Predigt

Österliches Lied

Nirgendwo sonst hat Gott in unserer Welt so eingegriffen wie bei der Auferweckung Jesu Christi von den Toten - das feiern wir am Osterfest

Predigttext1. Samuel 2,1-10
Kirche / Ort:Hille-Hartum (b. Minden)
Datum:08.04.2012
Kirchenjahr:Ostersonntag
Autor:Pfarrer Hartmut Frische

Predigttext: 1.Samuel 2,1-10 (Übersetzung nach Martin Luther, Revision 1984)

(1) Und Hanna betete und sprach: Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN, mein Haupt ist erhöht in dem HERRN. Mein Mund hat sich weit aufgetan wider meine Feinde, denn ich freue mich deines Heils. (2) Es ist niemand heilig wie der HERR, außer dir ist keiner, und ist kein Fels, wie unser Gott ist. (3) Lasst unser großes Rühmen und Trotzen, freches Reden gehe nicht aus eurem Munde; denn der HERR ist ein Gott, der es merkt, und von ihm werden taten gewogen. (4) Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke. (5) Die satt waren müssen um Brot dienen, und die Hunger litten, hungert nicht mehr. Die Unfruchtbare hat sieben geboren, und die viele Kinder hatte, welkt dahin. (6) Der Herr tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf. (7) Der HERR macht arm und wieder reich; er erniedrigt und erhöht. (8) Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Thron der Ehre erben lasse. Denn der Welt Grundfesten sind des HERRN, und er hat die Erde darauf gesetzt. (9) Er wird behüten die Füße seiner Heiligen, aber die Gottlosen sollen zunichtewerden in Finsternis; denn viel Macht hilft doch niemand. (10) Die mit dem HERRN hadern, sollen zugrunde gehen. Der Höchste im Himmel wird sie zerschmettern, der HERR wird richten die Welt. Er wird Macht geben seinem Könige und erhöhen das Haupt seines Gesalbten.

Vorüberlegungen

Wir saßen als Studenten im Bonner Theologischen Stift zusammen und diskutierten über die Frage: „Was kommt nach dem Tode?“ Einer hatte gesagt: „Nichts!“ Darauf fragte ihn ein anderer: „Was sagst du denn einem sterbenden Menschen?“ Die Antwort: „Ich tröste ihn mit dem Satz: ‚Du hast gelebt!‘ Das muss reichen!“ Sicher hat das Alte Testament Formulierungen, bei denen es so aussieht, als gäbe es in ihm die Vorstellung von der Auferstehung der Toten nicht. Von Jakob heißt es: Er „verschied und wurde versammelt zu seinen Vätern“ (1. Mose 49,33). In Psalm 6 wird gebetet: „Denn im Tode gedenkt man deiner nicht; wer wird dir bei den Toten danken?“ (V.6) Aber dann erzählt die Hebräische Bibel doch von Henoch und Elia, die nicht gestorben sind, die Gott vielmehr hinweg genommen hat in seine Welt (1. Mose 5,24; 2.Kön 2,11). Die Propheten Elia und Elisa haben Tote auferweckt (1.Kön 17,21f; 2. Kön 4,34).

Für jeden Tag im Osterfestkreis hat der liturgische Kalender unserer Kirche alttestamentliche Predigttexte: Jona 2 und Hes 37,1-14 am Karsamstag, Jes 26,13-19 für die Osternacht, Jes 25,8-9 für den Ostermontag, Jes 40,26-31 für den 1. Sonntag nach Ostern und eben 1. Sam 2,1-11 für den Ostersonntag. Hans-Joachim Kraus erzählt von seinem Studium bei Julius Schniewind: „Oft wurden wir auf den Anhang des Nestle-Textes aufmerksam gemacht, in dem die vom Neuen Testament aufgenommenen alttestamentlichen Stellen vermerkt sind. Schniewind pflegte zu sagen: ‚Und dieses Stellenregister nennt nur einen kleinen Bruchteil dessen, was tatsächlich an Beziehungen auf das Alte Testament im Neuen Testament nachweisbar ist!’ …In der Schule der Bibel kommt der Theologe unvermeidlich ins Wandern: vom Alten zum Neuen Testament und wieder zurück“ (H.-J. Kraus, Julius Schniewind, Charisma der Theologie, Neukirchen-Vluyn, 1965, S. 104). Deshalb ist es unverzichtbar, mit seiner Gemeinde am Tage der Auferweckung Jesu das Alte Testament aufzuschlagen.

Wir tun gut daran, auf jüdische Ausleger unserer Zeit, wie Martin Buber es war, zu achten. Er schreibt vom Volk Israel: „Die eine Erfahrung, die es als Volk macht, ist die des Wandernden: Unser Gott geht uns voran, wir gehen ihm nach, der Weg ist sein Weg, es ist an uns, ihm zu folgen“, dann: „den Künder, den Nabi, redet sein Gott an und redet durch ihn sein Volk an. Er spricht durch ihn je und je seine ‚Weisung‘ (thora), seine Wegweisung aus, die ja der jeweiligen Interpretation durch den Menschenmund bedarf. Er holt den von ihm Berufenen aus der natürlichen Ruf-Taubheit des Menschen hervor, immer neu ‚weckt er ihm das Ohr‘ (Je 50,4), dass er als treuer ‚Lehrling‘ das zu Vernehmende vernehme“ (M.B. Der Glaube der Propheten, Heidelberg 1984, S.11). Wo Gisela Kittel das Wesen der Hymnen des jüdischen Volkes beschreibt, da zitiert sie ihren Lehrer: „Nach Claus Westermann ist hier die Grunderfahrung ausgesprochen, die in allen Hymnen lobend bezeugt wird. ‚Das ist unser Gott, der majestätisch Erhabene, der nicht in seiner Erhabenheit bleibt, sondern in unsere Tiefe hinabsieht. Das ist der Gott, der das Schreien der Kinder Israel in der Knechtschaft gehört hat und herabgekommen ist, sie zu befreien. Das ist der Gott, den Hanna, die Mutter des Samuel, aus der Tiefe ihrer Verzweiflung angefleht und der sich ihr zugeneigt hat‘“. G. Kittel weist dann auf den 113. Psalm und auf 1. Sam 2,2-6 hin. (G. K., Der Name über alle Namen I, Biblische Theologie / AT, Göttingen 1993, 2. Auflage, S. 78)

Claus Westermann selbst stellt heraus: „Dieser Satz: ‚Gott erhöht und erniedrigt‘ als Zusammenfassung des beschreibenden Lobes zeigt von einer anderen Seite her, dass in solchem Loben nicht ein seiender, vorhandener Gott gelobt wird, sondern der in der Geschichte eingreifende“ (C.W., Lob und Klage in den Psalmen, Göttingen 1977, 5.Auflage, S. 93). Nirgendwo sonst hat Gott in seiner Einzigartigkeit und Souveränität in unserer Welt so eingegriffen wie bei der Auferweckung seines Sohnes Jesus Christus. Das feiern wir Christen am Osterfest, und das sollen und wollen wir in unseren Gottesdiensten verkündigen. Deshalb können wir einem Sterbenden sagen: „Das Schönste kommt noch!“ und „Es geht heimwärts!“

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