Einladung
Chancen wahrnehmen
Predigttext: Lukas 14, (15)16-24 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)
15 Als aber einer das hörte, der mit zu Tisch saß, sprach er zu Jesus: Selig ist, der das Brot isst, im Reich Gottes!
16 Er aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. 17 Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit!
18 Und sie fingen an alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 19 Und der zweite sprach: Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 20 Und der dritte sprach: Ich habe eine Frau genommen, darum kann ich nicht kommen.
21 Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Armen herein.
22 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da.
23 Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde.
24 Denn ich sage euch, dass keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Abendmahl schmecken wird.
Vorbemerkungen zu Predigttext (I.) und Predigt (II.)
(I.) Das Thema des 2. Sonntags nach Trinitatis ist die Einladung Gottes zum Heil. Schon im Wochenspruch wird dieser Ruf Gottes in Jesus Christus in seiner ganzen Deutlichkeit und Herzlichkeit laut: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“ (Mt 11,28).
In der Lesung aus dem AT Jes 55,1-3b wirbt der Prophet Jesaja geradezu euphorisch, in den Bund Gottes, in den Bund der Gnade einzutreten, in dem die ganze Fülle, wo Gutes und Köstliches den Menschen erwartet. Hier wird aber auch kritisch in V2 hinterfragt, warum die Menschen ihr Geld für Wertloses ausgeben, ihren Verdienst für Nahrung, die nicht satt macht. Dagegen gibt es bei Gott alles im Überfluss- und das ganz umsonst! “Kommt her!“ wirbt der Prophet. „Hört auf mich, dann werdet ihr leben!“ Wichtiger Impuls für die Predigt: Was heißt Leben? Wofür setze ich meine Energie ein? Was und wo übersehe ich die wirklich nahrhafte Quelle für mein Leben?
In der Epistellesung Eph 2,17-22 wird im Rückblick entfaltet, wie Jesu Einladung an Juden und Heiden erging und in der Folge die frühe Christen keinen Gaststatus im Haus Gottes besitzen, sondern Gottes Hausgenossen sind. Nicht mehr Fremde sein, sondern zur Familie Gottes gehören. Enger kann man die Zugehörigkeit kaum beschreiben.
Die Wochenlieder EG 250„Ich lobe dich von ganzer Seelen“ und EG 363 „Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn“ betonen, dass Gott bis heute Menschen zu sich ruft. Zunächst steht die Fülle, die Gott bereit hält, im Vordergrund: Sünden werden vergeben, Schaden wird geheilt. Doch auch das wird deutlich: Das Leben wird vom Ende her gesehen. Gesundheit, Reichtum, alle Kunst ist doch umsonst, wenn der Mensch nicht bereit ist, dem Ruf Gottes zu folgen, solange noch Zeit ist (EG 363,5).
Die Perikopen Lk 14,15-24 par Mt 22,1-14 haben ihre Vorlage in der Logienquelle. Während der Text vom Evangelisten Matthäus stark im Sinne eines umfassenden Abrisses der Heilsgeschichte von den alttestamentlichen Propheten bis zu Jesus ausgeformt wurde, bleibt Lukas näher an der Vorlage. Doch auch er arbeitet redaktionell. Aus dem Menschen (V16), der das Gastmahl gibt, wird bei Lukas der Kyrios (V21). Die mehrfache Einladung von Menschen (V21b-23) nach den Absagen der Erstgeladenen versteht Lukas im Sinne einer judenchristlichen (V21b-22) und heidenchristlichen Mission (V23).
Nach Lukas erzählt Jesus das Gleichnis im Haus eines Pharisäers (Lk 14,1), worin das besonders kritische Potential des Gleichnisses deutlich wird. Die Oberen und Führer des Volkes Israel werden sich sofort als die Eingeladenen verstehen. Zumal sie das große Mahl vom Propheten Jesaja als Metapher für das endzeitliche Festmahl kennen (Jes 25,6ff). Doch, so die erstaunliche Wende des Gleichnisses, niemand von denen, die von langer Hand eingeladen waren, kommt zum Fest. Der Hausherr ist zornig über die Absagen. Doch das große Fest lässt sich nicht aufhalten. Jetzt muss es schnell gehen! Er lädt durch seinen Knecht andere ein: Menschen, die im sozialen Abseits des Volkes Israel stehen, die Armen, Blinden, die Krüppel, die Lahmen, und diese nehmen die Einladung an. Als das Haus immer noch nicht voll ist, wird der Kreis um Menschen erweitert, die anfangs noch gar nicht im Blick waren: jetzt werden die Zäune und Grenzen überschritten. Die Einladung gilt auch denen, die nicht zum Volk Israel gehören. Auch das wird schon in Jes 55, 5 vorhergesagt: Heiden, die Gott nicht kennen, werden zu ihm laufen. Andere, die Gott schon lange kennen oder auch zu kennen meinen, schließen sich selbst aus.
Bei Lukas sind beide Gruppen zum einen heilsgeschichtlich, zum anderen sozial zu deuten. Wie o.a. schildert er einerseits den Weg der Mission vom Volk Israel, insbesondere seinen Oberen, über die verlorenen Glieder Israels hin zu einer Öffnung zu den Heiden. Andererseits geht es ihm darum, den Auftrag Jesu, „den Armen das Evangelium zu verkündigen“, den Gefangenen, den Blinden und Zerschlagenen zu predigen (Lk 4,18) in die Tat umzusetzen. Die Menschen, die noch am Rande stehen, die ausgestoßen sind, erleben große Freude (vgl. die Seligpreisungen 6,20ff). Gott selbst sorgt für sie und nimmt sie auf in sein ewiges Reich.
Die Rahmung des Gleichnisses Lk 14,1.12-14.15 macht die Bedeutung des Gastmahls zum einen als eschatologisches Geschehen deutlich, d.h. die Hörenden implizieren ihre Vorstellung von einem endzeitlichen Freudenmahl, ordnet es aber zugleich in die Gegenwart, in die Verkündigung Jesu von der nahenden Gottesherrschaft, der Basileia (vgl. Lk 14,15) ein.
Zukunft und Gegenwart greifen stehen nebeneinander, ja greifen ineinander. So ist dieses Mahl nicht nur endzeitlich zu verstehen, sondern, das soll den Hörenden des Gleichnisses besonders deutlich werden, als ein schon jetzt gegenwärtiges (Heils-)Geschehen, an dem sie selbst durch den Ruf Jesu, bzw. der missionierenden Gemeinde in diesem Augenblick eingeladen sind. Das Mahl wird in jedem Fall stattfinden; die Gottesherrschaft wird sich durchsetzen. Jetzt gilt es, den Ruf zu hören und die Zeit richtig einzuschätzen.
II. Die drängende Endzeit des Gleichnisses ist für die Hörenden heute auf den ersten Blick schwer zu vermitteln. Offensichtlich ist das Reich Gottes ja noch nicht gekommen. Haben wir nicht alle Zeit der Welt? Es kommt auf die Perspektive an.
Bis heute werden wir in Jesus eingeladen, zu Gott zu kommen. Kommt, denn es ist alles bereit! Die wohlvertrauten Abendmahlsworte. Gott ist bereit, diese Welt schon jetzt mit uns in einen Raum der Freude für alle zu verwandeln. Was hält uns zurück? Sind wir zu satt? Zu reich...? Vgl. Lk 6,25 „Wehe denen, die satt sind, werden hungern...“ Oder im Gegenteil, wie die atl Lesung für den Sonntag nahelegt: „Warum zahlt ihr Geld für das, was kein Brot ist und sauren Verdienst (für das), was nicht satt macht?“ (Jes 55,2)
Sich selbst ausschließen vom großen Festmahl. Wie geht das? Tragisch ist: Es gibt ein Zu spät! Manche Menschen leiden ihr Leben lang darunter, dass sie im entscheidenden Moment die Chance ihres Lebens nicht wahrgenommen haben. Es gibt eine Zeit zu leben, zu entscheiden und die ist jetzt! Und nicht zuletzt: Wer sind diese Menschen, die im Gleichnis die Einladung Gottes ohne Wenn und Aber angenommen haben? Arme, Krüppel, Ausgestoßene, Menschen jenseits der Zäune und Mauern sind nicht nur als soziale Gruppierung zu verstehen, auch nicht nur heilsgeschichtlich, sondern stehen, so Lk 7,34 u.a. auch für die „Zöllner und Sünder“, mit denen Jesus oft Tischgemeinschaft gehalten hat, d.h. für Menschen, die in Not sind, verletzt, einsam, ohne Perspektive.
Literatur: J. Becker, Jesus von Nazaret, Berlin 1996. - F. Bovon, Das Evangelium nach Lukas, EKK III/2, Zürich/Düsseldorf 1996. - J. Roloff, Die Kirche im Neuen Testament, Göttingen 1993. - H. Weder, Die Gleichnisse Jesu als Metaphern, 3.Aufl., Göttingen 1984. - H. Weder, Gegenwart und Gottesherrschaft, Neukirchen-Vluyn 1993.
Dies ist kein Buch über das Sterben, sondern ein Buch über das Leben. „Dieser Mensch war ich – Nachrufe auf das eigene Leben“ heißt es. Ich gebe zu, ich stand in der Buchhandlung öfter vor diesem Titel und hab es doch nicht in die Hand genommen. Ein Buch über das Ende des Lebens. Geht mich das wirklich etwas an?
Irgendwann nahm ich das Buch doch in die Hand. Die Neugier hatte gesiegt. Aha, es geht nicht um Prominente, sondern um ganz normale Menschen. Ich merke, wie es mich beschäftigt, dass Menschen ihr eigenes Leben im Rückblick anschauen. Mir wird mulmig. Was würdest du –im Rückblick- zu deinem Leben sagen? „Sehr ungewöhnlich“, denke ich, als ich anfange, im Vorwort zu lesen. Die Autorin engagiert sich in der Hospizarbeit. Sie begleitet Menschen, die im Sterben liegen. Nicht jeder kann das nachvollziehen. Warum sich jetzt schon mit dem Sterben beschäftigen? Mitten im Leben! Das ist doch etwas früh. So oder ähnlich hat sie es selbst oft gehört. Sie schreibt dazu: „Wenn ich zum Beispiel davon erzähle, wie ich wichtige berufliche Entscheidungen treffe, dann finden das die meisten eher werkwürdig. `Wie würde ich von meinem Sterbebett aus darüber denken, wenn ich diese Chance nicht genutzt hätte?` frage ich mich in solchen Situationen. `Sterbebett?´, werde ich dann ungläubig gefragt. `Sie sind doch noch so jung!`“ Doch die Autorin ist sich sicher, dass es sich lohnt, das eigene Leben jetzt schon immer wieder auch im Rückblick zu betrachten – jedenfalls, wenn es um lebenswichtige Dinge geht. Warum?
Ihre Antwort ist schlicht: Weil das Leben schnell zu Ende sein kann. Ihr Bruder starb, als sie sechs Jahre alt war. Als Erwachsene hatte sie selbst einen schweren Unfall, der sie fast das Leben gekostet hätte. Jetzt sucht sie nach dem, was wirklich wichtig ist, worauf es in ihrem Leben wirklich ankommt. Sie versucht, das alles ein wenig besser zu begreifen, solange sie lebt, solange Zeit ist. Und irgendwann war der Entschluss da: Ich werde Sterbebegleiterin in einem Hospiz. Ich rede mit denen, die das Leben hinter sich haben. Die zurückschauen auf ihr Leben mit allem, wie es war. Manche zufrieden und lebenssatt, andere unglücklich und hungrig. All diese Sterbenskranken haben eines gemeinsam: Sie sind Menschen am Ende ihres Lebens. Sie können keine Entscheidung mehr rückgängig machen. Sie können keine verpasste Chance nochmal ergreifen. Auch im Predigttext für den Sonntag geht es um Chancen, um lebenswichtige Entscheidungen. Es handelt sich um das Gleichnis vom großen Abendmahl, wie es beim Evangelisten Lukas im 14. Kapitel aufgeschrieben steht.
(Lesung des Predigttextes)
Schluss. Tür zu. Das war ´s. Die Worte des Hausherrn hallen mir noch in den Ohren… „Denn ich sage euch, dass keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Abendmahl schmecken wird“. Von der Begeisterung des Anfangs nichts mehr zu spüren. Wie war das nochmal? „Selig ist, der das Brot ist im Reich Gottes“ sagte jemand, der mit Jesus am Tisch sitzt. Und Jesus führt aus, ja, er warnt die Zuhörenden, die Oberen und Gelehrten Israels, mit diesem Gleichnis. Hört zu, wie es Menschen ergehen kann, die die Zeichen der Zeit nicht erkennen. Die ihre Chance nicht ergreifen. „Kommt, es ist alles bereit!“ Ein großzügiger Mensch muss das sein, von dem Jesus daraufhin erzählt. Er lädt viele Menschen zu einem großen Essen, zu einem großen Gastmahl ein. Ich stelle mir ein wunderschön geschmücktes Haus vor, offene Türen, warme Räume, Tische, die so voll sind mit Gutem, dass sie fast zusammenbrechen. Nun fehlen nur noch die Gäste! Die Menschen, mit denen der Hausherr sein Fest feiern möchte. Lange schon sind sie eingeladen, sie wissen alle Bescheid. Nun schickt der Gastgeber seinen Boten los, um die Gäste abzuholen.
„Kommt her zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken!“ Ich stelle mir diesen Gastgeber vor, wie er mit offenen Armen in seiner Tür steht in freudiger Erwartung. Wer will schon so ein Fest verpassen, wenn er eingeladen wird? – Alle Gäste sagen ab. Einer nach dem anderen. Es klingt fast so, als wären sie überrascht. Nein, nein, ich kann nicht kommen. Ich habe ein Stück Land gekauft, ich muss nach meinen Tieren schauen, mehrere Gespanne sind es. Ich habe gerade geheiratet. Jetzt muss ich mich selbstverständlich um meine Frau kümmern. Immer bedeutsamer erscheinen die Gründe für die Entschuldigen. Es passt jetzt wirklich nicht dieses Fest. „Ich hab jetzt überhaupt keine Zeit, tut mir Leid!“ Jetzt nicht. Aber gibt es ein Später?
Ein Gleichnis über das Reich Gottes erzählt Jesus seinen Hörern am Tisch. Es ist kein Geringerer als Gott selbst der Hausherr, der zum Fest lädt. Jesus kann davon ausgehen, dass die Hörer bei diesem großen Mahl noch etwas mithören: das große Festmahl, das Gott am Ende der Zeit ausrichten wird, wie es der Prophet Jesaja vorhergesagt hat. Und sein Bote, der ganz kurz vorher noch mal Bescheid gibt, das ist Jesus selbst, so deutet der Evangelist Lukas. Er richtet die Einladung Gottes an sein Volk aus: „Komm, es ist alles bereit!“ Nicht später, nicht in Zukunft, nicht irgendwann. Meine Herrschaft beginnt jetzt. Du bist dazu eingeladen. Nimmst du die Einladung an? Bist du bereit? Nein. Die Eingeladenen sagen ab. Der Hausherr ist außer sich. Doch er lässt keinen Zweifel daran: sein Fest wird stattfinden. Die Herrschaft Gottes bricht jetzt an. Schnell werden andere Gäste eingeladen, Er schickt seinen Boten los. Blinde, Lahme, Verkrüppelte, Notleidende. Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Das Haus ist noch nicht voll. Der Hausherr lädt weiter ein: an die Straßen, an die Zäune, über Mauern. Menschen, die vorher gar nicht im Blick waren. Menschen, die nicht zum Volk Israel gehören. Ein Freudenmahl – für mich? mögen sie gedacht haben. Wie vom Himmel gefallen! „Komm, es ist alles bereit!“ Und sie alle nehmen die Einladung an. Sie entscheiden sich, jetzt mit Jesus zu gehen.
Ein Happy-End? Es hätte eine so große Geschichte werden können. Doch der Schluss des Gleichnisses haut uns eine andere Botschaft um die Ohren. „Ich sage euch: Keiner von denen, die eingeladen waren, wird mein Abendmahl schmecken.“ Ich höre den Propheten Jesaja im Hintergrund rufen: “Warum zahlt ihr Geld für etwas, das kein Brot ist? Warum setzt ihr euren Lohn ein für etwas, das nicht satt macht?“ Gibt es das auch im Glauben – die verpasste Chance? Der Predigttext sagt eindeutig: Ja! Es gibt die verpasste Chance, die vertane, die abgelaufene Zeit. Es gibt die falsche Entscheidung. Es gibt die Situation, in der Menschen draußen bleiben. Das lang ersehnte große Festmahl, die ganze Fülle von Gnade, Barmherzigkeit, von Milch und Honig, vom Sattwerden und Geborgenheit, von Freiheit und Vergebung, von ewigem Leben ist endlich da – die Einladung schon lange – und es geht alles an einem vorbei.
Der Bote steht vor der Tür und trotzdem verlässt man das eigene Haus nicht. Warum? Liegt es am Gastgeber? Er hat eingeladen, immer wieder gerufen, gebeten, mit offenen Armen und pochendem Herzen an der Tür gestanden und gewartet auf all seine Gäste. „Wohlan, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Hört, so werdet ihr leben!“ Die Worte des Gastgebers klingen lange nach. Mitbringen mussten sie – nichts. Und doch – „Ich kann nicht kommen“. –„Ich habe etwas anderes vor“- „Bitte entschuldige mich.“ Und am Ende findet das große Fest ohne sie statt. Sie haben sich selbst ausgeschlossen. Standen sich selbst im Weg. Auch das ist eine Erfahrung aus der Hospizarbeit: Manche Menschen leiden ihr Leben lang darunter, dass sie im entscheidenden Moment die Chance ihres Lebens nicht wahrgenommen haben.
Im Geiste höre ich den Evangelisten Lukas zu seiner Gemeinde sagen: Ich erzähle euch das alles, damit es euch anders geht. Damit ihr die Zeichen der Zeit erkennt! Jetzt ist Zeit, die Einladung anzunehmen! Jetzt ist die Zeit zu leben in Fülle! Gott lädt dich dazu ein, jetzt mit ihm zu leben! Er will diese Welt jetzt schon mit uns in einen Festsaal der Freude verwandeln. „Kommt, denn es ist alles bereit!“ Die wohlvertrauten Abendmahlsworte. Dieses Gleichnis vom großen Gastmahl lässt mich sehr nachdenklich zurück. Haben wir nicht alle Zeit der Welt? Es kommt wohl auf die Perspektive an. Warum muss erst meine Zeit ablaufen, bevor ich reden kann? so fragte sich ein Mensch am Ende seines Lebens. Vielleicht würde Jesus es etwas anders sagen: Warum muss erst deine Zeit ablaufen, bevor du leben kannst?
Ernst und ernsthaft predigt Pastorin Frerichs über das “kritische Potential” des Gleichnisses. Zur Einleitung referiert sie dazu über ein Buch einer Hospiz-Mitarbeiterim mit Nachrufen etlicher Sterbender über das eigene Leben. Rückblicke über unser Leben können aber schon jetzt bei uns bei lebenswichtigen Entscheidungen wichtig sein. Im Gleichnis geht es um solche endgültigen Entscheidungen gegenüber Gottes Einladung. Die eingeladenen Gäste entschuldigen sich alle. Jesus erzählt das Gleichnis den Oberen und Gelehrten Israels als Warnung. Gott, der im Gleichnis der Hausherr ist, schickt danach zwei Mal einen Boten, nämlich Jesus , zu den Menschen mit Beinträchtigungen, den Armen und Aussenseitern. Die Vision vom Propheten Jesaja vom endgültigen Mahl mit Gott bei der Vollendung der Heilsgeschichte ist eingewoben. Die zitierte Hospizarbeiterin ist etlichen Menschen begegnet, welche auf dem Sterbebett bedauerten, dass sie manche Chancen zum gelingenden Leben nicht wahrgenommen haben. Und wir Christen begegnen etlichen Menschen, welche Gottes Einladung lässig beiseite schieben. Jesus lädt uns alle ein, jetzt schon die Einladung Gottes zu seinen ewigen Fest – und erstmal zum Abendmahl – nicht abzulehnen. Das Gleichnis lässt die Predigerin selbst und alle ihre Hörenden nachdenklich und ernst zurück, und das ist auch zur Abwechslung mal gut so!