Predigt

Gleichheit und Unterschiede

Gottes genauer Blick

PredigttextMatthäus 20,1-16 (mit exegetischen und homiletischen Vorüberlegungen)
Kirche / Ort:Thomas-Kirche / Lübeck
Datum:09.02.2020
Kirchenjahr:Septuagesimae (70 Tage vor Ostern)
Autor:Pastor Björn Schneidereit

Predigttext: Matthäus 20,1-16 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

1 Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter anzuwerben für seinen Weinberg. 2 Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg. 3 Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere auf dem Markt müßig stehen 4 und sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist. 5 Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat dasselbe. 6 Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere stehen und sprach zu ihnen: Was steht ihr den ganzen Tag müßig da? 7 Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand angeworben. Er sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg. 8 Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten. 9 Da kamen, die um die elfte Stunde angeworben waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen. 10 Als aber die Ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfingen auch ein jeder seinen Silbergroschen. 11 Und als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn 12 und sprachen: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben. 13 Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen: Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? 14 Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem Letzten dasselbe geben wie dir. 15 Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du darum scheel, weil ich so gütig bin? 16 So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.

Exegetische und homiletische Vorüberlegungen

Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg kommt für mich einerseits erfrischend daher. Es geht einmal nicht um unsere Schuld, die Gott erlässt, also nicht um die Rechtfertigung des Sünders, sondern es geht um Lohngerechtigkeit. Andererseits weckt das Gleichnis in mir (und sicherlich in manch anderem Leser) Widerstand und lässt mich nach der Anschlussfähigkeit zu unserer Welterfahrung fragen.

In der Welt werden unterschiedliche Leistungen nicht pauschal belohnt. Das lernt jedes Kind spätestens in der Schule, wenn es Noten erhält. Gleichzeitig weiß ich um das Evangelium in diesem Gleichnis, das Jesus nicht selten auch radikal verkündigt. Im Reich Gottes gelten andere Sichtweisen. Eine göttliche Logik, die unsere übertrifft.

Ich möchte dieser traditionellen Auslegung daher nicht per se widersprechen und schon gar nicht gegen sie predigen, kann jedoch Hörerinnen und Hörer verstehen, die sich daran reiben. Es ist hin und wieder viel verlangt, über den Graben unserer Welterfahrung mit geschlossenen Augen und großer Kraftanstrengung hin zu Gottes Reich zu springen. Daher versucht die Predigt, mit zwei weiteren, freien Auslegungen (Blickwinkeln) über den Graben menschlichen Unverständnisses Brücken zu bauen, die vielleicht als Stütze dienen können, um letztlich auf diesem Wege wieder bei Jesu Geist anzukommen.

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Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

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Heinz Janssen
Heidelberger Predigt-Forum