2] Ich spreche zu IHM: »Mein Herr bist du, mein Gut, nichts über dich!«,[3] zu den Heiligen, die im Lande sind: »... mein Herrlicher, an dem all meine Lust ist.« [4] Mehren mögen sich die Trübnisse ihnen, die einen Anderen freiten, nie gieße ich mit ihre Opfergüsse - von Blut! - , nie trage ich ihre Namenrufe auf meinen Lippen. – [5] DU, meine Anteil- und Becher-Gebühr! du bists, der mein Los umfängt. [6] Schnurmaße fielen mir zu in der Mildigkeit, wohl, anmutig ist mir das Eigen. – [7] Ich segne IHN, der mich beraten hat, wohl, nachts mahnen mich meine Nieren. [8] Ich hege IHN mir stets gegenüber. Wenn er mir zur Rechten ist, nie kann ich wanken. [9] Darum freut sich mein Herz, jauchzt meine Ehre, ja, mein Fleisch wird sicher wohnen. [10] Denn du überlässest nicht meine Seele dem Gruftreich, du gibst nicht zu, daß dein Holder die Schluft besehe. [11] Du lehrst mich kennen den Pfad des Lebens, Sättigung mit Freuden ist vor deinem Antlitz, Mildheit in deiner Rechten immerdar.

Psalm 16, Einheitsübersetzung 20161 Ein Lied Davids. Behüte mich, Gott, denn bei dir habe ich mich geborgen! 2 Ich sagte zum HERRN: Mein Herr bist du, mein ganzes Glück bist du allein. 3 An den Heiligen, die im Land sind, an den Herrlichen habe ich all mein Gefallen:  4 Zahlreich sind die Schmerzen derer, die einem anderen Gott nacheilen. / Ich will ihre Trankopfer von Blut nicht spenden, ich nehme ihre Namen nicht auf meine Lippen. 5 Der HERR ist mein Erbteil, er reicht mir den Becher, du bist es, der mein Los hält. 6 Die Messschnur fiel mir auf liebliches Land. Ja, mein Erbe gefällt mir. 7 Ich preise den HERRN, der mir Rat gibt, auch in Nächten hat mich mein Innerstes gemahnt. 8 Ich habe mir den HERRN beständig vor Augen gestellt, weil er zu meiner Rechten ist, wanke ich nicht. 9 Darum freut sich mein Herz und jubelt meine Ehre, auch mein Fleisch wird wohnen in Sicherheit. 10 Denn du überlässt mein Leben nicht der Totenwelt; du lässt deinen Frommen die Grube nicht schauen. 11 Du lässt mich den Weg des Lebens erkennen. / Freude in Fülle vor deinem Angesicht, Wonnen in deiner Rechten für alle Zeit.

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Heinz Janssen
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