Predigt

Gottessehnsucht

Die Antwort des Propheten

PredigttextJesaja 2,1-5
Kirche / Ort:Hamburg
Datum:11.08.2019
Kirchenjahr:8. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pastor Christoph Kühne

Predigttext: Jesaja 2,1-5 (Übersetzung nach Martin Luther)

1 Dies ist's, was Jesaja, der Sohn des Amoz, geschaut hat über Juda und Jerusalem: 2 Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen, 3 und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. 4 Und er wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. 5 Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!

Erste Gedanken beim Lesen

Ein strahlender Text! Die Bilder entstehen sofort in meinem Kopf und wollen gar nicht mehr hinaus! Kein Krieg mehr auf Erden?! Wie heißt das Lied: Down by the Riverside / Ain't gonna study war no more. Wikipedia: „Ein US-amerikanischer Gospelsong, dessen Ursprünge bis zum amerikanischen Bürgerkrieg zurückzuverfolgen sind und der schon damals als Friedenslied unter dem Titel Gwine-a study war no more nachweisbar ist“. Das Wort wird Juda (= Israel) zugerufen von einem Propheten. Dennoch kommen alle Völker der Erde in den Blick. Sollen sie = wir alle zu Israeliten oder Juden werden? Ist dies ein Missionsruf des Jesaja („Gotthilf“) an die Heiden = uns? Ein Gericht unter den Heiden wird angesprochen. Aber das Ziel dieser Ansage ist: Die Völker - wohl auch die Israeliten?! - werden „hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen“.

Anmerkungen zu den Propheten Proto-Jesaja und Micha

Der Predigttext findet sich teilweise wörtlich in Mi 4,1-3, erinnert aber auch an Jes 9,6 und Jes 11,6-9. Und Sacharja verbindet mit diesem Bild eine Einladung (3,10).

Jes I kommt wahrscheinlich aus Jerusalem und wirkt in Juda. Er hatte einen Kreis von Jüngern um sich versammelt. Seine Frau nennt er Prophetin, seine Kinder tragen Symbolnamen. Im Todesjahr des Usia - ca. 740vC - in einer Zeit des Friedens wird er zum Propheten berufen. „Ca. 40 Jahre lang steht er vor den Königen, dem Adel und den einfachen Menschen in Jerusalem: klagend und anklagend, mahnend und warnend.“ (Gradwohl 141) Er predigt gegen falschen Opfergottesdienst und Scheinfrömmigkeit. In bewegten politischen Situationen soll man sich auf Gott verlassen. Er kündigt einen neuen David sowie ein neues Friedensreich an. Aber die Leute lehnen ihn ab.

Micha stammt aus Moreseth-Gath und wirkte in Juda. Er war ein jüngerer Zeitgenosse von Jesaja. Er wirkte hauptsächlich unter Hiskia. Seine Predigten sind Unheilsankündigungen über Israel und Juda angesichts des Treibens der Fürsten und Propheten. Angeklagt werden Großgrundbesitz, ungerechte Oberschicht, bettelnde Heilspropheten und bestechliche Priester.

Mi 4,4 fügt in den Jes-Text das Sitzen unter Feigenbaum und Weinstock ein - ein Symbol des Gelobten Landes; vgl. 1 Kg 5,5: die Israeliten wohnten z.Z. des Königs Salomon „jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, von Dan bis Beersheba, solange Salomon lebte“; vgl. auch die Erweiterung in Sa 3,10: „Zu derselben Zeit, spricht der Herr Zebaoth, wird einer den andern einladen unter den Weinstock und unter den Feigenbaum.“

(Eigene Übersetzung Christoph Kühne)

Das Wort, das geschaut hat / Jesaja, Sohn des Amoz // über Juda und Jerusalem: Und in einer späteren Zeit wird es geschehen: Festgegründet wird der Berg sein mit SEINEM Haus an der Spitze der Berge / und erhöht über (die) Hügel // und hinströmen zu ihm alle Nationen. Und viele Völker gehen und sagen: Auf, und lasst uns hinaufziehen zu SEINEM Berg, zum Hause des Gottes Jakobs / er soll uns lehren seine Worte / und wir wollen gehen auf seinen Wegen // Denn von Zion (über die Grenze hinaus) geht die Thora aus / und SEIN Wort von Jerusalem. Und er richtet zwischen den Nationen und schlichtet zwischen vielen Völker // und sie schmieden ihre (Kurz-) Schwerter zu Pflugscharen um und ihre Speere zu Winzermessern. Keine Nation erhebt gegen eine andere Nation ein (Kurz-) Schwert / und sie lernen weiterhin nicht (den) Krieg (Mi 4,4 Und jeder wird unter seinem Weinstock wohnen / und unter seinem Feigenbaum und (es gibt) keine Störung // Denn SEIN, Zebaoths, Mund hat es gesagt) Haus Jakob // Auf und lasst uns gehen in SEINEM Licht!

Lieder: "Du hast uns Herr gerufen" (EG 168) "Herr, bleibe bei uns" (483) "Es wird sein in den letzten Tagen" (426)

Literatur: Roland Gradwohl, Bibelauslegungen aus jüdischen Quellen, Bd. 1, S. 140ff.

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