Predigt

"Kopf hoch!"

Das Leben spielt sich oben ab

Predigttext4. Mose / Numeri 21,4-9 (mit exegetischen und homiletischen Überlegungen)
Kirche / Ort:Aachen
Datum:18.03.2018
Kirchenjahr:Judika (5. Sonntag der Passionszeit)
Autor:Pfarrer Manfred Wussow

Predigttext: 4. Mose / Numeri 21,4-9 (Übersetzung nach Martin Luther)

Da brachen sie auf von dem Berge Hor in Richtung auf das Schilfmeer, um das Land der Edomiter zu umgehen. Und das Volk wurde verdrossen auf dem Wege und redete wider Gott und wider Mose: Warum habt ihr uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste? Denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und uns ekelt vor dieser mageren Speise. Da sandte der Herr feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben.

Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir wider den Herrn und wider dich geredet haben. Bitte den Herrn, dass er die Schlangen von uns nehme. Und Mose bat für das Volk.

Da sprach der Herr zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.

Exegetisch-homiletische Vorüberlegungen

Die Frage, ob Num 21,4-9 überhaupt gepredigt werden kann, ist nicht einfach zu beantworten. Auch die Auslegungsgeschichte – jüdisch wie christlich – vereinfacht die Herausforderung nicht. Der nachfolgende Predigtversuch dieser Murrgeschichte sucht im Gespräch mit Joh. 3,14ff. das Giftige und Vergiftete „aufzuhängen“ oder auch „hochzuhängen“. Die Predigt wird zu einer Sehübung. „Kopf hoch!“ Der Blick wird nach oben gelenkt, während die Schlangen immer noch in ihrem ureigenen Lebensraum kriechen, sich winden und verstecken. Schlangen sind Lebenskünstler und Wunder aus Urzeiten. Als Waffe in der Hand Gottes machen sie ihn selbst giftig und unheimlich. Diesedunkle Seite Gottes muss auch aus seelsorgerlichen Gründen einen Raum im Gottesdienst finden. Die himmlischen Thronwesen (Jes. 6) kommen zudem aus der Welt der Schlangen.

EG 382 drückt die Zerknirschung und Verzweiflung aus, die zur Umkehr gehört. „Das Lied gewinnt aber auch dadurch an Stärke, dass es dem Unverständnis gegenüber dem göttlichen Handeln einen Raum gibt.“ (M. Hasselmann, Predigtmeditationen im christlich-jüdischen Kontext, Berlin 2017, S. 149)

Das in der Predigt erwähnte Interview mit dem Geschäftsführer des Aachener Hilfswerks Misereor, Dr. Martin Bröckelmann-Simon, wurde in den „Aachener Nachrichten“ am Samstag, 10. März 2018, veröffentlicht.

Der Name des 5. Passions- oder Fastensonntag lautet: „Judica me, Deus“ („Richte mich, o Gott“) nach Ps 43,1. Theologisch, liturgisch hat dieser Sonntag eine eigene Geschichte, wie beispielhaft ein Blick auf die kath. Tradition zeigt, die hilfreich herangezogen werden kann. Der Passionssonntag (lateinisch Dominica de passione „Leidenssonntag“) ist nach dem Missale Romanum von 1570 der dem Palmsonntag vorausgehende fünfte Sonntag der Fastenzeit und wird nach seinem Introitus auch Judica genannt. Das Missale Romanum von 1962 nennt ihn „erster Passionssonntag“ (Dominica I. Passionis) und den folgenden Sonntag „zweiter Passions- oder Palmsonntag“ (Dominica II. Passionis seu in palmis). Das Messbuch in der Fassung von 2002 bezeichnet den Passionssonntag als 5. Fastensonntag und den Palmsonntag als „Palm- und Passionssonntag“ (Dominica in palmis de Passione Domini), doch ist die ältere Bezeichnung des fünften Fastensonntags als „Passionssonntag“ weiterhin verbreitet.

Ab diesem Sonntag werden traditionell, aber regional unterschiedlich – in evangelischen Kirchen eher selten - die Kruzifixe und Kreuze in den Kirchen mit violetten (dunklen) Tüchern verhüllt. Sind Triptychen und Flügelaltäre vorhanden, werden diese häufig zugeklappt und zeigen die einfacher gestaltete Rückseite der Flügel. https://de.wikipedia.org/wiki/Passionssonntag

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Heinz Janssen
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