(Lesung des Predigttextes)
Liebe Närinnen und Narren, liebe Gemeinde,
ach, was waren das noch Zeiten – als man hier in unsren Breiten
die beliebte und gewohnte – Fastnacht richtig feiern konnte.
Ohne Sorge vor den Viren – sah man in den Stadtquartieren
einen Narren nach dem andern – munter durch die Straßen wandern.
Ob die Großen, ob die Kleinen – alle Welt war auf den Beinen.
Hier erklang ein frohes Singen – dort hörte man Glöckchen klingen
und dazwischen wunderschöne – lautstarke Fanfarentöne.
Keiner sagte mehr Hallo – alles rief: Narri Narro.
Doch die wunderschönen Tage – wichen der Corona-Plage
Schon zwei Jahre ist es so! – Keiner wird mehr richtig froh,
überall wird es beklagt – Fastnacht? Wieder abgesagt.
Und es rollt so manche Träne – in der Fastnachts-Quarantäne.
Unser guter König Dirk – in dem Rathaus-Sperrbezirk
muss deswegen sehr viel leiden – ja, er ist nicht zu beneiden.
Doch er ruft mit ganzer Kraft – hört, mein Volk! Bald ist’s geschafft!
Haltet noch ein wenig aus – feiert Fastnacht brav zuhaus’.
Nehmt noch Rücksicht auf die andern – dass die Viren ja nicht wandern,
achtet die Corona-Schranken – denkt vor allem an die Kranken
dann wird schon im nächsten Jahr – alles so, wie es mal war.
Wir, als treue Untertanen – konnten es ja auch schon ahnen,
und wir bleiben, einerlei – unsrer Fastnacht trotzdem treu.
Manche wollten zwar verwegen – Fastnacht in den Sommer legen,
doch vor solchen schlechten Witzen – sollten wir uns lieber schützen.
Denn die Alemannen-Tracht – passt nicht, wenn die Sonne lacht.
In dem Häs wird es schnell heiß – das passt mehr zu Schnee und Eis.
Gut. So sei’s. Trotz alledem – ist es nicht sehr angenehm
Auf geliebte Fastnachts-Pflichten – deshalb gänzlich zu verzichten.
Gar nichts tun ist auch nicht schön – das wird jeder leicht versteh’n.
Und auf einmal über Nacht – ist die Fastnacht doch erwacht.
Fähnchen wurden höchst galant – in den Straßen ausgespannt,
denn die vielen bunten Farben – heilen die Corona-Narben.
Jeder lächelt, wenn er’s sieht – und bemerkt den Unterschied.
Mitglieder aus den Vereinen – sind schon länger auf den Beinen
Auf dem Markt und überall – rufen sie mit frohem Schall:
Helft die Fastnacht noch zu retten – und besorgt euch die Plaketten!
Auch das Häs bleibt nicht im Schrank – außer man ist richtig krank.
Muss man noch die Nähe meiden – macht’s doch Spaß, sich zu verkleiden!
Trotz Corona gilt auch heute – Fastnachtskleider machen Leute!
Nun wird jeder von euch wissen – dabei darf man nichts vermissen!
Ob die Schuhe, Taschen, Röcke – Schminke auch an jeder Ecke
jede kleinste Kleinigkeit – ist von hoher Wichtigkeit.
Kein Detail wird ausgelassen – alles muss zusammenpassen.
Sitzt das Häs nicht ganz korrekt – bist du ganz schnell angeeckt.
Ja, in unserer Region – pflegt man noch die Tradition.
Vor ihr woll’n wir uns verneigen – und sie auf den Straßen zeigen,
denn damit ihr’s auch versteht: – das nennt man Identität.
Diese sollte uns nicht fehlen – denn sonst leiden unsre Seelen.
Für die Seele recht zu sorgen – nicht nur heute, auch noch morgen,
um ihr Heil sich gut zu kümmern – ihre Not nicht zu verschlimmern
ihre Schönheit zu erhalten – ihren Reichtum zu entfalten:
Einen gibt’s, der das gut kann – Jesus Christus heißt der Mann!
Der, obwohl noch jung an Jahren – war in Seelen sehr erfahren,
kannte alle ihre Tücken – konnt’ in ihre Tiefen blicken
sah die Angst, die sie beschleicht – wenn die eigne Kraft nicht reicht
sah die Wünsche, sah den Schmerz – all das rührte sehr sein Herz.
Denn sein Herz war voller Milde – Böses führt’ er nie im Schilde
und vor allem wusste er – Menschsein, das ist ganz schön schwer!
Zwar war er aus Gottes Hand – aus dem Himmelreich entsandt
Doch hier unten auf der Erden – wollte er ein Mensch nur werden
wollte nicht den Helden spielen – sondern teilen, was wir fühlen.
Doch war dies, das ahnt ihr schon – nicht das Ende der Mission.
Gott wollte durch ihn noch mehr – und genau das war sehr schwer:
Jesus sollte es gelingen – uns zum Frieden hin zu bringen,
einen Frieden ohne Waffen – ja, den sollte Jesus schaffen.
Gelten sollte der genau – jedem Mann und jeder Frau.
Nun war schon zu Jesu Zeit – Friede eine Seltenheit.
Voller Stolz auf ihre Taten – patrouillierten die Soldaten,
die in riesengroßen Scharen – einst aus Rom gekommen waren
fast an jedem Haus entlang – und den Menschen war sehr bang.
Keiner sah mehr richtig klar – wem denn noch zu trauen war,
Jeder ließ den andern spüren: – ich will nicht noch mehr verlieren!
Ich muss nach dem Meinen trachten – und kann dich nicht mehr beachten,
denn das Ziel, nach dem ich strebe – ist, dass ich hier überlebe.
Ja, die eigne Sicherheit – war von höchster Wichtigkeit
und die meisten aller Seelen – ließen es an Liebe fehlen.
Jesus hatte sich beim Gehen – dieses alles angesehen.
Erst blieb er noch unerkannt – fern im Galiläer-Land
Aber dann hat er entschieden – aufzubrechen Richtung Süden
auch wenn dort, das sah er klar – alles voller Römer war
denn selbst wenn all sein Erbarmen – galt den Kleinen und den Armen,
sollte auch die Macht der Reichen – seinem Himmelsfrieden weichen.
Jesus wusste dabei gut – was er brauchte, das war Mut,
war doch seine Art von Frieden – so, dass ihn die Reichen mieden,
denn er störte ihre Kreise – auf ganz ungeheure Weise.
So sprach er zu den Gefährten – die ihn wirklich sehr verehrten
wie er schon im Voraus wisse – dass er bald sehr leiden müsse.
Sterben muss ich, sprach er leise – dann am Ende meiner Reise.
Halt, rief Petrus, sehr ergrimmt – halt, ich will nicht, dass das stimmt!
Ich will weiter mit dir gehen – weiter deine Wunder sehen.
Nein, ich will nicht, dass du stirbst – und in Feindeshand verdirbst.
Jesus, lass, ich bitte dich – deine Freunde nicht im Stich!
Dies traf Jesus wirklich schwer – denn tief innen spürte er,
dass, was Petrus da bewegte – sich auch in ihm selber regte,
denn er liebte ja das Leben – das sein Vater ihm gegeben,
nur sah er genauso klar – dass sein Opfer nötig war.
Und er fühlte sich bedroht – von sehr großer Seelen-Not.
Petrus, rief er, merkst du nicht – dass in dir der Satan spricht?
Kaum sieht der, was uns bedrängt – hat er uns schon eingezwängt,
lässt die Selbsterhaltungstriebe – siegen über Nächstenliebe,
stört mit seiner Teufelskraft – das, was wahren Frieden schafft.
Petrus schwieg voll Angst und Trauer – Jesus sprach jetzt noch genauer
sprach zu allen, die ihn hörten – nicht mehr nur zu den Gefährten:
Hört! Ihr könnt euch jetzt entscheiden – wollt ihr mit mir gehen ins Leiden
oder ist euch das zu schwer? – hört, ich sage euch noch mehr:
Achtet gut auf eure Seele – von der ich euch jetzt erzähle.
Eure Seele ist sehr zart – denn sie ist von Gottes Art,
Wie ein leichter Flügelschlag – trägt sie euch durch jeden Tag.
Doch ist auch die Seele nur – ein Stück Erden-Kreatur
und ihr Platz in euch ist klein – kann auch gar nicht größer sein.
Wenn ihr nun zu jeder Zeit – seid bedacht auf Sicherheit
und beständig danach giert – dass ihr möglichst nichts verliert
wenn ihr euch umgebt mit Sachen – die euch froh und sorglos machen
wenn ihr alles toleriert – Unrecht nicht mehr kritisiert
wenn die Angst vor Niederlagen – euch dran hindert, nachzufragen,
ja, wenn ihr so seid gesinnt – dass ihr möglichst viel gewinnt,
dann wird bald, ihr merkt es kaum – winzig klein der Seelen-Raum,
und auch wenn ihr es probiert – ihr die Seele nicht mehr spürt.
Jetzt wird euch auf einmal klar, dass das ziemlich töricht war.
Ihr habt zwar die Welt gewonnen – doch die Seele ist entkommen.
Sprecht ihr nun: Ich will schnell laufen – meine Seele wieder kaufen,
dann wird euch das nicht gelingen – denn im Gegensatz zu Dingen
kann man Seelen nicht erwerben – man kann sie nur von Gott erben.
Ja, auf dieser ganzen Welt – gibt es schlicht kein Seelen-Geld.
Nun fragt ihr euch sicher schon – was soll dieser harte Ton
heut am Fastnachtswochenende? – Ja, das sag ich euch behände:
Sprach ich doch am Anfang schon – von der Fastnachtstradition.
Da ist bei der Faschingstracht – höchste Sorgfalt angebracht.
Keine Kleinigkeit darf fehlen – ebenso ist es mit Seelen!
Jedes Ding braucht seinen Ort – sonst ist alle Schönheit fort.
Haben und vermissen müssen – Weiter gehn im Ungewissen,
Recht verlieren, Recht behalten – träumen und die Welt gestalten,
Stärke und auch Schwäche zeigen – sich dem Schicksal manchmal beugen,
andre Menschen tolerieren – aber sich nicht selbst verlieren,
fröhlich sein und weinen können – recht und schlecht beim Namen nennen
Alles das gehört zum Leben – so wie Gott es uns gegeben.
Wenn das eine dominiert – Ihr das andre schnell verliert.
Geht die Seele euch verloren – ist das Unheil schon geboren
denn mit all den teuren Sachen – könnt ihr keinen Frieden machen.
Jesu Worte darum wissen – dass sie manchmal stören müssen.
Seine göttlichen Gedanken – bringen Sicherheit ins Wanken,
denn sie fordern, zu vertrauen – ganz allein auf Gott zu bauen.
Doch sie brauchen Seelen-Raum – sonst sind sie nur ferner Traum.
Wer nur meidet Angst und Pein – mauert seine Seele ein.
Gegen zu viel Festigkeit – lasst der Seele Offenheit.
sie ist stark und zart zugleich – denn sie stammt aus Gottes Reich!
Sie hat Angst, sie weiß zu klagen – doch sie kann auch Schweres tragen
denn sie ist mit Gott verbunden – und kann darum schnell gesunden.
Ungewissheit und auch Leid – ist ein Teil vom Menschen-Kleid.
Trotzdem wird uns Gott behüten – mögen auch die Ängste wüten.