Predigt

Erntedank

Nichts ist fertig – und doch: Es ist Alles gegeben

Predigttext1. Timotheus 4,4-5 (mit Einführung)
Kirche / Ort:Aachen
Datum:06.10.2024
Kirchenjahr:Erntedankfest
Autor:Pfarrer Manfred Wussow

Predigttext: 1. Timotheus 4,4-5 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.

Exegetisch-homiletische Vorüberlegungen

Ganz unproblematisch ist nicht, einen Satz aus dem Kontext des Briefes zu lösen und ihm einen neuen – homiletischen – Kontext zu geben. Zum Text: https://www.die-bibel.de/ressourcen/efp/reihe6/erntedank-1-timotheus-4

1. Tim. 4,1-5 ist eigentlich eine Passage, die sich mit Menschen auseinandersetzt, die in einer Endzeiterwartung rigorose Vorstellungen entwickeln und durchzusetzen versuchen: „Sie gebieten, nicht zu heiraten und Speisen zu meiden, die Gott geschaffen hat, dass sie mit Danksagung empfangen werden von den Gläubigen und denen, die die Wahrheit erkannt haben“. Die Kreise, die hinter dieser Meinung stehen, kennen wir nicht. Aus vielen Quellen wissen wir aber, dass mit Blick auf das Ende Perfektionsideen endzeitlichen Charakter bekommen. Die Aufteilung in eine „schlechte“ und in eine „gute“ Welt ist ein eingängiger Dualismus, der in vielen Varianten von der Antike an bis in unsere Gegenwart seine Linien zu ziehen versteht. Ein letztes Aufbäumen – oder eine letzte Abrechnung. Mit wem auch immer. Auf jeden Fall mit denen, die immer schon falsche Prioritäten gesetzt haben.

„Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und Lehren von Dämonen anhängen, verleitet durch Heuchelei der Lügenredner, die ein Brandmal in ihrem Gewissen haben.“ Hier wird der Geist als Autorität („sagt deutlich“) eingeführt. In den letzten Zeiten werden Menschen vom Glauben abfallen und sich verführen lassen. Doch die Lügenredner sind Heuchler: Sie wollen Macht über andere Menschen, schließen sich aber aus allem, was sie sagen, aus. Dualismus heißt auch: „ihr“ – „wir“ (oder „ich“)

In diesem Kontext predigen wir 1. Tim. 4,4f nicht. Da wir dem brieflichen Kontext aber entnehmen, dass die gute Schöpfung Gottes – auch in eschatologischer Perspektive – bewahrt (und verteidigt) wird, können wir am Erntedankfest 2024 tatsächlich den Kontext fröhlich wechseln. „Endzeitlich“ wollen wir auch nicht werden, obwohl das Lebensgefühl z.Zt. eher apokalyptisch ist als getröstet und voller Hoffnungen.

Der Predigttext – herausgeschnitten („Perikope“) -hat gleich drei Zuspitzungen (die aus dem brieflichen Kontext herausragen und neue Verbindungen und Anschlüsse freisetzen):

1. Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut (und außerhalb dieses „Alles“ gibt es nichts – vgl. Manichäismus) 2. Nichts ist verwerflich, wenn es mit Dank empfangen wird und 3. die Begründung: Es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet Diese Dreiteilung kann auch der Predigt eine Struktur und eine Kontur geben.

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