Liebe zu Gott - Liebe zum Nächsten
Jeder Mensch ist dazu berufen, einen Beitrag für ein gerechtes und vertrauensvolles Zusammenleben zu leisten
Predigttext | 1.Johannes 5,1-4 |
---|---|
Kirche / Ort: | 66989 Nünschweiler |
Datum: | 17.04.2016 |
Kirchenjahr: | Jubilate (3. Sonntag nach Ostern) |
Autor: | Pfarrerin Anke A. Rheinheimer |
Predigttext: 1.Johannes 5,1-4 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)
1 Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. 2 Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. 3 Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. 4 Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
Exegetische und homiletische Anmerkungen
Das Grundanliegen unseres Predigtabschnitts ist: Gottesliebe verwirklicht sich in der Nächstenliebe. Oder wie Rudolf Bultmann den Abschnitt in seinem Kommentar überschrieben hat: „Bruderliebe als Gebot bzw. als Inbegriff der Gebote“ (Bultmann, S.78). Unsere Nächstenliebe ist soz. der Gradmesser für unsere Gottesliebe. Aber auch das Umgekehrte gilt: wer Gott liebt, der kann gar nicht anders, als auch seinen Nächsten zu lieben. Als „Liebend-Geliebte“ (Bultmann) sind wir durch Gottes Gebot an unsere Nächsten gewiesen. D.h. gläubige Menschen sind aufgefordert zur konkreten sozialen Hilfe für notleidende Brüder und Schwestern.
Offensichtlich hatte die Gemeinde, an die der 1. Johannesbrief gerichtet war, diese Ermahnung nötig. Hier wird angeschrieben gegen eine gnostische Vergeistigung, in der durch die Verleugnung der Leiblichkeit der Liebe Gottes, die sich in Jesus irdisch inkorporiert hat, die ethische Implikationen des Glaubens vernachlässigt wurden. Hart geht der Verfasser mit seinen Gegnern, den Irrlehrern in die Auseinandersetzung, die er „Lügner“ (1 Joh 2,3) nennt, denn sie „leugneten … die soteriologische Identität zwischen dem irdischen Jesus und dem himmlischen Christus“ (Schnelle, S.526). Christus hatte für sie nur einen „Scheinleib“, weswegen seiner Passion nach ihrer Auffassung keine Heilsbedeutung zukam (Schnelle, S.527). Für diese doketische Christologie hatte die Ethik nicht die Relevanz, die ihr laut 1. Johannes 5 zukommt.
Wenn aber Gottes- und Nächstenliebe untrennbar zusammengehören, dann ist jeder als Christ an seinen Nächsten gewiesen, weil er mich „unbedingt angeht – unterschiedslos, d.h. egal wer und wie er ist, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Sprache, Kultur, Religion, Rasse, Volkszugehörigkeit, Geschlecht oder sozialer Stellung. Mein Nächster ist auch der, der anders ist als ich, mir vielleicht fremd ist. Das gilt es gerade heute, in einer Zeit von zunehmendem Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, besonders zu betonen.
Beispielhaft für diese ethische Haltung geht mein Predigtentwurf auf Martin Luther King ein, den großen amerikanischen Bürgerrechtler und Baptistenpastor, der den Konnex zwischen Gottesliebe und dem Eintreten gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung und universale Menschenrechte vorgelebt hat - bis zu seinem frühen, tragischen gewaltsamen Tod.
Literatur: R. Bultmann, Die drei Johannesbriefe, KEK NT 4,7, 7. Aufl., Göttingen 1967. - U. Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, Göttingen 1994. - M. L King, Ich habe einen Traum, Düsseldorf 2003.
Lieder
„Lobt froh den Herrn“ (EG 332,1-3, v. d. Predigt) „Lob Gott getrost" (EG 243, n. d. Predigt)