Predigt

Gott im Feuer?

Brennendes Mitleiden und befreiendes Handeln

Predigttext2. Mose /Exodus 3,1-10 (mit Einführung)
Kirche / Ort:Ev. Kirchengemeinden Fahrnau und Gersbach / 79650 Schopfheim
Datum:02.02.2025
Kirchenjahr:Letzter Sonntag nach Epiphanias
Autor:Pfarrerin Ulrike Krumm

Predigttext: 2. Mose / Exodus 3, 1-10 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb.

2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3 Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!

6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, 10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. (Lutherbibel 2017)

Exegetische und homiletische Einführung

Es ist der Sonntag nach dem Holocaust-Gedenktag. Obwohl für mich dieses Gedenken zur Substanz meines christlichen Glaubens gehört, bin ich mit der Zeit zunehmend vorsichtiger geworden, davon im Gottesdienst zu sprechen. Rund um den Gedenktag, auch wenn es der 80. ist, möchte ich nicht den Eindruck erwecken, die aus den Medien vernommenen Mahnungen einfach zu kopieren.

Am vergangenen Sonntag führte mich der Predigtabschnitt außerdem in eine andere Richtung. Die Berufungsgeschichte des Mose dagegen legt mir das Thema unmittelbar vor die Füße. Bei dem Feuer aus dem Dornbuch denke ich an den Rauch aus den Gaskammern von Auschwitz. Mose wird Gott als „verzehrendes Feuer“ erfahren (Ex 24,17; Dtn 4,24; auch Hebr 12,29). Wie entsetzlich, wenn man an den Alltags-Sinn des Wortes „verzehren“ denkt! Was für ein Gott begegnet uns in der Geschichte vom Dornbusch - und in unserer?

Das Symbol des Feuers ist hochaktuell. Warum sprechen wir sonst von den Krisen“herden“ dieser Welt und von der „Brand“mauer, die nicht fallen darf? Verbrennt vor unseren Augen unser demokratisches Staatswesen? Aber auch eine Verbindung zu den Waldbränden von Los Angeles liegt nah. Auch dieses Feuer verzehrt.

Um so aussagekräftiger ist in der Berufungsgeschichte des Mose der Fokus aber darauf gesetzt, dass dieses Feuer den Dornbusch eben nicht verzehrt. Der Gott, der hier dem Mose erscheint, verzehrt sich nicht vor Zorn, sondern vor Mitleiden mit seinem Volk. So stark wie das Feuer ist in der Geschichte das Symbol des Dornbuschs, der für das dornige arme Leben des Volkes stehen kann. Das Feuer macht das Leiden sichtbar und zeigt, das Gott sein Volk nicht zerstören, sondern bewahren will.

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Heinz Janssen
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