Predigt

Gemeindeengel

Konkrete Lebenstipps

PredigttextOffenbarung 2,8-11
Kirche / Ort:Evangelische Kirche / Mannheim-Feudenheim
Datum:18.11.2012
Kirchenjahr:Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres
Autor:Pfarrer PD Dr. Alexander Bitzel

Predigttext: Offenbarung 2,8-11 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

8 Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden: 9 Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut - du bist aber reich - und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind's nicht, sondern sind die Synagoge des Satans. 10 Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. 11 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode.

Vorbemerkungen zum Predigttext

Das Schöne an den sieben Sendschreiben in der Offenbarung des Johannes ist, dass sie nicht an Gemeindevorstände, Pfarrer oder Bischöfe adressiert sind, sondern an Gemeindeengel. Jede Gemeinde hat demnach einen eigenen Engel. Die Schutzengelvorstellung, die in Ps 91,11f. individuell gedacht ist, wird hier auf den Sozialverband Kirchengemeinde bezogen. Das ist eine uns Modernen wenig geläufige, aber doch sehr inspirierende Idee: Stellen wir uns einmal vor, auch unsere Gemeinden haben einen Engel, jede ihren eigenen. Die Wahrnehmung unserer Gemeinde wird eine ganz andere. Auch unsere Arbeit in der Gemeinde – ob ehren- oder hauptamtlich – bekommt einen anderen Charakter. Interessant an den sieben Sendschreiben ist, dass sie in einem sehr weitgespannten kosmischen Rahmen jeweils ganz konkrete Lebenstipps, ebenso Trost für bestimmte Anfechtungen und Notlagen sowie anlassbezogene Ermahnungen geben.

Im Fall des Sendschreibens an die Gemeinde in Smyrna besteht der Trost in der Zusage, von Christus in Bedrängnis und Armut nicht alleine gelassen zu werden. Der Lebenstipp geht dahin, dass die Gemeinde die Lästerungen von Frömmlern nicht ernst nehmen sollen (wichtig: nicht die Juden sind Frömmler, sondern die, die vorgeben, Juden zu sein!). Die Mahnung ist, das kommende Leiden nicht zu fürchten und auch die Gefängnishaft, die einige Gemeindeglieder durchleiden müssen, auszuhalten in Fürbitte und Geduld. Wer dazu in der Lage ist, dem wird am Ende seiner Tage die Krone des Lebens von Christus überreicht. Das theologische Lehrstück, um das es in dieser Passage geht, ist in traditionell-dogmatischer Terminologie die perseverantia fidei, die Beständigkeit im Glauben, die in der klassischen lutherischen Dogmatik als unverzichtbar im Blick auf das eschatologische Heil gesehen wird. Diese Beständigkeit im Glauben jedoch wird von lutherischen Theologen wie Matthias Hafenreffer (1561-1619) genauso wie der Glaube selbst als ein Geschenk der Gnade Gottes gesehen, das durch Predigt und Sakramentsempfang vermittelt wird. Jeder Gläubige muss darum, sooft es ihm möglich ist, an Predigt und Sakramentsfeier teilnehmen, auf dass er einmal zu den Schafen gezählt werden möge, die nach Mt 25,31-46 (Lesung zum Sonntag) in die Herrlichkeit Gottes eingehen, wo sie die Krone des Lebens aufgesetzt bekommen nach Offb 2,10.

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