Predigt

Leuchten lassen, was geschenkt wurde

Kostbare Gabe Licht

PredigttextMatthäus 5, 13-16
Kirche / Ort:Johannes-Diakionie Mosbach
Datum:30.07.2023
Kirchenjahr:8. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pfarrerin i.R. Birgit Lallathin

Predigtext: Matthäus 5, 13-16 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

Jesus Christus spricht: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen sein.

Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.

So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Hinführung zum Predigttext

Auf eine exegetische Vorarbeit soll in der vorliegenden Predigt verzichtet werden. Die Kernsätze der Bergpredigt haben ein zu starkes Eigenleben und Wirkungsgeschichte. Dazu gibt es kaum Neues zu sagen.

Dass Jesus in der Wahl der beiden Bilder „Salz“ und „Licht“ auf Alltagserfahrungen der Menschen seiner Zeit zugreift, macht den Text sehr sympathisch. Es zeigt sich wiederum, dass die Evangelien ihren Sitz im Leben von Anfang an unter den sogenannten „Kleinen Leuten“ hatten. Predigt im Alltag der Welt!

Das Lichtwort allein ist so stark, dass es nicht durch weitere Bilder ergänzt werden soll. Was aber kann das Licht, das umsonst, frei verfügbar und unerschöpflich ist, besser charakterisieren als das Sonnenlicht? In Zeiten der Energiewende, der dringend notwendigen Klimapolitik vor schrecklichen und drohenden Katastrophen unterscheiden wir „künstliches“ Licht aus fossilen oder nicht regenerierbaren Rohstoffen und unerschöpfliches Sonnenlicht.

Das in der Predigt erwähnte „Sonnenglas“ (geschützter Begriff) erscheint mir in zweifacher Hinsicht als passender Einstieg in die Predigt. Erstens als Beispiel der unerschöpflichen Sonnenenergie, die verantwortlich nutzbar ist und zweitens, weil das Sonnenglas in Südafrika als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in Johannesburg-Soweto entwickelt wurde. Arbeitslose Jugendliche erhalten Lohn, Perspektiven für ihr Leben und einen qualifizierten Arbeitsplatz. Die Nutzer*innen in den Slums beziehen nach dem Erwerb kostenlos Licht für Bildung, Arbeit und Familie. Das original Sonnenglas ist in Weltläden bundesweit zu beziehen. Meines ist seit 4 Jahren den Sommer über nahezu im Dauerbetrieb und unverwüstlich. Inzwischen gibt es leider auch nachgeahmte Produkte in Discountern, zu deren Qualität ich mich nicht äußern kann. Diese sind erheblich billiger, ihre Herkunft ist jedoch nicht zertifiziert, so dass ich an dieser Stelle Werbung für das Original mache. Auch im Sinne der Predigt!

Inhaltlich liegt es nahe, die klassische Ausarbeitung: „Nachfolge“ von Dietrich Bonhoeffer für die Predigt zu nutzen.

Beim Wiederlesen insbesondere des 1. Kapitels: „Die teure Gnade“ , in Abgrenzung zur „billigen Gnade“, und der Auslegung zu Matth 5, 13 – 16: „Die sichtbare Gemeinde“ erschütterte mich die Aktualität von Bonhoeffer geradezu.

Nicht, dass wir heute in der Bekenntnissituation (Status confessionis) stünden wie er nach der Zerschlagung des Predigerseminars der Bekennenden Kirche 1937, aber dennoch: Die Verantwortung von sichtbarer Kirche, der Gemeinschaft derer, die den Ruf erlebt haben „Licht der Welt und Salz der Erde“ zu sein, ist angesichts der gefährdeten Demokratie, unüberhörbar.

Wer in Westeuropa glaubte, demokratische Errungenschaften seien gefestigt und unumkehrbar, erschrickt über billigsten Populismus und „Rattenfängerei“. Sind wir mitten im Reichtum und relativem Überfluss schon in gesellschaftlichen Grundzügen zu erschüttern, wenn wir nur von einer Pandemie betroffen sind? Der Krieg mitten in Europa schien undenkbar und wurde doch real. Seine Deutungen rufen teilweise Erstaunen hervor. Akzeptieren tatsächlich weite Teile der Kirche und der Gesellschaft, wenn die Menschenwürde mit Füßen getreten wird? Beispiele sind unwidersprochene Wortwahl wie „Asylflut“ oder parteipolitisch motiviertes öffentliches Nachdenken über Grundgesetzänderungen zum Recht auf Asyl.

Mutigeres Eintreten im Sinne Bonhoeffers, also in Nachfolge des Evangeliums ist auch für Prediger*innen unerlässlich, meine ich. Schon bald können auch wir uns im Staus confessionis befinden. „Billig“ im bonhoefferschen Sinne geht es nicht.

Die Predigt wäre einfach in zwei große Teile zu unterscheiden: Der erste, kürzere Teil (bis einschließlich: „In euch lebt die Kraft…sagt Jesus), vor den Auslegungen zu Bonhoeffer, eignet sich als Kurzpredigt für Andacht oder auch, so werde ich es handhaben, als zureichende Auslegung des Predigtwortes in der Gemeinde der Johannes-Diakonie, einer Gemeinde mit weit überwiegend Menschen mit „geistiger“ Behinderung. Ihnen ist eine komplexere Predigt nicht gut zuzumuten und außerdem muss sie anschaulich sein.

Lieder

Im Anhang zum Gesangbuch der Evangelischen Landeskirche in Baden: „Wo wir dich loben, wachsen neue Lieder“ finden sich folgende passende Lieder:

58 Ihr seid das Salz

172 Lass uns in deinem Namen Herr, die nötigen Schritte tun.

173 Lass uns den weg der Gerechtigkeit gehen.

Neuigkeiten

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