Mit dem heutigen Tag beginnt ein neues Jahr! Gestern noch haben wir (vielleicht) Nachlese gehalten, erinnert, was das vergangene Jahr 2013 für uns bedeutet hat, haben Höhen und Tiefen, Freude und Leid an uns vorübergehen lassen, Niederlagen, Versagen und auch Erfolge und richtige Taten und Worte zur rechten Zeit. Heute setzen wir eine kleine Zäsur – mit diesem Gottesdienst und spüren dem Neuen, dem Anbrechenden dieser Zeit nach. Vielleicht ist es auch für Sie schön, dies einmal bewusst zu erleben und – zu genießen! Ein neues Jahr! Das alte ist mit Knallen und Funken, Lärm und Getöse vertrieben worden, damit das Neue Platz hat und Raum findet – in uns.
Und der Türöffner ist diese Losung: GOTT NAHE ZU SEIN, IST MEIN GLÜCK. Wo berührt Sie dieses Wort? Was daran könnte Sie interessieren? Vielleicht das „Glück“? Wer möchte nicht auch einmal eine Million gewinnen und damit den Rest seines Lebens sorgenfrei verbringen? Zumindest finanziell! Oder ist es „Gott“, mit dem Sie neu tun tun haben wollen? Die Büchertische waren vor Weihnachten voll mit Meditationsliteratur, und „GOTT“ von dem Psychiater und Theologen Manfred Lütz musste in meinem Buchladen nachbestellt werden. Oder ist es die „Nähe“, von der der Psalmist spricht? Was nutzen mir Goldbarren im Tresor, wenn ich niemanden habe zum Reden, Austauschen, spazierengehen?
Dabei ist „Nähe“ heute ein Hauptwort geworden, wenn ich an Social media wie Facebook, Twitter oder die allgemein präsente Handykommunikation denke. 98% der Jugendlichen sind online unterwegs und gut zu erkennen am (erleuchteten) Display, dem sie notfalls quer über die Straße folgen. Ohne sofortiges feed back auf mein Posten bin ich aufgeschmissen. Und wenn bei Facebook zu wenig „Gefällt mir“ gepostet wird, ist das für viele User eine Katastrophe. Übrigens ziehen viele Ältere (ab 40 Jahren) kräftig nach! Das Bedürfnis nach Nähe ist heute sehr groß. Und dafür stelle ich auch gerne Photos von mir ins Netz, damit der Andere gleich sieht, wer ich bin. Natürlich versuche ich, einem möglichen Shitstorm möglichst schnell zu begegnen: Wer möchte schon cybergemobbt werden? Denn das ist die negative Kehrseite dieser digitalen Nähe mit www-Ausmaßen.
Wem möchte ich wie nahe sein? Die Sehnsucht, verstanden zu werden, haben wir doch alle als Ideal. Es ist die Erinnerung an Zuhause, wo die Eltern da waren, wo wir sicher waren und wussten, dass der Vater jeglichen „Shitstorm“ abwenden konnte. Wo wir vertrauensvoll sagen konnten, was wir wollten ohne Angst zu haben, dass „die Welt“ alles mitbekommt. Wem möchte ich wie nahe sein? Viele von uns haben Enttäuschungen hinter sich und sind misstrauisch jeglichen Nähe-Angebot gegenüber – und haben doch den einzigen Wunsch, wieder vertrauen zu können.
Wenn Sie (zuhause) den Psalm 73 nachlesen, werden Sie eine großartige Schilderung der „Frevler“ finden, denen alles gelingt, die reich und glücklich sind, gesund und feist. Da kann man doch neidisch werden, wenn wir beim Arzt im Wartezimmer die Illustrierten lesen und vom Leben (und Leiden) der Promis informiert werden. Von Bällen und Parties, Veranstaltungen am Pool und unter heißer Sonne. Wenn Sie nun diesen 73. Psalm auf Hebräisch lesen könnten, dann würde Ihnen ein vierfaches „und ich“ oder „Ich aber“ auffallen. Der Dichter oder Beter dieses Psalms reflektiert über sein eigenes Leben. Er lebe „normal“ und wie die Anderen. Doch dann merkt er, dass er dabei „fast gestrauchelt“ wäre (V 2), ja, dass er in bestimmten Situationen zum Schwein geworden sei (V 22). Doch in den beiden anderen Versen spürt er, dass ihn eine (unsichtbare) Hand gehalten habe (V 23) und dass er sich bewusst geworden sei, wo er hingehört – in unserem Vers.
Vielleicht ist es das: Das eigene Leben reflektieren, sich gelegentlich bewusst werden, was und wer mich hält. Und wem ich mich verdanke. Vielleicht haben Sie ähnliche Gedanken und Fragen hierher in den Gottesdienst geführt. Gottesdienst als Nach – Denken und Gott Danken für eine Nähe, die mich gesunden lässt, mutig macht und neue Schritte auf Menschen zugehen lässt. War dies nicht das Leben Jesu! So lasst uns in Seinem Namen die nötigen Schritte tun und, wie die letzten Worte des 73. Psalm sagen, damit „all dein Tun, Gott, verkündigen“!