Predigt

„Neu eingekleidet“

Die Liebe zu Gott und das neue Verhalten zu unseren Mitmenschen ist etwas „Vernünftiges“

PredigttextEpheser 4,22-32 (mit Einführung)
Kirche / Ort:Hamburg
Datum:18.10.2020
Kirchenjahr:19. Sonntag nach Trinitatis
Autor:Pastor Christoph Kühne

Predigttext: Epheser 4,22-32 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 2017)

22 Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. 23 Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn 24 und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. 25 Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. 26 Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen 27 und gebt nicht Raum dem Teufel. 28 Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann. 29 Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Gnade bringe denen, die es hören. 30 Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung. 31 Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. 32 Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

(Eigene Übersetzung Christoph Kühne)

Legt den alten Menschen und mit ihm auch eurem früheren Lebenswandel ab. War er nicht „korrumpiert“ (so im lat. Text) durch die Gier nach Illusionen?! Erneuert euch wieder im Geist eures Verstandes! Zieht den neuen Menschen an, der von Gott geschaffen ist und der Gerechtigkeit und die „Heiligkeit der Wahrheit“ kennt! Konkret bedeutet das: Legt die Lüge ab, und jeder spreche mit seinem Nachbarn die Wahrheit! Sind wir nicht alle Glieder in einem Körper? Seid zornig - aber versündigt euch nicht: die Sonne soll nicht über eurem Zorn untergehen! Und gebt dem Teufel keinen Raum: Also soll der Dieb nicht mehr stehlen. Er soll sich bemühen, mit den eigenen Händen etwas Gutes zu erwirtschaften, damit er dem geben kann, der es nötig hat. Kein hässliches Wort soll euren Mund verlassen - vielmehr ein gutes, das in der Not aufbaut und denen, die es hören, zum Segen gereicht. Betrübt nicht den Heiligen Geist, in dem ihr (durch die Taufe) zum Tag der Erlösung versiegelt seid. Entfernt jeden Dreck von Härte und Erregbarkeit, von Zorn, von Lärmsucht und „Blasphemie“! Und werdet einander liebreich, barmherzig und vergebt einander wie auch Gott euch in Christus vergeben hat! Werdet Nachahmer Gottes!

Erste Gedanken beim Lesen des Predigttextes

Schon der erste Satz ist eine Herausforderung, eine Zumutung: Als ob man so eben schnell „den alten Menschen“ ablegen könnte. Was bleibt dann? Und dann die Ermutigung, „den neuen Menschen“ anzuziehen, „der nach Gott geschaffen ist“. Als ob das so einfach wäre! Was dann folgt, klingt machbar, „vernünftig“: die Lüge ablegen für die Wahrheit, den Zorn nicht dominieren lassen, nicht stehlen. Und bitte: Kein „faules Geschwätz“! Doch zeigt sich nicht oft erst im Nachhinein, was faul und was gut ist? Dann spricht der Epheserbrief vom Heiligen Geist, mit dem wir (Christen) versiegelt seien. Für ihn tragen wir Verantwortung! Die letzten „Gebote“ sind einleuchtend: Bitte kein Gezänk sondern Freundlichkeit, Herzlichkeit und Vergebung. Abschließend: Gott habe uns in Christus vergeben - eine Deutung von Karfreitag?! Steile Theologie - gemischt mit „menschlicher“ Ethik. Wie gehen wir mit einem solchen Wort in Zeiten der Corona-Pandemie um?

Anmerkungen zum Predigttext

Der Verfasser ist nicht Paulus und hat auch keine Beziehung zu der Gemeinde (!). Eph ist ein hellenistischer Judenchrist der ersten nachapostolischen Generation. Er versteht sich aber als Schüler von Paulus. Eph ist kein Brief sondern mehr eine brieflich eingekleidete Abhandlung, geschrieben 80-100nC, möglicherweise in Kleinasien (heute: Türkei). Die judenchristlichen Anfänge sind vergessen. Die gnostischen Einflüsse werden stärker und formen ein Christentum ohne Verpflichtung zum rechten Handeln. Eph betont die Einheit der Kirche aus Juden und Heiden. Wichtig ist das richtige, gerechte Handeln in der Kirche. Daher auch die vorliegenden Tugend- und Lasterkataloge.

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Heinz Janssen
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