Predigt

Halt

In eigenen Erfahrungen nach den Spuren Gottes suchen

PredigttextHiob 14,1-6
Kirche / Ort:Johanneskirche / Johannes-Diakonie Mosbach
Datum:11.11.2012
Kirchenjahr:Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr
Autor:Pfarrerin Birgit Lallathin

Predigttext: Hiob 14, 1 – 6 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und fällt ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht. Doch du tust deine Augen über einem solchen auf, dass du mich vor dir ins Gericht ziehst. Kann wohl ein Reiner kommen vom Unreinen? Auch nicht einer! Sind seine Tage bestimmt, steht die Zahl seiner Monde bei dir und hast du ein Ziel gesetzt, das er nicht überschreiten kann: So blicke doch weg von ihm, damit er Ruhe hat, bis sein Tag kommt, auf den er sich wie ein Tagelöhner freut.

Hinführung zum Predigtwort

In der Regel ist für mich als Predigerin eine ausführliche Exegese unabdingbar. Das Hiobwort allerdings, Hiob 14, 1 – 6, traf mich selber mit einer ungeheuren existenziellen Wucht, die mich dazu brachte, auch als Predigerin in diesem Fall von Anfang an ganz persönlich zu werden. Die Erfahrungen von Krankheit, Abschied und Tod, Trauer, die meinen Alltag noch sehr gefangen hält, und der frohen Botschaft, die meinen Glauben bestimmt, dass Gott der durch die menschlicher Geschichte Mit-Gehende, dass Jesus der Mit-leidende ist, klingt gleich einem Antiphon zu Hiob 14, 1 – 6.

Wie kann die tiefe Erfahrung einer (reaktiven) Depression, die Hiob artikuliert, anders als existenziell aufgenommen werden? Zeitloser Bibeltext, zeitlose Erfahrung! Aussagen über Gericht, Reinheit, Unreinheit wirken als ein Fremdkörper im Textgefüge. Viel eher sehe ich eine geistlich-geistige Weiterentwicklung hin zu den Gedanken von Augustin, aus den „Confessiones“: „Du hast uns auf dich hin geschaffen und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir“. Nicht anders als mystisch, im Gespräch der Seele mit Gott kann ich mich den letzten Fragen nähern. Erfahrungen von Verlust, Tod und Trauer betreffen nicht allein fromme Menschen. Wir sollten uns davor hüten, einen Text von solcher existenzieller Bedeutung nur frommen Menschen zugänglich zu machen. Allerdings muss die Antwort einer Predigerin / eines Predigers auf die Depression des Hiob eine Hoffnung weckende sein, für glaubende Menschen, dazu möchte ich mich selber gerne zählen, eine Glauben stärkende. Wir können von unseren Erfahrungen mit Gottes Geleit durch das Leben nur glaubend berichten, als stärkendes Angebot. Nicht auftrumpfend gegenüber einer vermeintlich nicht–glaubenden Umwelt. Deren Gefühle und Wirklichkeit sind behutsam aufzunehmen, wie ich es versuche mit dem Lied „Nur zu Besuch“ der „Toten Hosen“.

Der oben beschriebene Antiphon, das „neue Lied, das wir singen“, klingt für mich in vertonten Psalmen an, wie „Befiehl du deine Wege“ (EG 361, siehe Predigt), oder „Die güldne Sonne“ (EG 449), da besonders Str. 8: „Alles vergehet, Gott aber stehet, ohn‘ alles Wanken, seine Gedanken, sein Wort hat ewigen Grund. Sein Heil und Gnaden, die nehmen nicht Schaden, heilen im Herzen die tödlichen Schmerzen, halten uns zeitlich und ewig gesund.“ Wer mag, kann auch Matthias Claudius zitieren: „Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit / Und alle Welt vergehet mit ihrer Herrlichkeit. / Es ist nur einer ewig und an allen Enden, und wir in seinen Händen. - In der Einrichtung der Behindertenhilfe, in der ich tätig bin, der Johannes-Diakonie Mosbach, haben wir die gute Tradition eines von Kantor und Andachtskreis ausgewählten Monatsliedes. Im November ist dies bei uns das Lied: „Herr, wir bitten, komm und segne uns“ (EG Nr 610, Badische Ausgabe). Dort heißt es: „In die Nacht der Welt hast du uns gestellt, deine Freude auszubreiten. In der Traurigkeit, mitten in dem Leid, lass uns deine Boten sein“. Solche Botin und Botschaft soll die Predigt sein.

Lied: " Befiehl du deine Wege" (EG 361, 1-3 u. 12)

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Heinz Janssen
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