Predigt

"Ihr seid ein Brief Christi…"

Miteinander auf dem Weg

Predigttext2.Korinther 3,3-9
Kirche / Ort:Marienkapelle / 32427 Minden-Hahlen
Datum:02.11.2014
Kirchenjahr:20. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pfarrer i.R. Hartmut Frische

Predigttext: 2.Korinther 3,3-9 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

3 Ist doch offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unseren Dienst zubereitet, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln, nämlich eure Herzen. 4 Solches Vertrauen haben wir durch Christus zu Gott. 5 Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott, 6 der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchtstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig. 7 Wenn aber schon das Amt, das den Tod bringt und das mit Buchstaben in Stein gehauen war, Herrlichkeit hatte, sodass die Israeliten das Angesicht des Mose nicht ansehen konnten wegen der Herrlichkeit auf seinem Angesicht, die doch aufhörte, 8 wie sollte nicht vielmehr das Amt, das den Geist gibt, Herrlichkeit haben? 9 Denn wenn das Amt, das zur Verdammnis führt, Herrlichkeit hatte, wie viel mehr hat das Amt das zur Gerechtigkeit führt, überschwängliche Herrlichkeit.

Zur Exegese des Predigttextes

Der Predigttext ist ungemein komplex mit vielfältigen biblischen Bezügen. Zur Orientierung stelle ich einige Sätze von Adolf Schlatter und von Eberhard Jüngel voran. Adolf Schlatter schreibt zu 2. Kor 3,3-6 (in: Paulus, der Bote Jesu. Eine Deutung seiner Briefe an die Korinther, 3.Aufl., Stuttgart 1962, S.506f.): "Wenn Gottes Schrift nur die Tafeln oder das Pergament beschreibt, bleibt der Mensch sich selbst überlassen. Er vernimmt auf diese Weise nur den Anspruch Gottes, der ihn zum Wollen beruft und zum Wirken verpflichtet, wodurch er erfährt, dass er den Willen Gottes nicht will und mit dem, was er tut, nicht Gottes Werk wirkt. ‚Das Geschriebene‘ ist das, was Gott für den Sünder schreibt, und darum spricht es über ihn das Todesurteil. Dieses Urteil ist aber kein leeres Wort; es ist die uns tötende Macht. Dagegen tritt durch den Geist Gottes Wirken in das inwendige Leben des Menschen hinein. Damit ist Gottes Wort nicht gegen ihn, sondern in ihn hinein gesprochen mit schöpferischer Gnade. Nun verkündet es nicht unsere Trennung von Gott, sondern wirkt unsere Einigung mit ihm. ‚Gottes Liebe ist durch den Geist in unseren Herzen ausgeschüttet.‘ (Röm 5,5)“

Bei Eberhard Jüngel finden wir zu dem Verhältnis von „Geist und Buchstabe“ (in: Eberhard Jüngel, Das Evangelium von der Rechtfertigung der Gottlosen als Zentrum des christlichen Glaubens. Eine theologische Studie in ökumenischer Absicht, 5.Aufl., Tübingen 2006, S.115f.): „Der christliche Verrat an der Wahrheit des Glaubens ist die Domestizierung derselben, ist ihre Unschädlichmachung durch Umarmung. … Es ist nicht weniger der Unglaube derer, die die Wahrheit des Glaubens nur noch überliefern, aber nicht mehr glauben können. Und es ist der Aberglaube derer, die Geist und Buchstabe verwechseln, die die Erkenntnis der lebendigen Wahrheit in das Rezitieren toter Richtigkeiten verfälschen und Gottes Wort mit dem menschlichen Wort der Heiligen Schrift, der Bekenntnisse und der dogmatischen Tradition unmittelbar identifizieren.“

Zitate in der Predigt: Das Zitat von Papst Franziskus ist am 14.10.2014 aus den Nachrichten der ARD genommen. Er greift dabei auf Formulierungen aus dem Referat von Walter Kardinal Kasper zur Bischofssynode zurück. - Das Zitat von Aurelius Augustin stammt aus: Gerhard Lohfink, Auf der Erde, wo sonst?, Bad Tölz 2003, S.67. - Das Bild vom Schluss der Predigt habe ich in dem Kommentar von Matthias Drobinski mit dem Titel: „Verwirrender Lichtstrahl“ in der „Süddeutschen Zeitung“ v. 21.10.2014 gelesen.

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Heinz Janssen
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