Predigt

"Gott wird abwischen alle Tränen …"

Trauern hat seine Zeit

PredigttextOffenbarung 21,1-7
Kirche / Ort:D-66989 Nünschweiler
Datum:20.11.2016
Kirchenjahr:Letzter Sonntag des Kirchenjahres
Autor:Pfarrerin Anke A. Rheinheimer

Predigttext: Offenbarung 21,1-7 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. 3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. 5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiß! 6 Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. 7 Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein.

Exegetische und homiletische Anmerkungen zum Predigttext

Die Predigt greift die bedrängte Lage der jungen Christengemeinden im 1. Jh. n. Chr. in Kleinasien, zur Zeit der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Domitian auf, die sich im Predigttext aus der Johannesapokalypse widerspiegelt. In wirkmächtigen Bildern und Symbolen, mythologischen Gestalten und Motiven bietet es eine theologische Tiefenschau der dramatischen zeitgeschichtlichen Ereignisse in der enthusiastischen Erwartung eines heilvollen, zukünftigen göttlichen Handelns durch die Wiederkunft Christi und seine universale Königsherrschaft. Damit vermittelte der „Seher von Patmos“ den leidenden Christen seiner Zeit Zuversicht und vertrauensvolle Gewissheit im Glauben an Gott, die er dem „… sakral überhöhten Machtanspruch des römischen Reiches“ (Schnelle, 593) entgegensetzt.

In diese Hoffnung auf die Kraft Gottes, die die Macht der lebensfeindlichen Kräfte und damit auch die Macht des Todes brechen kann, können sich auch trauernde Menschen bergen, die am Totensonntag ihrer verstorbenen Angehörigen gedenken. Im Geschichtsbild der Johannesapokalypse gilt: „In Wahrheit ist die Macht der Welt bereits gebrochen, aber erst bei seiner Parusie setzt der erhöhte Christus die Macht Gottes endgültig und sichtbar als Erneuerung von Himmel und Erde durch …“ (Schnelle, 604f.)

Mag die Bildwelt im Buch der Offenbarung auch kryptisch und die Sprache mythologisch sein, so ist doch der Grundimpetus die Tröstung der Angefochtenen in ihrer Bedrückung und die Bestärkung, darin standzuhalten. Diese Heilsgewissheit und durchtragende Hoffnung kann auch Angehörige von Verstorbenen heute trösten und stärken im Verlust, den sie erlitten haben. Hinter dem Leiden liegt die eschatologische Hoffnung auf die verwandelnde, neuschöpferische Kraft Gottes, die alle Tränen abwischen und unsere Verstorbenen nicht im Tod belassen wird, denn „der Tod wird nicht mehr sein“ (Offb 21,4).

Literatur: U. Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, Göttingen 1994. - J. Frey, J. A. Kelhoffer, F. Toth (Hg.), Die Johannesapokalypse, WUNT 287, Tübingen 2012.

Lieder "Wir warten dein" (EG 152) "Herr, mach uns stark (EG 154) "Der Himmel, der ist“ (EG 153 "Geht hin, ihr gläubigen Gedanken“ (EG 632)

Psalm 126 Lesung Jesaja 65,17-25

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Heinz Janssen
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