Predigt

„Einer komme dem Andern mit Ehrerbietung zuvor …“ - Zusammen leben und glauben

Guter Umgang miteinander - ein Spiegelbild der Güte Gottes

PredigttextRömer 12,6-19 (mit Exegese)
Kirche / Ort:66989 Nünschweiler / Rheinland-Pfalz
Datum:20.01.2019
Kirchenjahr:2. Sonntag nach Epiphanias
Autor:Pfarrerin Anke Andrea Rheinheimer

Predigttext: Römer 12,9-16(Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

Das Leben der Gemeinde

9 Die Liebe sei ohne Falsch. Hasst das Böse, hängt dem Guten an. 10 Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. 11 Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. 12 Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. 13 Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft. 14 Segnet, die euch verfolgen; segnet, und verflucht sie nicht. 15 Freut euch mit den Fröhlichen, weint mit den Weinenden. 16 Seid eines Sinnes untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch zu den niedrigen. Haltet euch nicht selbst für klug.

Exegetische und homiletische Anmerkungen

Mit unserem Predigttext befinden wir uns mitten im Laboratorium der ethischen Erwägungen bei Paulus im Römerbrief, der paulinischen Gemeindeermahnung, Paraklese genannt, die ein zentrales Element seiner Verkündigung darstellt. So auch das Fazit von Peter Stuhlmacher in seinem Kommentar: „Mustert man die uns von Paulus überlieferten Briefe, kann man rasch sehen, dass wenigstens die Hälfte des vom Apostel Geschriebenen aus Ratschlägen und Mahnungen zum rechten Wandel besteht. Die Gemeindeermahnung ist offenkundig nicht nur ein Anhang oder Zusatz zu dem Paulus anvertrauen Evangelium, sondern ein bestimmender Teil davon.“ (Stuhlmacher, S. 191)

Grundlage und Fundament der ethischen Orientierung des Christen ist für Paulus die Liebe, die mitleidet und sich mitfreut, die aus der Hoffnung lebt und beharrlich ist im Gebet. Die vorliegende Predigt thematisiert zum Einstieg als Kontrast dazu contrafaktische gesellschaftliche Entwicklungen in jüngster Zeit, wo nicht Ehrerbietung und Respekt das ethische Verhalten mancher Menschen steuern, sondern Egoismus, Ignoranz und fehlende Empathie. Nicht wenige Beobachter diagnostizieren mittlerweile eine gesellschaftliche Verrohung und die Aufweichung der Gültigkeit ethischer Normen, Standards und Prinzipien, was an konkreten Beispielen zu Anfang illustriert wird.

Ganz anders die paulinische Ethik mit ihrer Ausrichtung auf eine geschwisterliche, herzliche, echte Bruderliebe, die sich nicht oberflächlich in Konventionen erschöpft, sondern sich ausdehnt bis zur Feindesliebe, in christlicher Demut und Selbstbescheidung nach dem Vorbild Christi (vgl. Schlier, 375). Die innergemeindliche Perspektive der christlichen Hausgemeinde wird immer wieder geöffnet hin zu den Außenstehenden im Mitleiden und Mitfreuen – ganz anders als die von der zeitgenössischen Ethik etwa in der Stoa empfohlene Unerschütterlichkeit gegenüber dem Leiden anderer (vgl. Stuhlmacher, S. 176). Selbst Böses wird nicht heimgezahlt, sondern in Liebe ertragen, ohne die Fröhlichkeit in der Hoffnung zu verlieren. Innere Haltung und konkretes Handeln des Christenmenschen sollen in allen Lebenssituationen Hand in Hand gehen. So vollzieht er was Ernst Käsemann den „Gottesdienst im Alltag der Welt“ genannt hat.

Literatur: Schlier, Heinrich, Der Römerbrief (HThK NT Band VI), Lizenzausgabe Leipzig 1978. - Stuhlmacher, Peter, Der Brief an die Römer (NTD Teilband 6), Göttingen 1989.

Lieder

EG 398,1-2 „In dir ist Freude“

EG 74,1-4 „Du Morgenstern, du Licht vom Licht“

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Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

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Heinz Janssen
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