Predigt

"Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen…"

Dem anderen Menschen die Wahrheit wie einen waermenden Mantel hinhalten

PredigttextJesaja 5, 1 - 7
Kirche / Ort:St. Martinskirche / 32139 Spenge / Kirchenkreis Herford / Ev. Kirche von Westfalen
Datum:04.03.2012
Kirchenjahr:Reminiszere (2. Sonntag der Passionszeit)
Autor:Pfarrerin Brigitte Janssens

Predigttext: Jesaja 5, 1 – 7 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984) 1 Wohlan, ich will meinem lieben Freunde singen, ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe. 2 Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelterund wartete darauf, daß er gute Trauben brächte; aber er brachte schlechte. 3 Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg! 4 Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, daß er gute brächte? 5 Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, daß er verwüstet werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, daß er zertreten werde. 6 Ich will ihn wüst liegen lassen, daß er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, daß sie nicht darauf regnen. 7 Des HERRN Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.

Exegetische und homiletische Überlegungen

Im Gewand eines Liebesliedes begegnet uns im Lied vom unfruchtbaren Weinberg ein unerbittliches Gerichtswort, das Gott seinem Volk durch den Propheten Jesaja singen lässt. Zutiefst gestört ist die Beziehung zwischen Gott und seinem Volk. Gott, der alles daran setzt und dafür tut, dass Menschen in Frieden und Gerechtigkeit leben können, muss erleben, dass sich das religiöse und gesellschaftliche Zusammenleben ins Gegenteil verkehrt hat: Statt Rechtsspruch Rechtsbruch, statt Gerechtigkeit Schlechtigkeit. Diese Gegensätze stehen für wirtschaftliche und soziale Ungerechtigkeit, Bestechlichkeit und Korruption, Macht der Eliten und Ohnmacht der Opfer. Die zerrüttete Beziehung der Menschen untereinander ist das sichtbare Zeichen der zerrütteten Beziehung zu Gott. Doch ist die gestörte Beziehung tatsächlich endgültig zerstört? Die gewählte Form eines Liebesliedes sowie die Auswahl des allegorischen Bildes vom Weinberg und seinem Besitzer lassen auf die Dringlichkeit schließen, mit der Gott die Ohren seines Volkes öffnen und Herzen seiner Menschen trotz allem erreichen will. Sie nimmt der Anklage nichts an Klarheit, dem unerbittlichen Urteil nichts an Schärfe, wirbt jedoch um Einsicht. Über die Vollstreckung des Urteils schweigt der Sänger. Der Sonntag Reminiszere – Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit – erlaubt es jedoch, im zerrütteten Verhältnis der Liebenden das Verhältnis von Gott und Mensch, das von Sündersein und Barmherzigkeit, zu entdecken. Gottes Barmherzigkeit und Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind, eröffnen den Hörenden den Raum, das eigene Unrecht zu erkennen. Die Umkehr zu Gott, die Erwiderung seiner Liebe, ermöglicht es, zurück zu kehren auf den Weg der Gerechtigkeit Gottes, die der Maßstab des Denkens und Handelns in allen privaten und öffentlichen Bereichen menschlichen Zusammenlebens sein soll.

Lieder

„Komm in unsre stolze Welt“ (EG 428) „So jemand spricht: Ich liebe Gott“ (EG 412) „Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn“ (EG RWL 675)

Neuigkeiten

Heinz Janssen: Aus den Quellen schöpfen

Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)...

Nachruf CHRISTOPH KÜHNE

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Heinz Janssen
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