Predigt

Erwartungsvoll in den neuen Morgen

Mein Ostern - sich von der Vergangenheit lösen und sich der Zukunft zuwenden

PredigttextJohannes 20,11-18
Kirche / Ort:Katharinenkirche / 21640 Bliedersdorf / Ev. Kirchenkreis Buxtehude
Datum:31.03.2013
Kirchenjahr:Ostersonntag
Autor:Pastorin Manuela Handelsmann

Predigttext: Johannes 20,11-18 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab 12 und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. 13 Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. 14 Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, daß es Jesus ist. 15 Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen. 16 Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! 17 Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. 18 Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.

Zu Gemeindesituation und Predigttext

Ganz intim werden wir am Ostermorgen um 10 Uhr zusammensitzen. Vielleicht 30 Personen in einem ehemaligen Schulraum, der zu einer Kapelle umgebaut ist. Der Posaunenchor wird sich mühen, die Osterlieder nicht zu laut zu schmettern in dem kleinen Raum. Aber fröhlich wird es klingen: „Er ist erstanden, Halleluja“ (EG 116), „Wir wollen alle fröhlich sein“ (EG 100) und „Auf, auf mein Herz mit Freunden“ (EG 116).

Im Predigttext finde ich nichts von dem Jubel und der Freude der Osterlieder. Stattdessen: Tränen und nochmals Tränen. Maria Magdalena sieht nichts vor lauter Tränen. Aber Hilfe erwartet sie. Wen sie auch durch den Tränenschleier sieht, sie fragt nach ihrem Herrn, nach ihrem Lehrer oder nach ihrem Geliebten. (Luise Rinser, Mirjam) Maria bekommt keine Antwort auf ihre Frage nach dem Toten. Aber sie wird angesprochen. Zärtlich, so scheint es mir, aus ihren trüben Gedanken geweckt: „Maria!“ Was geht in Maria vor, als Jesus sie anspricht? Der Text schweigt sich aus. Doch so wie Maria muss wohl jeder Mensch angesprochen werden, um dem Auferstanden zu begegnen. Ganz persönlich mit Namen. Glaube entsteht, wenn ein Mensch erkennt: Ich bin gemeint. Christus ist für mich gekommen, will mich lehren, meine Fehler und Schwierigkeiten ans Kreuz tragen (hier vermeide ich ganz bewusst den Begriff Sünde, der heute so missverständlich geworden ist), und er ist für mich auferstanden. Wird es gelingen, den Hörern die Botschaft der Auferstehung persönlich und zärtlich ins Ohr zu flüstern? Ich will es versuchen.

Maria Magdalena wird meine „Identifikationsfigur“. Natürlich nicht ohne die Mitte des Predigttextes zu treffen. „Halte mich nicht fest“. „Halte mich nicht fest, denn ich bin noch nicht zum Vater zurückgekehrt.“ Der Satz ist schwer verständlich. Wenn Maria Jesus festhalten kann, dann jetzt. Wenn er zum Vater zurückgekehrt ist, wird das ja nicht mehr möglich sein. Also kann nur gemeint sein: „Du sollst mich überhaupt nicht festhalten“. Jesus erteilt Maria den Auftrag, den Jüngern von der Auferstehung zu berichten. Das heißt doch in der Konsequenz: Maria war auch nicht besser dran als wir. Auch sie kann Auferstehung nicht „begreifen“ und den Glauben ein für alle Mal festhalten. Glaube ist damals wie heute nicht ein in Stein gemeißeltes Ding, sondern eher vergleichbar mit dem Wetter in Norddeutschland: heute so, morgen so, immer unberechenbar und niemals „richtig“. Maria geht mit leeren Händen zu den Brüdern und Schwestern. Sie richtet ihre Schritte in die Zukunft. Das ist in diesem Jahr meine Definition von Ostern: sich von der Vergangenheit lösen und sich der Zukunft zuwenden.

Den Predigttext werde ich schon als Evangelium lesen.

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Heinz Janssen
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