Predigt

Mut

Dass das Evangelium so gefährlich sein kann …

PredigttextPhilipper 1,12-21 (mit exegetischen und homiletischen Hinweisen)
Kirche / Ort:Aachen
Datum:11.03.2018
Kirchenjahr:Laetare (4. Sonntag der Passionszeit)
Autor:Pfarrer Manfred Wussow

Predigttext: Philipper 1,12-21 (Übersetzung nach Martin Luther)

Ich lasse euch aber wissen, Brüder und Schwestern: Wie es um mich steht, das ist zur größeren Förderung des Evangeliums geschehen. Denn dass ich meine Fesseln für Christus trage, das ist im ganzen Prätorium und bei allen andern offenbar geworden, und die meisten Brüder in dem Herrn haben durch meine Gefangenschaft Zuversicht gewonnen und sind umso kühner geworden, das Wort zu reden ohne Scheu. Einige zwar predigen Christus aus Neid und Streitsucht, einige aber auch in guter Absicht: diese aus Liebe, denn sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums hier liege; jene aber verkündigen Christus aus Eigennutz und nicht lauter, denn sie möchten mir Trübsal bereiten in meiner Gefangenschaft. Was tut's aber? Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich darüber. Aber ich werde mich auch weiterhin freuen; denn ich weiß, dass mir dies zum Heil ausgehen wirddurch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi, wie ich sehnlich erwarte und hoffe, dass ich in keinem Stück zuschanden werde, sondern dass frei und offen, wie allezeit so auch jetzt, Christus verherrlicht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod. Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.

Exegetisch-homiletische Vorüberlegung

Ich schlage vor, den Predigttext nicht erst mit V. 15 beginnen zu lassen, sondern mit V. 12. In einem Brief an seine „Lieblingsgemeinde“ drückt Paulus seine Verbundenheit mit den Philippern aus. Es geht ihm darum, dass nur Christus verkündigt wird. Darüber kann er sich freuen, auch wenn die Beweggründe auch so mancher Gegner unterschiedlich, vielleicht sogar unlauter, sind. In einem vertraulichen Kontext müssen auch die Spitzen nicht versteckt werden (vgl. Phil. 3,2).

Paulus spricht davon, dass an seinem Leib Christus verherrlicht werde. Selbst der Tod kann dem keinen Abbruch tun. Paulus ist eingekerkert und wartet auf ein Gerichtsurteil. Sein Schicksal ist (noch) offen, sein Leben aber gefährdet. In seinem Brief lässt er die Gemeinde teilhaben an seiner „Selbstvergewisserung“, an seiner Zwiesprache mit Christus, der ihn berufen hat. Der Philipperbrief ist ein Brief aus der (Gefangenen)Zelle. Anfechtungen, die sich an diesem Ort einstellen, werden von Paulus durchsichtig gemacht. Gerade in seiner biografischen Situation wird Paulus zum Seelsorger. Auffällig ist, wie oft das Wortfeld Freude/freuen dabei dominiert (vgl. auch Phil. 2, 2; 3,1; 4,1 u.ö.).

Der Predigttext ist für den Sonntag Lätare („Freuet euch“, Jes. 66,10f.) ausgesucht, der die Mitte der Passionszeit markiert. Das österliche Weiß mit dem Violett der Passionszeit gemischt, ergibt einen rosa-Ton. Passion und Ostern treffen sich schon einmal; es ist „Halbzeit“.

Lesung und Lieder für diesen Sonntag sind wie ein Innehalten und Aufatmen – auf dem schweren Weg „hinauf nach Jerusalem“. Der Introitus nennt Jerusalem mit Namen. „Jubelt in der Stadt, alle, die ihr sie liebt. Seid fröhlich mit ihr, alle, die ihr über sie traurig wart. Saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust, trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum!“

Heute hängen manche Familien an Lätare als Zeichen der Vorfreude auf Ostern einen aus Buchs gewundenen Kranz an die Tür, der mit zwei violetten und zwei rosafarbenen Schleifen geschmückt ist. Am Karsamstagnachmittag wird der Laetarekranz mit einer weißen Schleife zwischen den rosafarbenen bestückt. So bleibt er an der Tür bis über den Weißen Sonntag.

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Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

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Heinz Janssen
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