Predigt

Heilsame Gerechtigkeit und Güte

Ob nicht auch die Opfer dieser Welt irgendwann Recht bekommen?

PredigttextMatthäus 20,1-16
Kirche / Ort:Ev. Kirche / Brombach (79541 Lörrach)
Datum:01.02.2015
Kirchenjahr:Septuagesimae (70 Tage vor Ostern)
Autor:Pfarrer Dr. Michael Hoffmann

Predigtext: Matthäus 20,1-16a (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984

Denn das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh am Morgen ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg. Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere müßig auf dem Markt stehen und sprach zu ihnen:Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist. Und sie gingen hin.

Abermals ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat dasselbe. Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere und sprach zu ihnen:Was steht ihr den ganzen Tag müßig da? Sie sprachen zu ihm:Es hat uns niemand eingestellt. Er sprach zu ihnen:Geht ihr auch hin in den Weinberg.

Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter:Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten. Da kamen, die um die elfte Stunde eingestellt waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen.

Als aber die Ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und auch sie empfingen ein jeder seinen Silbergroschen. Und als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn und sprachen:Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben.

Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen:Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem Letzten dasselbe geben wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du scheel drein, weil ich so gütig bin? So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.

Vorbemerkung

Das bekannte Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg und ihrer gleichen Entlohnung steht im Kontext des Mt nach der Frage des himmlischen Lohns für die praktizierte Nachfolge. Dabei hängt nach Mt diese Frage mit der Gerechtigkeit Gottes zusammen. Weil m. E. das MtEv nicht die Geschichte Israels durch die Geschichte Jesu ersetzt, wie die bekannte Substitutionsthese behauptet, sondern vielmehr die Jesusgeschichte in der Geschichte Israels verankert bzw. diese voraussetzt (Stegemann, 43), ist auch die Frage der Gerechtigkeit in dem Gleichnis auf dem gesamten Horizont der biblischen Tradition zu betrachten. Tatsächlich kann dieses Verständnis der Gerechtigkeit nicht als Gegensatz zur Güte und Gnade verstanden werden. Das biblische Verständnis von der besonderen „Gerechtigkeit Gottes“ versteht darunter eben nicht nur Gesetz und Gebote, sondern vor allem „rettende Gerechtigkeit, die mit Gottes Güte und Erbarmen zusammenhängt“ (Crüsemann, 51). Von daher legt sich für die Predigt nahe, die Frage nach der Gerechtigkeit und besonders der Gottes zu thematisieren. Weil dieses Gleichnis das Bild vom Himmelreich anhand einer Alltagserfahrung illustriert, wird auch die Bedeutung und Wert des Alltags in der Predigt gewürdigt. Dabei ist natürlich selbstverständlich, dass gerade dieses Gleichnis noch in vielen anderen Facetten gelesen und gepredigt werden kann.

Literatur: Frank Crüsemann, Maßstab: Tora, Gütersloh 2003, 49-54. - Wolfgang Stegemann, Jesus und seine Zeit, Kohlhammer 2010, 42-53.

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Heinz Janssen
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