Predigt

Neujahr 2020 Anno Domini - „So geh nun deinen Weg, ohne Angst und voll Vertrauen …“

Wo werden wir sein und wer werden wir sein?

PredigttextJohannes 14, 1 – 6 (mit homiletischer Reflexion und liturgischen Texten)
Kirche / Ort:74834 Elztal- Dallau
Datum:01.12.2019
Kirchenjahr:Neujahrstag
Autor:Pfarrerin i.R. Birgit Lallathin

Predigttext: Johannes 14, 1 – 6 (Übersetzung nach Martin Luther)

Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin. Und wo ich hingehe, den Weg wisst ihr.

Spricht zu ihm Thomas: „Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen?“ Jesus spricht zu ihm: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich“.

Hinführung zum Text

Johannes 14, 1 – 6 gehört zu den Abschiedsreden Jesu. Vom Evangelisten Johannes für die johanneische Gemeinde als Trostrede konzipiert. Sie steht am Beginn der eigentlichen Passion, nach der Feier des Passahmahles und des für Johannes zentralen sakramentalen Zeichens der Fußwaschung, die ja auch einige Kirchen und kirchliche Gemeinschaften als Ritus der Vorbereitung des Osterkreises bis heute praktizieren. Ein Kontext von Trost und seelsorglicher Zugewandtheit!

Natürlich könnten an dieser Stelle exegetische Überlegungen zu Opfer bzw Selbstopfer Jesu angestellt werden. Theologisch derzeit wieder intensiv diskutiert. Nur – trifft diese Überlegung den persönlich, liebevollen Ausdruck dieser Trostrede?

Ebenso könnten sich Predigerinnen und Prediger intensive Gedanken zu den verschiedenen Ausprägungen des geschichtlichen Weges der christlichen Kirchen machen. Auch interessante Überlegungen zur (Selbst-)Offenbarung Gottes in den verschiedenen Religionen, zum Mit- statt Gegeneinander der abrahamitischen Religionen sind denkbar und hätten aktuellen Bezug. Johannes 14, 1 – 6 wäre dann am ehesten als Aufruf und Mahnung zum Frieden zu verstehen, die Ausschließlichkeit von Vers 6 dürfte in diesem Kontext keinesfalls als rechthaberisch, gar triumphalistisch dargestellt werden.

Die Predigerin hat sich, entgegen ihrem eigenen Anspruch, mit der vorliegenden Predigt bewusst gegen eine ausführliche Darstellung der Exegese entschieden. M.A. führen häufig geäußerte und geteilte theologische Richtigkeiten in einer Predigt zum Neujahrstag vielleicht zur gelungenen Selbstdarstellung der Pfarrer*innen oder Prädikant*innen als gelehrte Exegeten, aber erreichen nicht die Erwartung und Hoffnung der hörenden Gemeinde- die in der Regel ja auch kaum zu einem vorherigen oder nachträglichen Predigtgespräch zusammen kommt.

M.E. kommen am Neujahrstag die Menschen zur Kirche, die gerade nicht! sehr intensiv und ausgelassen Silvester gefeiert haben, sondern ihre Sorgen und Nöte im Herzen tragen. Ihnen soll die Predigt gerecht werden.

Das Jahr 2020 beginnt in einer Phase großer Verunsicherung weiter Kreise in der Gesellschaft: Die gescheiterte Klimakonferenz von Madrid bedrückt nicht nur junge Menschen, die Verantwortung und Verantwortungslosigkeit bisher vom Wohlstand „verwöhnter“ Zeitgenossen in unserer Weltregion bewegt Gehirne und Gemüter. Gewohntes scheint zu zerbrechen, fest Etabliertes und als Friedensordnung Erreichtes wie die EU scheinen durch Brexit und wieder erwachtem Chauvinismus gefährdet.

Wer mit diesen und zudem noch mit persönlichen Sorgen schwerem Herzen mit Zukunftssorgen das Jahr 2020 beginnt, sucht den Segen Gottes auf seinem und ihrem Weg.

Der seelsorgliche Ton, das Mitgehen Jesu auf dem Weg der Menschen als Weg des Segens, wohin er auch immer führen wird, soll in der Predigt hörbar und erfahrbar werden.

Eine kleine Sammlung geeigneter Texte sei an dieser Stelle eingefügt:

Gebet von Jörg Zink, (Wie wir beten können S. 185)

Ich weiß Herr, dass du mich nicht am Leid vorbei führst, aber du führst mich hindurch.

Und wenn ich im finsteren Tal wandere und deine Hand nicht finde, so fürchte ich doch kein Unglück, denn du bist bei mir.

Ich vertraue dir, Herr und Vater, auch wenn ich nichts verstehe.

Ich überlasse mich dir. Tu mit mir, was du willst.

Ich lege mich in deine Hand und danke dir, wenn ich immer besser lerne, dies und sonst nichts zu wollen.

Einzig dies wünsche ich, dass dein Wille sich an mir erfüllt.

Gedicht von Mascha Kaleko

Jage die Ängste fort - und die Angst vor den Ängsten.

Für die paar Jahre wird wohl noch alles reichen.

Das Brot im Kasten – und der Anzug im Schrank.

Sage nicht mein- Es ist dir alles geliehen.

Lebe auf Zeit und sieh, wie wenig du brauchst.

Richte dich ein – und halte den Koffer bereit.

Es ist wahr, was sie sagen: was kommen muss, kommt.

Geh dem Leid nicht entgegen.

Und ist es da, sieh ihm still ins Gesicht.

Es ist vergänglich wie Glück.

Erwarte nichts. – und hüte besorgt dein Geheimnis.

Auch der Bruder verrät, geht es um dich oder ihn .

Den eigenen Schatten nimm zum Weggefährten.

Feg deine Stube wohl- und tausche den Gruß mit den Nachbarn.

Flicke heiter den Zaun – und auch die Glocke am Tor.

Die Wunde in dir halte wach – unter dem Dach im Einstweilen.

Zerreiß deine Pläne.

Sei klug - Und halte dich an Wunder.

Sie sind schon lang verzeichnet im großen Plan.

Jage die Ängste fort und die Angst vor den Ängsten.

Lied zu „Perlen des Glaubens“ von Clemes Bittlinger

Refrain:

Und so geh nun deinen Weg, ohne Angst und voll Vertrau’n.

Dass du nicht allein gehst, darauf kannst du bau’n.

*Gottes guter Segen zieht mit dir durch’s Land.

Und auf allen Wegen hält dich seine Wand. (Wh ab *)

Du bist seine Perle, Gottes Schatz bist du. Du bist einzigartig und nur du bist du. Niemand kann so lachen, niemand weint wie du. Wenn es dich nicht gäbe, fehlen würdest du.

Du bist in der Wüste, in der Dunkelheit, niemals ganz verlassen, denn für alle Zeit wird der gute Hirte schützend bei dir sein. Auch in schweren Zeiten bist du nicht allein.

EG (Baden) 591 Ein Tauflied von 1973, T: Karl Barth und Peter Horst, Melodie: EG 161

Kind, du bist uns anvertraut, wozu werden wir dich bringen?Wenn du deine Wege gehest, wessen Lieder wirst du singen?Welche Worte wirst du sagen und an welches Ziel dich wagen?

Kampf und Krieg zerreißt die Welt. Einer drückt den anderen nieder. Dabei zählen Macht und Geld, Klugheit und gesunder Glieder. Mut und Freiheit, das sind Gaben, die wir bitter nötig haben.

Freunde wollen wir dir sein, sollst des Friedens Brücken bauen. Denke nicht, du bist allein, kannst der Macht der Liebe trauen. Taufen dich in Jesu Namen. Er ist unsere Hoffnung, Amen

Ein irischer Segen (Quelle?)

Gott segne mir die Erde, auf der ich stehe. Gott segne mir den Weg, auf dem ich gehe. Du Immerdar und Immerdar, segne mich auch, wenn ich raste. Segne mir das, was mein Wille sucht, segne mir das, was meine Liebe braucht, segne mir das, worauf meine Hoffnung ruht. Du König der Könige, segne meinen Blick.

Lieder:

EG 58 Nun lasst uns gehen und treten - EG 61 Hilf Herr Jesu, lass gelingen - EG 64 Der du die Zeit in Händen hast

In „Wo wir dich loben, wachsen neue Lieder, Anhang zum EG der Badischen Landeskirche:

116 Da wohnt ein Sehnen tief in uns - 189 Segenslied: Sei behütet auf seinen Wegen

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Die mit exegetischen Impulsen, Gebeten und einem Essay zu "Exegese und Homiletik" verbundenen Auslegungen wissen sich in einer weltweiten Communio, die "aus den Quellen des Heils" schöpft (Jesaja 12,3)... mehr lesen

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Heinz Janssen
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