Freude, die über Weihnachten hinaus bleibt
Großer Grund zur Freude auch in diesem Jahr 2022
Predigttext: Lukas 2,1-20 (Übersetzung nach Martin Luther)
1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.
2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.
3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.
4Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war,
5damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.
6 Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.
7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.
9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.
10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;
11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
15 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.
16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.
17 Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.
18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten.
19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.
20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.
„Siehe, ich verkündige Euch große Freude!“ ruft der Engel den Hirten zu. Und sie können’s garnicht glauben. Dass sie gemeint sind. Denn Grund zur Freude hatten diese Menschen ganz gewiss nicht. Da draußen im Dunkeln, in der Kälte. Verachtet von den Menschen. Letztlich nur gewärmt von der Nähe der Schafe und der Treue ihrer Hunde.
„Siehe, ich verkündige Euch große Freude!“ ruft der Engel auch uns heute zu. Und wir können’s auch nicht glauben. Dass wir gemeint sind.
Ist die Geburtsgeschichte nicht eine Legende aus alter Zeit? Was haben wir mit den Hirten zu gemeinsam? Was haben wir mit dem Wirt zu schaffen, dessen Haus voll war, und der trotzdem noch irgendwie Platz geschaffen hat? Und mit dem jungen Paar im kalten Stall?
Ganz einfach: Auch wir haben gerade in diesem Jahr das Gefühl, das wir nach diesem schwierigen Jahr ganz gewiss keinen großen Grund zur Freude haben. Wir feiern dieses Weihnachtsfest mit schweren Herzen. Nein, ich will nicht aufzählen, welche Sorgen Euch in diesem Jahr gequält haben. Das wisst Ihr alle selbst! Ich will auch nicht aufzählen, wie viele politische, wirtschaftliche und ökologische Krisen uns und die ganze Welt erschüttert haben. Ich will Euch vielmehr deutlich machen: die Freude, die der Engel verkündigte gilt Euch, gilt Ihnen, gilt mir ganz persönlich in unserem Leben. Diese Freude wird uns heute abend und heute Nacht wieder ganz neu verkündigt.
Es gibt ja eine ganz einfach Methode, Weihnachtfreude zu erleben. Viele Menschen in diesen Tagen wenden diese Methode an – und bei vielen klappt das auch: Wir sperren die Welt einfach mal für ein paar Tage aus. Wir ziehen uns zurück ins Privatissime und machen es uns gemütlich. Weihnachtslichter und Weihnachtsbaum, die Familie um uns herum, liebe Freunde, gutes Essen ein paar kostbare Geschenke. Und ansonsten lassen wir den lieben Gott einen guten Mann sein. Am besten mal drei Tage keine Tagesschau gucken. Keine schlechten Nachrichten. Und dann bitte: Gute Stimmung. Also: „Kinder, streitet doch nicht! Es ist doch Weihnachten“. Lasst uns doch wenigstens für diese drei Tage mal das Kriegsbeil begraben und so tun, als wäre alles in Ordnung. Ja, viele viele Menschen tun das in diesen Tagen. Weihnachten ist doch das Fest der Liebe. Also zeigen wir unseren Lieben, dass wir guten Willens sind und wenigstens an Weihnachten friedlich sind und uns freuen.
Wie gesagt: das klappt auch. Nicht bei allen. Aber bei vielen. Nur hält es nicht an. Verordnete Weihnachtsfreude, befohlener Familienfrieden hält dann eben nur bis zum zweiten Christtag. Weil ihnen die Substanz fehlt. Die Sehnsucht nach wirklicher Freude bleibt. Ist das bei der Freude, die der Engel uns verkündigt, anders? Ist das eine Freude, die über Weihnachten hinaus bleibt? Ja, das ist sie. Der Engel erklärt, was an dieser Freude so anders ist: „denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr“. Kennen wir – ja! – so vertraut sind uns diese Worte. Aber was daran ist ein Grund, sich zu freuen?
1.
Wenn Christus, der Heiland, geboren ist, dann ist der „Heiler“ geboren. Ein Mensch, der von Gott mit so viel Kraft und so viel Liebe ausgestattet wurde, dass er heilen kann. Nicht nur den blinden Bartimäus von Jericho, nicht nur den Gelähmten, den die Freunde durchs Dach herunter gelassen haben, nicht nur Zachäus raffgierige und gerade deshalb so einsame Seele, ja nicht nur den tödlich erkrankten Lazarus. Sondern eben auch uns.
Wenn der Heiler in Dein Leben kommt, dann kannst Du ihm alles hinhalten, was Dich quält und was Dich schmerzt: Schuld, Enttäuschungen, Liebeskummer und ja auch Krankheiten. Er ist an Deiner Seite und heilt. Auch wenn wir die Erfahrung machen, dass Christus heute nicht mehr so konkret heilt wie eben bei Bartimäus, Zachäus oder Lazarus – so kann aber jeder und jede die Erfahrung machen, wie viel Kraft und Durchhaltevermögen und Hoffnung wir in uns tragen wenn Christus an unsere Seite holen und ihn bitten: Hilf mir, ich schaffe es nicht allein!
„Siehe, ich verkündige Euch große Freude; denn euch ist heute der Heilergeboren, welcher ist Christus, der Herr!“
2.
Wenn Christus, der Heiland, geboren ist, dann ist der „Immanuel“ geboren, derjenige, der den Namen trägt „Gott ist an Deiner Seite“.
Gibt es etwas Schöneres, als zu wissen: Auch wenn ich alleine bin, wenn ich vielleicht diesen Heiligabend alleine zuhause feiere, oder wenn ich nach den Feiertagen wieder alleine bin und am Silvesterabend mit mir selber anstoßen muss: Ich bin garnicht allein! Der große Gott, der mich geschaffen hat. Der mich so gemacht und gewollt hat, der ist bei mir. Heute, morgen, im Neuen Jahr und für alle Zeit. Ich habe einen Freund an meiner Seite, der mir zuhört, der mich versteht und der mir genau dann Kraft schenkt, wenn ich sie brauche.
„Siehe, ich verkündige Euch große Freude; denn euch ist heute der Immanuel geboren, welcher ist Christus, der Herr!“
3.
Wenn Christus, der Heiland geboren ist, dann ist die ganze Liebe Gottes in diesem Menschen spürbar geworden. Gottes Liebe ist viel viel mehr als die Familien- und Freundesliebe, die in diesen Tag in vielen Häusern zelebriert wird. Gottes Liebe umfasst unser ganze Leben, unseren Leib und unsere Seele. Sie erfüllt uns mit dem Wissen: ich bin ein einzigartiger Mensch, so gewollt und so geliebt wie ich bin. Denn ich bin Gottes Geschöpf.
Gottes Liebe ist so groß, dass sie überfließen möchte auch auf andere. Wenn Gott uns so sehr liebt, liebe Glaubensgeschwister, dass er seine Liebe in Menschengestalt zu uns geschickt hat, und Christus – wie wir überall im Neuen Testament lesen können – so viel Liebe in sich getragen hat, dass er sie unendlich verschenkte bist zu seinem Tod aus Liebe am Kreuz, dann ist das auch für uns ein Grund, von der überfließenden Liebe Gottes an andere weiterzugeben.
„Siehe, ich verkündige Euch große Freude; denn euch ist heute das Vorbild geboren, welcher ist Christus, der Herr!“
Wollt Ihr wirklich wahre, echte Weihnachtsfreude erleben? Dann verschenkt welche. Freude verschenken. Liebe verschenken, so wie es Christus getan hat! Nicht umsonst steht in fast jedem unserer Poesiealben der schöne alte Spruch von Marie Calm:
Willst du glücklich sein im Leben,
Trage bei zu andrer Glück;
Denn die Freude, die wir geben,
Kehrt ins eig’ne Herz zurück.
Ihr Lieben, wir müssen Weihnachten nicht mit schwerem Herzen feiern – auch in diesem Jahr nicht. Wir brauchen weder die Tagesschau meiden, noch das Leid der Erde aus unseren vier Wänden aussperren. Weihnachtsfreude kommt einzig und allein aus dem liebenden Herzen Gottes. Und sie verbreitet sich einzig und allein dadurch, dass wir sie weitergeben, so wie die Hirten in Bethlehem: „Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war“.