Predigt

"Man weiß nie, was kommt …"

Taufe als Beginn der unzerstörbaren Gemeinschaft mit Gott

PredigttextJeremia 31,31-34 (mit Gedanken zu Gottesdienst und Predigt)
Kirche / Ort:Aurich
Datum:24.05.2020
Kirchenjahr:Exaudi (6. Sonntag nach Ostern)
Autor:Pastorin Theda Frerichs

Predigttext Jer 31,31-34 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, 32 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR; 33 sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. 34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

Zu Gottesdienst und Predigt

Der 6. Sonntag nach Ostern, „Exaudi“ nach Psalm 27,7, entfaltet zwischen Himmelfahrt und Pfingsten die Themen Abschied, Anfechtung, bzw. Trost und Stärkung, was vor allem im Evangelium Joh 16,5-15 deutlich wird. Jesus verabschiedet sich von seinen Jüngern. Ihre Angst und Trauer nimmt er auf, indem er ihnen den Sinn und das Ziel seines Weggangs erklärt und zugleich den Heiligen Geist als Verbindung zu Jesus, als Beistand für die Jünger , als Tröster wie Luther übersetzt, verheißt. In diese Richtung versteht sich auch die Auswahl des Wochenliedes "Heilger Geist, du Tröster mein" (EG 128) oder "O komm, du Geist der Wahrheit" (136). Der Wochenspruch Joh 12,32 beschäftigt sich mit dem Thema Fortgang Jesu, seiner Erhöhung und gleichzeitig der Frage nach einer bleibenden Verbindung für seine Nachfolgerinnen und Nachfolger.

Diese Frage ist heute ebenso aktuell. Wo erleben Christen heute die Nähe zu Jesus Christus? Welche Verbindung haben wir zu ihm? Wo ist sie spürbar? Wo sind wir individuell, aber auch als Gemeinschaft und Gemeinde auf Stärkung und Trost durch den Heiligen Geist angewiesen?

Zum Predigttext

Die Verheißung Jer 31,31-34 wird nicht dem Propheten Jeremia zugeschrieben, sondern einer späteren Redaktion, die diese Heilsansage jedoch eng mit der Botschaft Jeremias verknüpft. Sie nimmt gleichsam die Einsichten und Erfahrungen des Propheten auf. Ein Geschichtsrückblick V32 macht deutlich, dass der alte Bund mit den Vorfahren, der auf der Erfahrung der Befreiung aus Ägypten basierte, vom Volk gebrochen wurde. Doch Gott gibt nicht auf. Gott kündigt an, mit ihm einen neuen Bund zu schließen und verpflichtet sich selbst. Die Voraussetzung und bleibender Grund für diesen neuen Bund wird am Ende in V34 genannt: Vergebung durch Gott. Die Vergangenheit darf ruhen, Gott selbst schafft eine Zukunftsperspektive.

Dieser neue Bund wird unzerstörbar sein, dafür wird Gott selbst sorgen. Er kündigt an, dass er sein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben wird. Keine Übertragung, keine Vermittlung seiner Gebote ist mehr nötig, ja, kein Ungehorsam möglich. Dieses Gottesverhältnis wird direkt ins menschliche Herz eingeschrieben sein. Es ist unzerstörbar. Göttlicher und menschlicher Wille werden eins.

Den Gedanken eines neuen Bundes finden wir aus christlicher Sicht im Abendmahl wieder. Im Abendmahl ist Jesus Christus im Heiligen Geist gegenwärtig. Er lädt ein zur Gemeinschaft mit ihm und als Gemeinde untereinander. In der Darstellung von Lukas und Paulus greift Jesus in den Einsetzungsworten beim letzten Mahl mit den Jüngern auf Jer 31 zurück: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut“ (Lk 22,20; 1Kor 11,25).

Der alte Bund ist nicht aufgehoben, Gott hat seinerseits den Bund nie aufgekündigt. Doch er baut bei seiner Zusage des Mitseins nur noch auf seine eigene Treue, die unverbrüchlich ist. Durch den Glauben an Jesus Christus, an Tod und Auferstehung, sind wir als Christen durch unsere Taufe hineingenommen in diese besondere Gottesbeziehung.

Die Gemeinde als Leib Christi ist die Gemeinschaft, in der Jesus Christus, die Liebe Gottes, lebendig und spürbar wird. Die Taufe ist der Aufnahmeritus in diese Gemeinschaft und zugleich Ausdruck des neuen Bundes, einer unverbrüchlichen Verbindung zu Gott in Jesus Christus, die zugleich durch den Glauben auch Anteil gibt an den Verheißungen des alten Bundes (Gal 3,26.29).

Eine Taufe in der Gemeinde nach langer Gottesdienstpause ist ein zentrales Motiv in der Predigt. Ein selbstgestricktes Taufkleid nimmt das Thema „Verbindungen“ auf und schlägt einen Bogen vom Evangelium zum Predigttext und zurück zur Gemeinde.

Lieder "O komm, du Geist der Wahrheit" (EG 136)

"Ich bin getauft auf deinen Namen" (200)

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