Pfingst-Geist und der Bauplan der Schöpfung
Begeisterung und Freude verbreiten
Predigttext: Apostelgeschichte 2:22-39 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)
Ihr Männer von Israel, hört diese Worte:Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst – diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt und hat aufgelöst die Schmerzen des Todes, wie es denn unmöglich war, dass er vom Tode festgehalten werden konnte. Denn David spricht von ihm (Psalm 16,8- 11):»Ich habe den Herrn allezeit vor Augen, denn er steht mir zur Rechten, damit ich nicht wanke. Darum ist mein Herz fröhlich, und meine Zunge frohlockt; auch mein Leib wird ruhen in Hoffnung. Denn du wirst mich nicht dem Tod überlassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe. Du hast mir kundgetan die Wege des Lebens; du wirst mich erfüllen mit Freude vor deinem Angesicht. « Ihr Männer, liebe Brüder, lasst mich freimütig zu euch reden von dem Erzvater David. Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf diesen Tag. Da er nun ein Prophet war und wusste, dass ihm Gott verheißen hatte mit einem Eid, dass ein Nachkomme von ihm auf seinem Thron sitzen sollte, hat er's vorausgesehen und von der Auferstehung des Christus gesagt:Er ist nicht dem Tod überlassen, und sein Leib hat die Verwesung nicht gesehen. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen. Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen Heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr hier seht und hört. Denn David ist nicht gen Himmel gefahren; sondern er sagt selbst (Psalm 110,1):»Der Herr sprach zu meinem Herrn:Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache. « So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.
Die erste Gemeinde
Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln:Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.
Exegetische Anmerkungen (1) und Predigtüberlegungen (2)
(1) Der Geburtstag der Kirche ist das Pfingstereignis in Jerusalem. Petrus spricht im Predigttext als erster Missions - Prediger zu den Juden und Heiden. Kern seiner Rede ist, dass der klarsichtige und gleichzeitig berauschende heilige Geist, der die Jünger ergriff von dem auferstandenen Jesus Christus ausgeht. Auferstanden zur Rechten Gottes verbreitet er Gottes Heiligen Geist, der schon von den Propheten vorausgesagt worden war. Dass Jesus für unsere Sünden gesühnt hat, kommt im Text nicht vor. Auch die Nähe Gottes im Kreuzgeschehen predigt Petrus. nicht, Petrus kennt nur die Konsequenz, sich jetzt taufen zu lassen und ein Anhänger des auferstandenen Christus zu werden. Das Reich Gottes und das messianische Friedensreich ist zwar noch nicht erfüllt, aber Jesus regiert schon jetzt als Allherrscher, Pantokrator , universaler Christus und sendet seinen Geist nicht nur in Palästina, sondern auf der ganzen Erde zu den Menschen.
Schwierigkeiten des Textes: 1. Feministische Theologinnen machen darauf aufmerksam, dass Petrus nach dem Verfasser der Apostelgeschichte Lukas nur Männer anredet, obgleich Frauen den christlichen Glauben seit je besonders vorangetragen haben. 2. Ein Problem ist, dass nach dem Text ganz Israel Jesus gekreuzigt habe, was in der Kirchengeschichte verheerende Folgen hatte. Es war ja ja nur eine kleine Gruppe, die gegen Jesus war.
(1) Nichts braucht die evangelische Kirche mehr als den Heiligen Geist ! Sie stagniert und hält ihren Bestand. Begeisterung, Enthusiasmus , missionarischen Schwung gibt es weltweit gewöhnlich nur bei den Freikirchen, Fundamentalisten , Pfingst-Kirchen usw. Woher soll neue Begeisterung kommen ? Geist hat seit den alten griechischen Philosophen und der Bibel seit je eine doppelte Bedeutung. Intelligenz und Begeisterung . Ich möchte vorschlagen, zu Pfingsten nicht nur über mehr Begeisterung im Umgang der Christen miteinander zu predigen, sondern mehr Begeisterung zu verbreiten, indem wir über den Christus zur Rechten Gottes predigen, der mit Gott seit je verbunden ist und jetzt Gottes Geist universal aussendet. Die größte Begeisterung für Gottes Geist verbreitet nach meiner Erfahrung die Vision des kosmischen Christus nach Pierre Teilhard de Chardin.
Literatur: Eugen Drewermann: Die Apostelgeschichte 2011. - Eine vom Heiligen Geist beseelte Jesus Rede vonm Ministerpräsidenten Björn Engholm kann man lesen unter http://www.hl-live.de/aktuell/text.php?id=83458. - Gern möchte ich auf meine Predigtimpulse zum Text im Deutschen Pfarrerblatt 5/2014 S.277 f. hinweisen.
Unsere Kirche braucht heute viel mehr Heiligen Geist und mehr Begeisterung! Zum Pfingstfest ist es in dieser Zeit das Hauptthema für uns Christen. Man könnte also mit dem Text eindringlich predigen, dass wir heute mehr heiligen Geist gebrauchen, mehr Freude im Glauben, mehr missionarischen Drang, mehr Freude in der Gemeinschaft der Christen. Damals in Jerusalem war diese missionarische Freude faszinierend da, und Petrus verkündigte allen, dass der seit Himmelfahrt auferstandene Jesus jetzt und immer Gottes Heiligen Geist zu uns sendet. Die Kirchengemeinden organisieren heute deshalb sehr viele Aktionen, Feste und Events, um Begeisterung für Jesu Geist zu erwecken. Schauen Sie mal in unseren Gemeindebrief ! Aber erfahrungsgemäß helfen viele Aktionen nicht groß weiter, um mehr Begeisterung für die Kirche von Jesus und Jesu Heiligen Geist zu wecken. Wie kann man heute von Liebe Gottes reden mit Menschen, die sich nicht geliebt fühlen ? Mit Zeitgenossen, die vom Thema Religion und Glaube gelangweilt sind ? Die in einer total technischen und naturwissenschaftlich denkenden Welt nur noch ihr Handy und I – Pad im Sinn und in der Hand haben ? Für die der Heilige Geist nur eine religiöse Schwärmerei und ein Gefühl ist ? Wie kann ein Pfarrer oder eine Pfarrerin predigen, um bei Zeitgenossen neuen Schwung des Glaubens zu verbreiten und zu vertiefen ?
Mir ist deutlich geworden, dass das Wort „Geist“ für die Philosophie und Theologie einer der wichtigsten Begriffe ist. Gleichzeitig schillert das Wort Geist in vielen Bedeutungen. Von Gespenst bis zu dem Geist von zerstörerischen Gruppen bis zu dem höchsten Geist – Begabung des Menschen. Für unseren Glauben hat der Begriff im Grunde zwei sehr unterschiedliche Bedeutungen. Geist von Gott kann erstens die gegenwärtige Begeisterung, Kraft und positive Energie meinen, welche unter uns wirkt. Das ist die Lehre der Kirche vom Heiligen Pfingst- Geist. Gottes Geist kann aber schon für die griechischen Philosophen in der Antike die göttliche Intelligenz bedeuten und besonders den intelligenten Geist Gottes beim Bauplan der Schöpfung. Durch ihn hat er die Welt erschaffen. Durch ihn gibt es die Naturgesetze und das Programm der Evolution zur Höherentwicklung. Gott liebt die Vielfalt und die Intelligenz seiner Lebewesen vom Schmetterling bis zum Schimpansen und zum Menschen. Durch seinen intelligenten Geist erhält Gott die Schöpfung und unsere Erde bis heute.
Ich möchte heute gern über eine christliche Kombination beider Aspekte predigen. Über eine Kombination aus Gottes intelligentem Geist in der Schöpfung und den auch emotional begeisternden Geist Jesu, der uns mitreißt zu Glaube, Liebe und Hoffnung.
Petrus predigte damals, dass der Heilige Geist von Jesus ausgeht. Zur Rechten Gottes auferstanden sendet er jetzt von Gott zu uns Gottes Heiligen Geist. Das ist das Zentrum der Rede des Petrus und damit des heutigen Predigttextes. Nach der Bibel war Jesus aber als Teil des drei-einigen Gottes schon bei der Schöpfung dabei. Am besten kann man es verstehen, wenn man den Gedanken und dem System des Weltklasse – Denkers Teilhard de Chardin folgt. Jesus war von Anfang der Schöpfung an dabei und hat zusammen mit Gott und dem Heiligen Geist die Evolution mit Liebe programmiert. und gefördert. Nach dem Fernseh-Naturwissenschaftler Professor Lesch sind wohl deswegen schon die Atome und Moleküle verliebt ineinander, halten liebevoll zusammen und streben nach größeren Lebewesen mit Zusammenhalt und Liebe. Die Moleküle bilden den Einzeller und dann Mehrzeller und komplexe Tiere. Das Ziel der Tiere nach Jesu Liebes – Programm der Evolution ist der Mensch. Das Ziel des Menschen ist Jesus als liebevollster Mensch. Unser Ziel ist Jesus als Vorbild an Menschlichkeit und die Begegnung mit ihm und Gott. Nur dadurch können wir freundliche und humane Menschen sein. Das Ziel der ganzen Evolution ist die Vollendung in Gottes ewigem Reich , wo Jesus uns empfangen wird und die Liebe vollendet wird.
Diese Vision des Teilhard verbindet genial die naturwissenschaftlich – philosophische Sicht von Gottes heiligem Schöpfergeist in der Evolution mit dem christlichen Glauben an Jesu heiligem Geist. Jesus verbindet den Schöpfer-Geist mit dem Geist von Gottes Liebe. Als kosmischer Christus bewirkt er in der Evolution und Entwicklung der Welt mehr Humanität, Frieden, Gott – Verbundenheit, Personalität und Liebe und führt uns logisch nach seinem Plan der Evolution zur Vollendung. Ohne die vom Schöpfer und Jesus und den Heiligen Geist verbreitete Liebe zwischen Paaren , zu den Kindern, zu den Familien, Gruppen und Völkern hätte die Menschheit nie überlebt. Bis zur ewigen Vollendung gibt es deswegen nur den einen zentralen Lebenssinn, Glaube, Liebe und Hoffnung zu verbreiten. Nach den Worten von Kirchenvater Augustin in seinen Bekenntnissen können wir Jesus in der Gemeinde einfach und konkret folgen. Wie oft habe ich diesen heiligen Jesus – Geist in meiner Kirchengemeinde und unter Christen erfahren, mehr als in meinem Sportverein. Ich schlage vor, diesen schönen Text bei sich und seiner Christengemeinschaft eingerahmt aufzuhängen: „Miteinander reden und lachen – sich gegenseitig Gefälligkeiten erweisen – zusammen schöne Bücher lesen – sich necken, dabei aber auch einander Achtung erweisen – mitunter sich auch streiten ohne Hass, so wie man es manchmal auch mit sich selbst tut – manchmal auch in den Meinungen auseinandergehen und damit die Eintracht würzen – einander belehren und voneinander lernen – die Abwesenden schmerzlich vermissen, die Ankommenden freudig begrüßen – lauter Zeichen der Liebe und Gegenliebe, die aus dem Herzen kommen sich äußern in Miene und Wort und tausend freundlichen Gesten – und wie Zündstoff den Geist in Gemeinsamkeit entflammen, dass aus den Vielen eine Einheit wird”. Jesus sende uns allen seinen Heiligen Geist, dass wir ihm mit Freude nachfolgen!
Der Leser wird sofort ins Thema „mitgenommen“: Mehr Heiligen Geist und mehr Begeisterung bitte! Und dies angesichts der augenblicklich normalen politischen wie auch kirchlichen Atmosphäre in unserem Land. Begeisterung – das lässt an richtiges, lebenswertes Leben erinnern, Heiliger Geist an sinnerfülltes Leben. Von Events und Shows haben wir genug. Außerdem können das die Medien besser als die Kirche. Und so ist man gespannt, wie der Prediger sein Ziel erreichen wird!
Er legt uns philosophische Vorannahmen vor. Der Geist schwebt in höchsten Höhen. Griechische Philosophie und das Denken von Teilhard de Chardin bilden ein geistiges Gebäude, das den Leser motivieren kann zu tieferer Betrachtung und Nachlesen der Originalschriften.
Die Predigt endet mit einem meditativen Text und der Bitte um den Heiligen Geist. Als ob wir Menschen anders seiner nicht teilhaben könnten. Als denn in der Bitte um den Heiligen Geist.
Dies ist eine der originellsten Pfingstpredigten, die ich je gelesen habe. Der Prediger verbindet geschickt biblische Kernwahrheiten über den Heiligen Geist mit Evolutionstheorien von Teilhard de Chardin. Dabei hat er nicht vergessen, die segensreiche Wirkung des Heiligen Geistes im menschlichen Miteinander zu würdigen und dafür zu werben, ihm für sein Wirken Raum zu geben. Sehr schön ist die Aufgabe der Christen in Worte gefasst: „Bis zur ewigen Vollendung gibt es deswegen nur den einen zentralen Lebenssinn, Glaube, Liebe und Hoffnung zu verbreiten.“ Wohltuend ist auch die Mitteilung positiver Erfahrung mit dem Heiligen Geist: „Wie oft habe ich diesen heiligen Jesus – Geist in meiner Kirchengemeinde und unter Christen erfahren, mehr als in meinem Sportverein.“ Und auch der fürbittende Schluss der Predigt gefällt mir: „Jesus sende uns allen seinen Heiligen Geist, dass wir ihm mit Freude nachfolgen!“