Predigt

Gott lässt dem Leiden nicht das letzte Wort

Das Kreuz Jesu darf nicht ignoriert werden

PredigttextJohannes 18, 28 - 19,5
Kirche / Ort:Johanneskirche / Johannes-Diakonie 74834 Mosbach
Datum:07.04.2019
Kirchenjahr:Judika (5. Sonntag der Passionszeit)
Autor:Pfarrerin Birgit Lallathin

Predigttext: Johannes 18, 28-19,5 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

Da führten sie Jesus von Kaiphas zum Prätorium. Es war früh am Morgen. Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passahmahl essen könnten. Da kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Was für eine Klage bringt ihr gegen diesen Menschen vor? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet.

Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmt ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen niemand töten. So sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er gesagt hatte, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.

Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium und rief Jesus und fragte ihn: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben andere dir’s über mich gesagt? Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde. Nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt. Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin es. Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit? Und als er das gesagt hatte, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm. Es besteht aber die Gewohnheit bei euch, dass ich euch einen zum Passahfest losgebe. Wollt ihr nun, dass ich euch en König der Juden losgebe? Da schrien sie wiederum: Nicht diesen, sondern Barrabas! Barrabas aber war ein Räuber. Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an. Und traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden! Und schlugen ihm ins Gesicht. Da ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde. Und Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!

Zum Predigttext

Zur Veranschaulichung der Brutalität des uns bereits so Vertrauten, aber doch ungeheuer Brutalen, können im Gottesdienst, wo möglich, Bilder aus Otto Pankok, Die Passion, gezeigt werden. Otto Pankok, Maler, Grafiker und Bildhauer (1893 – 1966) schuf in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts 60 Bilder zur Passion von einer ungeheuren Expressivität und Eindringlichkeit. Auch heute sind manche der Werke kaum erträglich in ihrer überscharfen Deutlichkeit. Dem Geschehen in Joh 18 -19 allerdings sind sie sehr angemessen. Selbstverständlich konnten die Bilder in der damaligen Zeit, im Nationalsozialismus, nicht gezeigt werden, galten als „entartet“. Die SS- Wochenzeitung „Das Schwarze Korps“ schrieb dazu kurz vor Beschlagnahme der Werke: „ Bewusst ist hier Christus als Jude mit allen rassischen Merkmalen dieser Rasse dargestellt… Der mit Vorliebe angewandte aszetische Ausdruck gleicht Beispielen praktischen Anschauungsunterichts aus einer Schwachsinnigenanstalt, wo körperliche Missgestaltung und idiotische Körperverrenkung die verheerenden Wirkungen erbkranken Nachwuchses aufzeigen.“ (zitiert nach: Otto Pankok, Die Passion, Vorwort von Rainer Zimmermann, 2. Aufl. 1975) Pankok sah sich in der Nachfolge Matthias Grünewalds und anderer alter Meister.

Die Verfasserin dieser Predigtarbeit arbeitet als Pfarrerin in einer großen Einrichtung der Eingliederungshilfe, der Johannes-Diakonie Mosbach, und erkennt das Diabolische und Drohende der SS-Ideologie bei der Verurteilung der Werke Pankoks. Leidenschaftlich nahm Pankok Partei für die Entrechteten und Gequälten und stellt somit ein deutliches „Ecce homo“ gegen Gewalt und Brutalität in der Moderne. Nebenbei bemerkt, Pankok lebte längere Zeit mit und bei Sinti und Romafamilien, die er als Opfer der Faschisten erkannte und in seinen Bildern darzustellen versuchte. Eine Wiederentdeckung seiner Bilder lohnt.

Wochenspruch: Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diesen und gebe sein Leben als Lösegeld für Viele.

Ältere und neue ungewohnte (Passions-)Lieder passen zur Predigtarbeit: "Nun gehören unsere Herzen" (Fritz Bodelschwingh) (EG 93) "Nun sich das Herz von allem löste" (Jochen Klepper) (EG 532 )

Im neuen Anhang zum EG „ Wo wir dich loben, wachsen neue Lieder“, Ausgabe Baden 2018: "Du für mich, wie so groß ist die Liebe" (127, zitiert in der Predigt) "Verraten, verspottet" (203)

Gedicht von Lothar Zenetti (1926 – 2019):

Ich kenne einen- Der ließ sich die Suppe versalzen Der ließ sich die Chancen vermasseln Der ließ sich von uns das Handwerk legen Der ließ sich für dumm verkaufen Der ließ sich einen Strick drehen Der ließ sich an der Nase herumführen Der ließ sich über’s Ohr hauen Der ließ sich von uns nicht kleinkriegen Der ließ sich von uns in die Pfanne hauen Der ließ sich von uns auf’s Kreuz legen Der liße sich von uns Nägel mit Köpfen machen Der ließ sich zeigen, was ein Hammer ist Der ließ sich von uns festnageln auf sein Wort Der ließ sich seine Sache was kosten Der ließ sich sehen am dritten Tag Der konnte sich sehen lassen.

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Heinz Janssen
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