Predigt

"Gott will, dass allen Menschen geholfen werde…"

Bedarf Gott wirklich unseres Gebets?

Predigttext1. Timotheus 2,1-6a (mit Einf
Kirche / Ort:Heidelberg
Datum:14.05.2023
Kirchenjahr:Rogate (5. Sonntag nach Ostern)
Autor:Pfarrerin Eva Loos

Predigttext: 1. Timotheus 2, 1-6a (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

1 So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, 2 für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. 3 Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, 4 welcher will, daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 5 Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, 6 der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung,

Exegetische Informationen und Überlegungen zur Predigt

1) In der Zeit nach dem Apostel Paulus ist damals wahrscheinlich ein gewisses Autoritätsvakuum in der heidenchristlichen Kirche entstanden. Der anonyme Verfasser der Briefe an Timotheus und Titus schreibt deswegen diese Briefe, um die Gemeinden zu stabilisieren. Er folgt nach heutiger Forschung der Tradition und den echten Anliegen des Paulus. Der Apostel wird legitim aktualisiert! Was Ämter und Ordnungen der Gemeinde betrifft, denkt er bei sich ausbreitender Kirche über Paulus hinaus und bereitet den Frühkatholizismus vor. Auf jeden Fall liegt wie bei Paulus ein großartiger Heilsuniversalismus dem Ausschnitt aus dem Timotheusbrief zu Grunde. Deswegen enthält die Gemeindeordnung des Textes neben einem allgemeinen Aufruf zum Gebet für alle auch eine auffällige ausdrückliche Hinwendung zur Völkerwelt und ihren Regierungen.

Nach Harald Hagermann (Exegese, in: Gottesdienst-Praxis) ist den Christen jetzt der Gebets-Weltdienst in einer Welt heidnischer Religionszerrüttung aufgetragen. Dabei folgen die Christen übrigens einer alten jüdischen Tradition ( z. B. Philon ). Dem frühjüdisch-monotheistischen Bekenntnis wird jüdischer Tradition folgend Gott, dem Schöpfer, ein Schöpfungsmittler zur Seite gestellt: Im Judentum die Weisheit bzw. später die Engel. Für die Christen ist dagegen im ersten Timotheusbrief Jesus Christus der Mittler.

In den Versen 5 und 6 nimmt der Verfasser wahrscheinlich ein älteres christliches Bekenntnis auf. Unser Text folgt einer frühjüdischen Tradition und Paulus, welche die vorhandene politische Gewalt und Ordnung als gottgegeben bejahten. Paulus vertritt in Röm 13 u. ö. diese Tradition, damit die Christen nicht als Umstürzler erscheinen. Gerade dadurch werden die Christen zwar das Martyrium nicht vermeiden können, aber sie hoffen, dass letztlich dabei Christus den Sieg erringen wird. (Jesus selbst sagte dagegen sehr viel dialektischer: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was ihm zusteht, Mt 22,21.)

2) Zum Sonntag Rogate und zum Text finde ich eine überraschend aktuelle Predigt vom früheren Hamburger Pastor, Dozenten und Pastoralpsychologen Dr. Gunnar von Schlippe, der die Probleme des modernen Menschen mit dem Beten in einem Zusammenhang mit der typischen Einsamkeit unserer Zeitgenossen sieht. Dies könnte in der Predigt mitthematisiert werden.

Zugang zum Predigttext

Die Predigt selbst ist der Zugang zum Text. Sie setzt kein anderes Wissen darüber voraus. Das von der Gemeinde Gehörte wird versucht, mit verschiedenen Worten und Bildern lebendig werden zu lassen. Dabei wird heutige Erfahrung zum Verstehenshintergrund.

Gebet

Um Erkenntnis der Wahrheit darum allein bitten wir nicht für uns allein, sondern für alle, für alle Menschen, für alle, die leben und für alle, die schon gestorben sind, und für alle, die noch geboren werden. Dir Gott klagen wir das unaussprechliche Leid, das Menschen einander zufügen. Der Glaube an dich nimmt Schaden. Bilder bringen ans Licht, was Worte verhüllen sollen. Die Wahrheit erschreckt uns. Unser Mut wird klein, die Hoffnung verlässt uns. Ein Leben reicht nicht aus, die Namen zu nennen. Lass nicht zu, dass auf Dauer die Freude an der Schönheit deiner Schöpfung der Gier nach Geld und Macht zum Opfer fällt. Höre auf uns, höre unser Gebet.

Neuigkeiten

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Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

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Heinz Janssen
Heidelberger Predigt-Forum