Ein wunderbarer Gott

Erbauung, Trost und Lehre - Zeugnis geben von Gottes Wirken in dieser Welt

Predigttext: 1. Korinther 14,1-12
Kirche / Ort: Versöhnungskirche / Lübeck-Travemünde
Datum: 13.06.2021
Kirchenjahr: 2. Sonntag nach Trinitatis
Autor/in: Pastor Hans-Dieter Krüger

Predigttext: 1. Korinther 14,1-12 (Übersetzung nach Martin Luther)

1 Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber darum, dass ihr prophetisch redet! 2 Denn wer in Zungen redet, der redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott; denn niemand versteht ihn: im Geist redet er Geheimnisse. 3 Wer aber prophetisch redet, der redet zu Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung. 4 Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde. 5 Ich möchte, dass ihr alle in Zungen reden könnt; aber noch viel mehr, dass ihr prophetisch redet. Denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet; es sei denn, er legt es auch aus, auf dass die Gemeinde erbaut werde.

6 Nun aber, Brüder und Schwestern, wenn ich zu euch käme und redete in Zungen, was würde ich euch nützen, wenn ich nicht mit euch redete in Worten der Offenbarung oder der Erkenntnis oder der Prophetie oder der Lehre? 7 So verhält es sich auch mit leblosen Instrumenten, es sei eine Flöte oder eine Harfe: Wenn sie nicht unterschiedliche Töne von sich geben, wie kann man erkennen, was auf der Flöte oder auf der Harfe gespielt wird? 8 Und wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zur Schlacht rüsten?

9 So auch ihr: Wenn ihr in Zungen redet und nicht mit deutlichen Worten, wie kann man wissen, was gemeint ist? Ihr werdet in den Wind reden. 10 Es gibt vielerlei Sprachen in der Welt, und nichts ist ohne Sprache. 11 Wenn ich nun die Bedeutung der Sprache nicht kenne, werde ich ein Fremder sein für den, der redet, und der redet, wird für mich ein Fremder sein. 12 So auch ihr: Da ihr euch bemüht um die Gaben des Geistes, so trachtet danach, dass ihr sie im Überfluss habt und so die Gemeinde erbaut. 

Vorbemerkung zum Predigttext 

Für unsere „normalen“ Gemeinden ist die Zungenrede kein Thema, das von Bedeutung ist. Dennoch ist mancher irritiert, wenn er davon gehört hat, dass das „Zungenreden“ ein Beweis für den Empfang des Heiligen Geistes sein soll. Wenn diese Gabe eingeordnet wird als Gnadengabe wie andere, die von Paulus aufgezählt werden, dann ist das in Ordnung. Aber es mangelt einem christlich eingestellten Menschen an nichts Wichtigem, wenn ihm die Gabe der Zungenrede nicht gegeben ist.

Obwohl der Apostel der Zungenrede skeptisch gegenüber steht, würdigt er sie doch als Ausdruck persönlicher Gottesbeziehung. Er selber ist ja auch religiös „talentiert“, beherrscht die Zungenrede und kann kompetent über dieses Thema sprechen, sowie ihm auch ekstatische Zustände nicht fremd sind. Ein religiös „Hochbegabter“. Umso erstaunlicher, wie er diese Phänomene beurteilt und sie dem Glauben und den Früchten des Glaubens unterordnet, was sich besonders in seinem Aufruf zu „Glaube, Hoffnung und Liebe“ darstellt.

Da verbinden sich Glaube, Vertrauen, Vernunft, Hoffnung, Verantwortung und Nächstenliebe zu einem harmonischen Ganzen. Das waren gute Voraussetzungen für den Erfolg des Christentums und  ist auch heute noch ein Motor für eine Gesellschaft, die positive Impulse dieser Art braucht, wenn sie menschenwürdig überleben will.  

 

 

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Wie sehr werden wir uns freuen, wenn wir in Gottesdiensten wieder ohne Masken unsere Glaubenslieder anstimmen dürfen. Unser Singen wird eine ganz andere Qualität haben als früher: Bewusster, frischer, glaubensfroher, stärker, überzeugter, bestimmter, entschiedener. Wir werden singen, um es mit Joseph Eichendorff aus seinem Lied „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“ auszudrücken: „Aus voller Kehl und frischer Brust.“

I.

Da erinnern wir uns daran, wozu uns Stimme und Atem gegeben sind. Paul Gerhardt hat es in seinem Lied „Lobet den Herren, alle, die ihn ehren“ in einer Strophe so in Worte gefasst: „Dass unsre Sinnen wir noch brauchen können, und Händ und Füsse, Zung und Lippen regen, das haben wir zu danken seinem Segen.“ Das gilt jedenfalls dann, wenn unser Gemüt von Gottes Geist bewegt ist.

Leider gab und gibt es ja auch Menschen, die, wie man treffend sagt „von allen guten Geistern verlassen sind“ und ihre Stimmen für Hassgesänge missbrauchen. In dem Stimmengewirr der Zeiten, in denen auch ungute Geister unterwegs sind, darf aber das Gotteslob der Christenheit nicht untergehen, muss sich mit Anbetung, Bitte, Fürbitte in Musik und Gesang Gehör verschaffen und Zeugnis geben von Gottes Wirken in dieser Welt. Es ist gut und ein Segen für unsere Umwelt, wenn wir zu dieser Gemeinschaft gehören, die dabei mitwirkt.

II.

 Nun greift Paulus in unserem Predigttext ein Thema auf, das in der Gemeinde von Korinth eine besondere Rolle spielte: Die „Zungenrede“. Für christliche Gemeinden, die pfingstlerisch geprägt sind und manche charismatische Gemeinden ist dieses Phänomen auch heute noch von Bedeutung. Ich sage dazu kurz meine Meinung:

Das „Zungenreden“ ist eine Art des Singens, das einem Lallen ähnelt, ohne inhaltlichen Anspruch. Man findet es in vielen Religionen und Kulturen, ist also keine spezifisch christliche Erfahrung. Es ist eine Gabe, die ich als „Laune der Natur“ bezeichne. Eine schöne Singstimme zu haben, gehört auch zu solchen Gaben, die die Natur für diesen oder jenen bereithält, ebenso wie körperliche Voraussetzungen für jemanden, der im Sport nach oben kommt, oder jemanden, der besonders intelligent ist und im Nu komplizierte Rechenaufgaben lösen kann. Dass das „Zungenreden“ nicht unbedingt ein Erweis für den Empfang der Heiligen Geistes ist, wurde einmal deutlich, als nach dem Inhalt dieses „Redens“ gefragt wurde. Die Interpretation, die Übersetzung solchen Singens, spricht ja auch Paulus an und ist nicht unwichtig. Da gab es einmal einen schockierenden Moment, als in einer Gemeinde der Übersetzer mitteilte, der Zungesprechende habe gotteslästerliche Aussagen gemacht. Sie sind so abstoßend, dass ich davon nichts zitieren möchte. Da hat das Zungenreden seine „Unschuld verloren“. Auch in diese Bereiche hat das Böse Zugang und liegt im Kampf mit Gottes Heiligem Geist.

III.

Man spürt die Skepsis des Apostels gegenüber der Gabe der „Zungenrede“, obwohl er sie selber besitzt. Er macht sie auch nicht madig. Wer sie besitzt, soll sie auch nutzen. Sie darf dazu dienen, sich des eigenen Glaubens zu vergewissern und ihn zu stärken.

Aber wichtiger als diese spezielle Ausprägung einer Geistesgabe ist das „prophetische Reden“, wie Paulus es nennt. Damit meint er die Themen, die in der Verkündigung angesprochen werden sollen, eine Aufgabe, die bis heute  Gültigkeit besitzt:  Erbauung, Ermahnung, Trost, Offenbarung, Erkenntnis und Lehre. In verschiedenen Bildern macht er deutlich, dass diese Themen nur durch Sprache vermittelt werden können. Ich will diese Stelle noch einmal zitieren:

„Nun aber, Brüder und Schwestern, wenn ich zu euch käme und redete in Zungen, was würde ich euch nützen, wenn ich nicht mit euch redete in Worten der Offenbarung oder der Erkenntnis oder der Prophetie oder der Lehre? So verhält es sich auch mit leblosen Instrumenten, es sei eine Flöte oder eine Harfe: Wenn sie nicht unterschiedliche Töne von sich geben, wie kann man erkennen, was auf der Flöte oder auf der Harfe gespielt wird? Und wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zur Schlacht rüsten? So auch ihr: Wenn ihr in Zungen redet und nicht mit deutlichen Worten, wie kann man wissen, was gemeint ist? Ihr werdet in den Wind reden. Es gibt vielerlei Sprachen in der Welt, und nichts ist ohne Sprache. Wenn ich nun die Bedeutung der Sprache nicht kenne, werde ich ein Fremder sein für den, der redet, und der redet, wird für mich ein Fremder sein.“

IV.

So möchte ich denn im Sinne des Apostels aus seinem Themenkatalog etwas zu den Stichworten „Erbauung, Trost und Lehre“ sagen und uns mit auf den Weg geben:

Wir haben einen wunderbaren Gott, der uns mit seiner Barmherzigkeit, seiner Gnade, seiner Geduld und seiner Güte reich gesegnet hat, der uns durch seinen Sohn Jesus Christus von Ewigkeit her geliebt und erlöst hat, der uns das irdische Leben geschenkt hat und Kraft gibt, dass es gelingt und wir es bestehen, und das ewige Leben für uns bereit hält. Er meint es gut mit uns. Das wollen wir nicht vergessen wenn der Weg beschwerlich wird. Ihm vertrauen wir uns Leben an. Er wird uns sicher an das Ziel bringen, zu dem wir berufen sind.

 

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Ein Kommentar zu “Ein wunderbarer Gott

  1. Pastor i.R. Heinz Rußmann

    Informativ und klar predigt Pastor Krüger über das für uns ungewohnte und schwierige Thema der Zungenrede im Gottesdienst. Das Singen heute mit Corona-Masken ist für uns heute auch merkwürdig . Wir werden informiert, dass in pfingstlerischen und charismatischen Gemeinden es auch heute die überschwängliche Zungenrede gibt. Das ist für uns merkwürdig. Paulus beherrscht selbst die Zungenrede . Aber er ist skeptisch und gibt der Predigt mit deutlichen Worten, wie bei den Propheten den Vorzug. Erbauung , Trost und Lehre sind die wichtigen Aspekte der Predigt für uns. Dazu gibt uns Pastor Krüger einen sehr schönen Text mit auf den Weg mit dem liebevollen Freund und Bruder und Begleiter Jesus bis zum ewigen Leben, mag der Weg auch manchmal beschwerlich sein. Eine schöne, konzentrierte Predigt mit überraschend neuen , interessanten Informationen über unseren Glauben.

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