Predigt

Geschmack des Lebens

Tun, was notwendig ist

Predigttext1.Korinther 11,23-26
Kirche / Ort:Hamburg
Datum:24.03.2016
Kirchenjahr:Gründonnerstag
Autor:Pastor Christoph Kühne

Predigttext: 1.Korinther 11, 23-26 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

23 Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe: Der Herr Jesus in der Nacht, da er verraten wurde, nahm er das Brot, 24 dankte und brach es und sagte: »Nehmt, esst, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; dies tut zu meinem Gedächtnis.« 25 Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sagte: »Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.« 26 Denn sooft ihr dieses Brot esst und diesen Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Erste Gedanken beim Lesen des Predigttextes

Der Apostel Paulus gibt weiter, was er „empfangen“ hat. Aber er ist doch gar kein Jünger Jesugewesen. Wie hat er die „Einsetzungsworte“ erhalten? „Der Herr“ selber hat sie ihm gegeben. KeinMensch, kein Jünger, kein Gemeindeglied aus einer seiner zahlreichen Gemeindegründungen hatihm diesen alten Bericht erzählt. Diese Einsetzungsworte sind „unbefleckt“, also echt, göttlich, wahr. Das schreibt der große Apostel seiner Gemeinde in Korinth. Und in dieser Weltstadt gab es viele Religionen, Konfessionen und esoterische Gemeinschaften mit ihren tradierten Texten undheiligen Büchern. Denen setzt Paulus „seine“ Einsetzungsworte entgegen - mit einer Bewertung: Das Abendmahl ist die „Verkündigung“ von Jesu Tod, „bis er kommt“. Also keine Verkündigungseines Auferstehens, seines Lebens, sondern seines Kreuzes. Das macht mich nachdenklich …

Text nach-denken

Die Predigtperikope ist eingebettet in einen Briefabschnitt des 1 Korintherbriefs, in dem sichPaulus zu den Gemeindezusammenkünften in Korinth äußert (1 Kor 11, 17-33). Die Christenwollten sich treffen, miteinander sprechen und essen. Und sie wollten sich vorlesen, was ihr Apostel, der die Gemeinde ca. 50nC gegründet hatte, ihnen geschrieben hat. Paulus hatte sieangesteckt mit seiner Botschaft von Jesus, der vor etwa 20 Jahren in Israel hingerichtet wordenwar. Die gute Nachricht von einem neuen Geist, der in die Welt gekommen sei, wollten sieunbedingt hören. Und so kamen die Satten und die Hungrigen, die Armen und die Reichenzusammen, um die Eucharistie zu feiern. Doch bald wurde der Graben zwischen arm und reichdeutlich: die Armen brauchten etwas zu essen. In Jerusalem wurden - nach Apg 6, 1-6 - Diakoneeingesetzt, die für die tägliche (!) Speisung der Menschen zuständig waren. Ob es eine solcheInstitution in Korinth gab?

Paulus kritisiert seine Korinther und macht auf die Diskriminierung der Armen aufmerksam (V 22). Das kann nicht im Sinne des „Herrenmahls“ sein. Also soll das Agapenmahl (Speisung) von der Eucharistie (Abendmahl) getrennt werden: die Speisung der Armen soll zuhause geschehen (V 24). Zuerst muss der Hunger gestillt werden, dann kann „Eucharistie“ geschehen! Paulus: „Das andre will ich ordnen, wenn ich komme“ (V 34b). Hunger und Armut - Grunderfahrungen im 1.Jh.n.C.? Und wie kann man dies „ordnen“?

In unserem Abschnitt geht es Paulus um das „letzte Abendmahl“ Jesu und seine Bedeutung. Er habe die „Einsetzungsworte“ vom HERRN empfangen und gebe sie (unverfälscht) an die korinthische Gemeinde weiter. Diese Einsetzungsworte sind „Gedächtnisworte“: Brot und Kelchsind Zeichen für das blutige Ende von Jesus Christus.

Der ehemalige Christenverfolger Paulus hat Jesus weder kennengelernt noch war er bei dessen Kreuzigung anwesend. Die Kunde von der Hingabe des Nazareners bis in den Tod muss ihn gewandelt haben: Wer gibt schon seinen Leib für die Menschen hin? Und ist nicht die blutige Hinrichtung Jesu mit dem gepressten Saft der Trauben zu vergleichen? Vielleicht hat der Apostel bei den verfolgten Christen eine ähnliche Haltung festgestellt: sie wollten ihrem Christus nachfolgen. Das eigene Leben haben sie "in Christus" eingesetzt.

Darum können die Einsetzungsworte - nach der Meinung des Apostels - kein „einfaches“ Sättigungsmahl bedeuten sondern sind als Zeichen zu verstehen: „Sooft ihr von diesem Brotesst“ (V 26), teilt ihr euch den Menschen mit, verströmt ihr Christen euren Lebenssaft, gebt ihr euch hin, „verkündigt ihr den Tod des Herrn“. „Bis ER kommt“ (V 26bß):

Es ist ein kleiner Satz, leicht zu überlesen: Bis ER kommt. Wie kann ein Toter wiederkommen? Der Christenverfolger weiß, dass ein Getöteter nicht wieder aufsteht. Er hat es oft erlebt. Wie kommt er zu dieser neuen „Erkenntnis“? Paulus: „Ich habe von dem HERRN empfangen, was ich euch weitergegeben habe“ (V 23). Also ist diese „Erkenntnis“ nicht zu begründen!?

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