Predigt

Heraus aus dem Totenfeld

Gottes Geistkraft macht lebendig, ruft ins Leben

PredigttextHesekiel / Ezechiel 37,1-14 (mit Einführung)
Kirche / Ort:Trinitatis-Kirche / Karlsruhe Durlach-Aue
Datum:19.05.2024
Kirchenjahr:Pfingstsonntag
Autor:Pfarrerin Kira Busch-Wagner

Predigttext: Hesekiel / Ezechiel 37,1-14 (Übersetzung nach Martin Luther. Revision 2017)

1 Des HERRN Hand kam über mich, und er führte mich hinaus im Geist des HERRN und stellte mich mitten auf ein weites Feld; das lag voller Totengebeine. 2 Und er führte mich überall hindurch. Und siehe, es lagen sehr viele Gebeine über das Feld hin, und siehe, sie waren ganz verdorrt. 3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, meinst du wohl, dass diese Gebeine wieder lebendig werden? Und ich sprach: HERR, mein Gott, du weißt es. 4 Und er sprach zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, höret des HERRN Wort! 5 So spricht Gott der HERR zu diesen Gebeinen: Siehe, ich will Odem in euch bringen, dass ihr wieder lebendig werdet. 6 Ich will euch Sehnen geben und lasse Fleisch über euch wachsen und überziehe euch mit Haut und will euch Odem geben, dass ihr wieder lebendig werdet; und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin. 7 Und ich weissagte, wie mir befohlen war. Und siehe, da rauschte es, als ich weissagte, und siehe, es regte sich und die Gebeine rückten zusammen, Gebein zu Gebein. 8 Und ich sah, und siehe, es wuchsen Sehnen und Fleisch darauf und sie wurden mit Haut überzogen; es war aber noch kein Odem in ihnen. 9 Und er sprach zu mir: Weissage zum Odem; weissage, du Menschenkind, und sprich zum Odem: So spricht Gott der HERR: Odem, komm herzu von den vier Winden und blase diese Getöteten an, dass sie wieder lebendig werden! 10 Und ich weissagte, wie er mir befohlen hatte. Da kam der Odem in sie, und sie wurden wieder lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein überaus großes Heer. 11 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt, und unsere Hoffnung ist verloren, und es ist aus mit uns. 12 Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf und bringe euch ins Land Israels. 13 Und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. 14 Und ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der HERR.

Hinführung zum Predigttext

Ein neuer Bibeltext

Bei Gottesdiensten sind laut neuester Kirchenmitgliedschaftsstudie vor allem Kasualgottesdienste interessant, oder solche an Feiertagen wie Weihnachten. Pfingsten gehört ins Feld unter „ferner liefen …“. Dann sind da auch noch die Pfingstferien. Was an Pfingsten gefeiert wird, war schon vor Jahrzehnten vielen nicht klar.

Viele Predigende haben gleichzeitig in den letzten Jahren vermutlich festgestellt: Die Perikopenordnung wurde sehr ambitioniert. Längere, oft ausgefallene Texte. Hesekiel 37 gehört zu den neuen, bisher nicht gepredigten biblischen Abschnitten. Und fordert zugleich heraus, die Verbindung zum Judentum mitzubedenken – was den Text, aber auch, was den Feiertag angeht.

Jüdischer Kontext

Die (Plural !) Pfingsten, die 50 Tage, beziehen sich natürlich aufs Pessachfest, deutlich im lukanischen Doppelwerk. Und Hesekiel/ Ezechiel 37 gehört alsProphetenlesung zu Pessach. Die jüdische Tradition der doppelten Feiertage bei den Wallfahrtsfesten in der Diaspora, also jenseits des Landes Israel, hat durchgeschlagen auf die doppelten christlichen Feiertage in unserer Umgebung.

Anschaulich? Unanschaulich?

Die Rede von Gottes Geist bei der Schöpfung können die meisten noch akzeptieren. Bei Auferstehungsgedanken wird es schwieriger. Doch Ausdrücke vom „lebendig werden“ sind über den kirchlichen Raum vertraut. „Auferstanden aus Ruinen …“ zitiert Auferstehungshoffnung im säkularen Kontext, aber durchaus in religiöser Emphase.

Deeg/Schüle(305)zitieren die Dichterin Marie Luise Kaschnitz,- gleichfalls um dieser Spannung aus Alltagsverständlichkeit und theologischer Präzision willen.

Nicht mutig Die Mutigen wissen Dass sie nicht auferstehen Dass kein Fleisch um sie wächst. Am jüngsten Morgen Dass sie nichts mehr erinnern Niemandem wiederbegegnen Dass nichts ihrer wartet Keine Seligkeit Keine Folter Ich Bin nicht mutig.

Die KMU - Studie

Man sollte in keiner Hinsicht Furcht haben, in die Kirchenmitgliedschaftsstudie hineinzuschauen. Sehr anschaulich aufbereitet sind Fragen, Antworten und Folgerungen im Netz zu finden. Entsprechend spannend daher für Ältestenkreis, Frauengruppe oder Reli-Klasse. Wie lebendig ist Kirche? Wie lebendig wird sie in Deutschland wahrgenommen?

Zum Thema „Vertrauen“ sieht die Kirchenmitgliedschaftsstudie an Perspektiven kirchlichen Handelns folgende vier Schritte, um zu gestärkter Verbundenheit und neuem Vertrauen zu kommen:

  1. Kirchliches Handeln ist gut beraten, wenn es sich an der weit verbreiteten Erwartung orientiert: „Kirche ist reformfreudig“.
  2. Kirche lebt von sozialer Nähe. Diese wichtige Einsicht sollte für kirchliche Organisationen präsent bleiben, gerade wenn sie kleiner und vor Ort weniger präsent werden. Sonst geht Menschen ein Identitätsanker verloren.
  3. Um Vertrauen aufzubauen, müssen Kirchen verlässlich und vorhersehbar kommunizieren, was sie tun und wofür sie stehen.

Wenn Menschen religiös sind, sind sie es mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang von Kirche. Das heißt: Niemand nimmt den Kirchen die Verantwortung ab, christlichen Glauben und christliche Religiosität in der Gesellschaft wach und in Bewegung zu halten. Dazu braucht die Kirche hochqualifizierte Mitarbeitende.

Literatur

Alexander Deeg, Andreas Schüle: Die neuen alttestamentlichen Perikopentexte. Exegetische und homiletische Zugänge. Leipzig 2018

Lieder

EG 126 Komm, Gott Schöpfer, Heilger Geist EG 178. 8 Pfingstkyrie EG 181.6 Lobsingt ihr Völker alle EG 136 O komm du Geist des Wahrheit

Außerdem lohnt sich, ins „Gotteslob“ zu schauen: GL 342 Komm, Heilger Geist, der Leben schafft GL 346 Atme in uns, Heiliger Geist GL 347 Der Geist des Herrn erfüllt das All (da ist in der 2. Strophe von den Propheten die Rede!)

Neuigkeiten

Heinz Janssen: Aus den Quellen schöpfen

Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

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