Predigt

Neuer Anfang

Christi Himmelfahrt - Jerusalem als Ausgangspunkt neuer Wege

PredigttextApostelgeschicht 1, 3.4.8-11
Kirche / Ort:Dortmund
Datum:05.05.2016
Kirchenjahr:Christi Himmelfahrt
Autor:Pfarrer Johannes Gerrit Funke

Predigttext: Apostelgeschichte 1, 3+4.8-11 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984) Ihnen (den Aposteln) zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes. Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt; aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.

Exegetische Skizze

Der Teil, der erzählt, wie Jesus „aufgenommen wurde“ (V.9-11), enthält mehrere Wörter aus dem Bereich visueller Wahrnehmung (Augen, nachsehen, siehe, sehen). Doch paradoxerweise wird der Auferstandene gleichsam vor menschlichen Augen diesen entzogen. Man könnte sagen, die Geschichte wird erzählt, um „das unmöglich zu Sehende zur Anschauung zu bringen“ (diese schöne Formulierung fand ich in: H.-D. Gondek/R. Hofmann/H.-M. Lohmann (Hrsg.), Jacques Lacan – Wege zu seinem Werk, Stuttgart 2001, S. 200; dort wird auf einen Aufsatz von A. Juranville verwiesen).

Mithilfe sprachlicher Querbezüge verweist der Text an mehreren Stellen auf das Lukasevangelium zurück. So findet sich etwa in V. 10+11 das griechische Verb ´poreuesthai`, mit dem bei Lk ein ums andere Mal die Wege Jesu durch das Land gekennzeichnet werden. Das Wort, mit dem ausgesagt wird, dass der Auferstandene „aufgenommen wurde“ (V.11; vgl. V.2 ), klingt bereits Lk 9, 51 an. Die Wolke in der Himmelfahrtsgeschichte ruft die Wolke aus der Geschichte von Jesu Verklärung in Erinnerung. Mithilfe dieser und anderer sprachlicher Querbezüge erzählt die Geschichte Zug um Zug im Gegensinn zu einer Wahrnehmung der Wege Jesu durch das Land, bei der menschlichen Augen Jerusalem als deren Endstation erscheinen muss. Dem stellt sie entgegen, wie dieser Ort zum Ausgangspunkt neuer Wege geworden ist, auf die der Auferstandene weist (V. 8). Dieser Vers wird zum Schlüssel des Textes. In ihm werden die Jünger auf einen Weg eigener Berufung gesandt, welche über die Kraft des Heiligen Geistes an die einzigartige Berufung Jesu zum „geliebten Sohn“ (Lk 3,22; 9,35) angeschlossen ist.

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Heinz Janssen
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