"Lazarus vor deiner Tür"
Die "große Kluft" überwinden
Predigttext | Lukas 16,19-31 |
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Kirche / Ort: | Heidelberg |
Datum: | 07.06.2015 |
Kirchenjahr: | 1. Sonntag nach Trinitatis |
Autor: | Kirchenrat Pfarrer Heinz Janssen |
Predigttext: Lukas 16,19-31 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)
Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden.
Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voll von Geschwüren und begehrte sich zu sättigen mit dem, was von des Reichen Tisch fiel; dazu kamen auch die Hunde und leckten seine Geschwüre.
Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß.
Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief:Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen.
Abraham aber sprach:Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet und du wirst gepeinigt. Und überdies besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüberwill, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber.
Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual.
Abraham sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören.
Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun.
Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.
Vorbemerkung zum Predigttext
Bis heute wird diese Bibelgeschichte mit scheinbar plausiblen Argumenten beiseite geschoben. Das eine Argument wird gegen die darin vorkommende Unterscheidung zwischen dem menschlichen Ergehen in dieser und einer nach dem Tod jenseitigen Welt vorgebracht. Der Gedanke sei doch zu einfach, dass es dem, der hier in Armut lebt, in der anderen Welt gut und dem, der hier reich ist, dort schlecht geht.
Das andere Argument: Wer kann denn noch als aufgeklärter Mensch an die Hölle glauben! Ist diese Rede von der Hölle nicht pure Angstmacherei und leeres Drohen mit Strafen, welche "die Bösen" ereilen! Beide immer wieder vorgebrachte Argumente sind wirklich nur Scheinargumente, denn sie beachten nicht, dass es sich bei dieser Bibelgeschichte um ein Gleichnis handelt. Jesus geht es in diesem wie auch in seinen vielen anderen Gleichnissen nicht um das Leben nach dem Tod, sondern um unser Hier und heute.