Predigt

Hingabe, die trägt

Jesus, der Sohn Gottes kennt es, ganz unten zu sein

PredigttextJesaja 52, 13-15. 53, 1-12 (mit Exegese)
Kirche / Ort:Schriesheim b. Heidelberg
Datum:02.04.2021
Kirchenjahr:Karfreitag
Autor:Pfarrerin Susanne Best

Predigttext: Jesaja 52, 13-15. 53, 1-12 (Übersetzung nach Martin Luther)

52,13 Siehe, meinem Knecht wird's gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein. 14 Wie sich viele über ihn entsetzten – so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch und seine Gestalt nicht wie die der Menschenkinder –, 15 so wird er viele Völker in Staunen versetzen, dass auch Könige ihren Mund vor ihm zuhalten. Denn was ihnen nie erzählt wurde, das werden sie nun sehen, und was sie nie gehört haben, nun erfahren.

53,1 Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und an wem ist der Arm des HERRN offenbart? 2 Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte. 3 Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. 4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. 5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. 6 Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. 7 Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf. 8 Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wen aber kümmert sein Geschick? Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat seines Volks geplagt war. 9 Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist. 10 Aber der HERR wollte ihn also zerschlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und lange leben, und des HERRN Plan wird durch ihn gelingen. 11 Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden. 12 Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben und er soll die Starken zum Raube haben dafür, dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten.

Exegetische Vorüberlegungen

Jesaja 52, 13-15.53, 1-12 gehört in den Zusammenhang der vier Gottesdienstknechtslieder bei Deuterojesaja, die das Exil voraussetzen und die Bernhard Duhm 1892 erstmals aus dem Text des Deuterojesajas isoliert und einem eigenen Dichter zugeordnet hat.

Das erste sogenannte Gottesdienstknechtslied in Jesaja 42, 1-4 stellt eine Gottesrede dar und handelt vom himmlischen Hofstaat, dem die Armseligkeit des Gottesknechtes gegenübersteht. Das zweite Gottesknechtslied in Jesaja 49, 1-6 ist prophetische Rede. Dort wird der Gottesknecht zum Licht der Völker. Das dritte Gottesknechtslied in Jesaja 50, 4-9 ist ein Gespräch des Propheten mit sich selbst, bzw. mit Gott und weist Nähen zu den Konfessionen Jeremias auf. Er kann mit den Müden reden und wie ein Schüler zuhören. Das vierte Gottesdienstknechtslied ist gerahmt von Gottesrede in Jes.52, 13-15 und Jes. 53, 11b-12 und blickt auf den Tod des Gottesknechtes zurück. Die Schlussverse in Jes. 53, 10-11a beschreiben dann wiederum die Zuwendung Jahwes zum Knecht, der dadurch Zukunft hat.

Wer ist der Gottesknecht?

Die Exegeten unterscheiden zwischen einer kollektiven und einer individuellen Deutung. Die kollektive Deutung denkt beim Gottesknecht an das empirische Israel, das aus Babylon zurückgekehrte Israel oder das zukünftige und ideale Israel. Die individuelle Deutungstradition denkt an einen Kyrios-König, eine Gestalt wie Mose oder Jeremia. Die Urgemeinde hat das 4. Gottesknechtslied mit dem Leben Jesu gedeutet (vgl. Apg8, 32ff. und Lk.22, 37a).

Das vierte durch Gottesrede in 52, 13-15 und 53, 11b-12 gerahmte Gottesknechtslied beschreibt in 53,1-6 zunächst das Leiden des „ebed“. Dann wird beschrieben, wie „ebed“ gewaltsam zu Tode kommt und vollkommen würdelos bestattet wird, wobei der Akzent auf völliger Passivität liegt, mit der er sich zu seinem Schicksal verhält (53, 7-9). Hierbei klingen Bilder und Verben des apostolischen Glaubensbekenntnisses auf: gelitten, gekreuzigt, gestorben… . Der dritte Teil (53, 10-11a) stellt die zukünftige Erhöhung des Propheten vor Augen im Horizont dessen, was die Absicht Gottes mit und unter dem Geschick seines Knechtes war und ist.

Ideen zur Gestaltung

Präludium mit: Where you there, when they crucified my Lord? https://www.youtube.com/watch?v=fpSScICWJ9M

Verraten, verspottet, verhöhnt und verlacht (NL 203)

Meditationsbild von Sieger Köder: Jesus und Simon von Cyrene, vgl. https://shop.verlagsgruppe-patmos.de/jesus-und-simon-von-cyrene-618591.html

Weiterführende Literatur

Bernd JanowskiPeter Stuhlmacher (Hrsg.): Der leidende Gottesknecht. Jes 53 und seine Wirkungsgeschichte (FAT 14), Tübingen 1996.

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Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

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