Predigt

Gutes tun

Glaube und Werke sind untrennbar

PredigttextJakobus 2,14-26 (mit Exegese)
Kirche / Ort:Johannes-Diakonie Mosbach
Datum:20.10.2019
Kirchenjahr:18. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pfarrerin i. R. Birgit Lallathin

Predigttext: Jakobus 2, 14 – 26 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

Was hilft es aber, liebe Brüder (ergänze: und Schwestern), wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann denn der Glaube ihn selig machen? Wenn ein Bruder oder eine Schwester Mangel hätte an Kleidung und an der täglichen Nahrung, und jemand unter euch spräche: Geht hin in Frieden, wärmt euch und sättigt euch! Ihr gäbt ihnen aber nicht, was der Leib nötig hat – was könnte ihnen das helfen? So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber.

Aber es könnte jemand sagen: Du hast Glauben und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken.

Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust Recht daran. Die Teufel glauben es auch und zittern. Willst du nun einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?

Ist nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerecht geworden, als er seinen Spohn Isaak auf dem Altar opferte? Da siehst du, dass der Glaube, zusammen gewirkt hat mit seinen Werken, und durch seine Werke ist der Glaube vollkommen geworden.

So ist nun die Schrift erfüllt, die da spricht: (1.Mose 15,6): „Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden.“ Und er wurde „ein Freund Gottes“ genannt (Jesaja 41,8)

So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein.

Desgleichen die Hure Rahab, ist sie nicht durch Werke gerecht geworden, als sie die Boten aufnahm und ließ sie auf anderem Wege hinaus?

Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.

Hinführung zum Text

Glaube allein oder das Tun des Gerechten? Über dieser Fragestellung haben sich konfessionsübergreifendeGespräche verhakelt und entzweit. Die Reformationsgeschichte brachte in der Erkenntnis Luthers von der bedingungslosen Gnade Gottes in Jesus Christus zu Beginn der europäischen Neuzeit eine bisher ungeahnte Freiheit des Christenmenschen. Das befreit handelnde Individuum befreite sich auch von der Vorherrschaft kirchlicher Hierarchien. Erst vor zwei Jahren im Jahr des Reformationsjubiläums feierten wir Protestanten die Großtat und den Mut der Reformatoren, auszubrechen und aufzubrechen.

Wie aktuell ist dem zeitgenössischen Christenmenschen noch Luthers Befreiungsschlag? Gilt der krasse Gegensatz Glaube versus Werkgerechtigkeit in dieser Weise überhaupt noch? Wer fragt noch: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“

Der moderne Christ, die moderne Christin emanzipiert sich von einem übermächtigen, drohenden Gott (Gott sei Dank!) der „Schwarzen Pädagogik“, die jahrhundertelang die Menschen quälte. Und der un-gnädige Gott, der menschengemachte, führte Menschen auch im Protestantismus verschiedenster Ausprägungen bis zur „Gottesvergiftung“ (Tilmann Moser)

Die heutigen Predigthörerinnen und –hörer verlangen am ehesten nach ethischer Begründung guten Handelns. Nicht, weil sie sich Gott genehm machen wollen, schmeichlerisch, kriecherisch, wie leider nur allzu oft in der Historie.

„Was würde Jesus dazu sagen?“ ist der Leitspruch jüngerer Christinnen und Christen. Oder, wie auf einem Armband meiner jüngsten Tochter in vier Buchstaben, die sie niemals ablegt: „W.W.J.D.“: What would Jesus do?

Das tägliche Handeln wird überprüft und eingeordnet, Kraft im Alltag gewonnen.

Dankbar bin ich der „Weisheit“ der Kanonbildung, die scheinbar widersprüchliche Aussagen in biblischen Büchern zulässt. Kann es einen größeren Widerspruch zur paulinischen Lehre als Jakobus 2, 14 – 26 geben? Beides gilt, - wie es auch in der jüdischen, rabbinischen Theologie gelehrt und gelebt wurde – nebeneinander. Es muss kein Entweder –Oder geben.

Aller Wahrscheinlichkeit nach richtet sich der Jakobusbrief gegen ein verkürztes und verengendes Verständnis des Paulus, den Jakobus eindeutig voraussetzt.Wie so häufig ist vorstellbar, dass die klare Botschaft des Paulus von nachfolgenden Generationen auf bequeme Weise adaptiert wurde, das lässige „Sich-heraus–halten“ aus der Welt als orthodoxe Glaubenshaltung ausgegeben wurde, und so Paulus letztlich missverstanden und verkürzt wurde. Gehen wir davon aus, dass Jakobusrund 50- 70Jahre nach den Hauptschriften des Paulus verfasst wurde, sehen wir eine verstärkte Konsolidierung der christlichen Gemeinden, die sich gerne auf Paulus berufen möchte, wenn sie in sozialethischen Fragen zur Bequemlichkeit neigt.

Dem widerspricht Jakobus heftig und beruft sich pseudepigrafisch auf den Herrenbruder Jakobus, der noch vor Beginn des Jüdischen Krieges und der Zerstörung des Tempels hingerichtet wurde. Der Jakobusbrief beruft sich mit ihm auf die jüdische Tradition und Schriftauslegung. „Für jüdische Theologie ist es unvorstellbar, dass beide (erg:Glaube und Werke) soteriologisch eine Alternative bilden.“ (W. Schrage in NTD H.Balz/ W.Schrage, Die Briefe des Jakobus, Petrus, Johannes und Judas, S. 35)

Es sei erlaubt, Spitzfindigkeiten der paulinischen Lehre an dieser Stelle abzukürzen und festzuhalten: „Kurz gesagt heißt Glauben bei Paulus: Sich auf den im Wort gegenwärtigen Herrn Jesus Christus einlassen“ (ders. S.35)

Wer sich nicht durch fromme Werke sozusagen sein Plätzchen im Himmel ergattern will, findet bei Jakobus lebensbejahendes Frommsein.

„Beten und Tun des Gerechten“ ist nach Bonhoeffer die Herausforderung des modernen Christenlebens.

Angesichts der buchstäblich zum Himmel schreienden Not der Sozialen Frage im 19. Jahrhundert besann sich die moderne deutsche Diakonie unter Federführung von Johann Hinrich Wichern, gegenüber einer erstarrten lutherischen Orthodoxie auf biblische Orientierung in der praktischen Nächstenliebe. Natürlich auch in Abgrenzung zu sozialrevolutionären Tendenzen der Linken.

„Der Glaube muss in der Liebe tätig werden!“ Dieser Leitsatz diakonischen Handelns nach Wichern weist deutlich soteriologische Tendenzen der Selbsterrettung des Menschen durch Werkgerechtigkeitvon sich. Aus Dankbarkeit, zum Handeln befreit zu sein, geschehen Taten der Liebe und der Veränderung von Strukturen.

Aktuelle Fragestellungen dazu finden sich zuhauf und müssen an dieser Stelle nicht aufgezählt werden. Blindem Aktionismus gegenüber sperrt sich Jakobus eindeutig. Betonen wir das Sich–Hüten vor Selbstüberschätzungin der Predigt. Nicht der handelnde Mensch rettet die Welt, auch nicht Greta Thunberg, sondern Jesus Christus. Jeder aktive Christ, jede aktive Christin ist lediglich Mitarbeiter und Mitarbeiterin. Und das aus vollem Herzen!

Es sei erlaubt, Spitzfindigkeiten der paulinischen Lehre an dieser Stelle abzukürzen und festzuhalten: „Kurz gesagt heißt Glauben bei Paulus: Sich auf den im Wort gegenwärtigen Herrn Jesus Christus einlassen“ (ders. S.35)

Wer sich nicht durch fromme Werke sozusagen sein Plätzchen im Himmel ergattern will, findet bei Jakobus lebensbejahendes Frommsein.

„Beten und Tun des Gerechten“ ist nach Bonhoeffer die Herausforderung des modernen Christenlebens.

Angesichts der buchstäblich zum Himmel schreienden Not der Sozialen Frage im 19. Jahrhundert besann sich die moderne deutsche Diakonie unter Federführung von Johann Hinrich Wichern, gegenüber einer erstarrten lutherischen Orthodoxie auf biblische Orientierung in der praktischen Nächstenliebe. Natürlich auch in Abgrenzung zu sozialrevolutionären Tendenzen der Linken.

„Der Glaube muss in der Liebe tätig werden!“ Dieser Leitsatz diakonischen Handelns nach Wichern weist deutlich soteriologische Tendenzen der Selbsterrettung des Menschen durch Werkgerechtigkeitvon sich. Aus Dankbarkeit, zum Handeln befreit zu sein, geschehen Taten der Liebe und der Veränderung von Strukturen.

Aktuelle Fragestellungen dazu finden sich zuhauf und müssen an dieser Stelle nicht aufgezählt werden. Blindem Aktionismus gegenüber sperrt sich Jakobus eindeutig. Betonen wir das Sich–Hüten vor Selbstüberschätzungin der Predigt. Nicht der handelnde Mensch rettet die Welt, auch nicht Greta Thunberg, sondern Jesus Christus. Jeder aktive Christ, jede aktive Christin ist lediglich Mitarbeiter und Mitarbeiterin. Und das aus vollem Herzen!

Fürbitten

Herr, was sind das für Aussichten, denen wir entgegen gehen. Du wirst uns entgegen gehen, hast Du gesagt, und die Erde neu schaffen, die wir lieben und die wir so misshandeln. Wir bitten dich um Vernunft und Einsicht, damit das Leben hier noch lebenswert bleibt. Herr, was sind das für Aussichten, dass du zu uns gekommen bist. Wir bitten dich für die Traurigen und Verzagten, für die, die an den Zukunftsaussichten zweifeln, und für die, denen die Kraft zum Aushalten der Sorgen und Schmerzen fehlt. Nimm sie an die Hand, mach du ihren Gang sicher und zuversichtlich. Herr, Du kommst und hältst friedliche und gangbare Wege für uns bereit. Wir bitten dich für uns und alle, die diese Wege noch nicht sehen und ahnen, die jedem Friedensgerede misstrauen. Wir bitten dich für die Mächtigen dieser Erde, und alle, die unter Macht und Gewalt leiden, sie mögen dich am Ende aller Umwege erkennen und erfahren, dass Du der Herr bleibst. (ohne Quelle, Autor ungewiss)

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Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

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Heinz Janssen
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